Veranstaltung


transmediale.06

3. bis 7. Februar

Ausstellungen bis 19. März

Nach vier erfolgreichen Jahren im Haus der Kulturen der Welt haben die dort bevorstehenden Renovierungsarbeiten die transmediale bewegt, das Festival dieses Jahr in der Akademie der Künste zu veranstalten.

Die transmediale erkundet auch in ihrem 19. Jahr, wie sich Kunst und Gesellschaft verändern unter dem Einfluss von Medien und Technologien, die in unserem Alltag mit großer Selbstverständlichkeit immer mehr Raum einnehmen. Auch in der Gegenwartskunst sind digitale Medien wie Video und elektronische Netzwerke inzwischen so weit verbreitet, dass eine strenge Definition der ‘Medienkunst’ heute kaum noch möglich scheint. Die Veranstalter haben sich deshalb entschlossen, den Untertitel des Festival umzubenennen: die transmediale heisst nicht mehr ‘international media art festival’, sondern ‘festival for art and digital culture’. Diese Bezeichnung soll den Schritt heraus aus der Nische ‘Medienkunst’ demonstrieren, gleichzeitig aber auf das Spannungsfeld von Kultur und digitalen Technologien hinweisen, das weiterhin die Haupttriebfeder des Festivals darstellt.

Das Thema der transmediale.06 - REALITY ADDICTS und die Ausstellung SMILE MACHINES

"Reality Addicts" lautet das Motto der kommenden transmediale.06. Realitätssucht als grundsätzlich positive Einstellung zur Wirklichkeit findet ihren stärksten Ausdruck im Humor. Dessen kritische, subversive Kraft, die Regeln sprengt und die Grenzen des rein Funktionalen überwindet, ist auch Thema einer großen und spektakulären Ausstellung mit dem Titel SMILE MACHINES, die Medienkunst zum Thema Humor aus vier Jahrzehnten zeigt.

Die Ausstellung präsentiert in rund 50 künstlerischen Arbeiten eigenwillige Blicke auf die Rolle von Ironie, Übertreibung und technischem Versagen in unserer von Technologien geprägten Zeit. Neben historischen und noch nie in Deutschland gezeigten Werken von Nam June Paik und Robert Filliou liegt der Schwerpunkt der Show auf zeitgenössischer Medienkunst: hilflose Roboter, interaktive Installationen sowie überraschende Video- und Netzkunst.

Sechs Nominierungen für den transmediale.06 award hat eine internationale Jury ausgesprochen, der Kazunao Abe (Japan), Marcos Boffa (Brasilien), Nuria Enguita Mayo (Spanien), Honor Harger (Großbritannien) und Christian Hübler (Schweiz) angehören. Der transmediale award wird auch 2006 wieder von der Firma AVM gesponsort und am 6. Februar verliehen.

Die Ausstellung SMILE MACHINES wird gleichzeitig mit dem Festival eröffnet und ist dann bis zum 19. März 2006 zu sehen.

SMILE MACHINES - The Exhibition

In Verbindung mit der transmediale.06 präsentiert SMILE MACHINES rund 30 zeitgenössische und historische Arbeiten, die das Verhältnis zwischen Kunst, Humor und Technologie reflektieren. Anne-Marie Duguet, Professorin für Medienkunst an der Sorbonne in Paris, hat als Kuratorin der Ausstellung das kritische Potenzial des Humors in unterschiedlichen künstlerischen Strategien untersucht. Hierbei geht es um die Auseinandersetzung mit dem Kunstsystem ebenso wie um Reflexionen über Technologie und Gesellschaft.

Eingangs interpretieren Arbeiten von Nam June Paik ("The Thinker") und Les Levine ("I Am an Artist") ironisch die Rolle und das Selbstverständnis des Künstlers. Antoni Muntadas Installation "Slogans" dekonstruiert Werbebotschaften und entlarvt ihre Tautologie als Strategie der Macht, während sich bei Robert Fillious Video "And so on, End so soon: Done 3 Times" durch die variierte Wiederholung das subversive Element aufzeigt.
Christian Möllers Video-Installation "Cheese" ist ein zynischer Beitrag zur Medien-kritik: Sechs Schauspielerinnen wurden gebeten, vor der Kamera so lange wie mög-lich ein Lächeln aufzusetzen, das von einem Emotionserkennungssystem beobachtet wurde. Ein Abfall an "Fröhlichkeit" löste Alarm aus, der zu mehr "Ernsthaftigkeit" gegenüber der Aufgabe aufrief.Schwarzer Humor ist bei SMILE MACHINES vor allem Frauensache: In Eva Meyer-Kellers Video-Serie "Death is Certain" werden Kirschen gefoltert, gevierteilt, vergiftet und auf weitere, bös einfallsreiche Weise verunstaltet. Tamy Ben-Tors Video-Reihe "Hitler, The Horror and The Horrah" ist Dokumentarfilm-Parodie und Musikrevue der besonderen Art für den "inneren Hitler" in jedem von uns.

Die "Collection de proverbes" von Annette Messager zeigt frauenfeindliche Sprüche als Stickerei auf Tuch in schlampiger Ausführung - eine Parodie auf das traditionelle Verständnis von weiblichen Tugenden.
Schwarzer Humor ist bei SMILE MACHINES vor allem Frauensache: In Eva Meyer-Kellers Video-Serie "Death is Certain" werden Kirschen gefoltert, gevierteilt, vergiftet und auf weitere, bös einfallsreiche Weise verunstaltet. Tamy Ben-Tors Video-Reihe "Hitler, The Horror and The Horrah" ist Dokumentarfilm-Parodie und Musikrevue der besonderen Art für den "inneren Hitler" in jedem von uns.

Die "Collection de proverbes" von Annette Messager zeigt frauenfeindliche Sprüche als Stickerei auf Tuch in schlampiger Ausführung - eine Parodie auf das traditionelle Verständnis von weiblichen Tugenden.
Zwei Roboter als sinnentleerte und pervertierte Karikaturen ihrer Gattung werden die Besucher der Ausstellung belästigen: Simon Pennys "Petit Mal" ist mit einer neu-gierigen "Persönlichkeit" programmiert, die eben auch ein Quantum Unvorherseh-barkeit enthält. Der "Helpless Robot" von Norman White dagegen scheint mitleiderregend, denn er kann nichts - außer um Hilfe zu bitten. So dreht die vermeintlich hilflose Maschine den Spieß um und macht den Menschen zu ihrem Diener.

transmediale.06: Award

Nominierungen

Markus Kison (de) - "Roermond-Ecke-Schönhauser"
Webcams zeichnen eine Flut von Bildern auf, die niemand verarbeiten kann. Markus Kison hat vier Webcams in Dänemark, Amsterdam, Berlin und Roermond ausfindig gemacht und sie mithilfe einer besonderen Spiegelkonstruktion und plastischen Modellen zu filmischen 3D-Installationen nachgebaut. Die virtuelle Existenz dieser fernen Orte verwandelt sich auf diese Weise in eine materielle - zum Anfassen nah.

Agnes Meyer-Brandis (de) - "Eisberg-Sonde / SGM-Iceberg-Probe"
Agnes Meyer-Brandis hat eine überraschende Entdeckung gemacht: unter den Eislaufhallen Deutschlands gibt es unterirdische Eisbergvorkommen! Diese geologische Sensation erforscht sie mit ihrer "SGM-Eisberg-Sonde" und einem mobilen Bohrloch. Die simulierte Sondentauchfahrt in 120m Tiefe zeigt eine Mischung aus real existierenden antarktischen Eisbohrlöchern und fiktiven Bewegtbildern in Echtzeit auf einem externen Monitor.

Yuko Mohri, Soichiro Mihara (jp) - "Vexations - Composition in Progress"
Das Stück "Vexations" von Erik Satie soll das längste aller Musikstücke sein und den Beginn der minimal music markieren. Yuko Mohri und Soichiro Mihara benutzen es, um verschiedene Installationsräume als Sound Medium zu gestalten: jedes Geräusch, das die Besucher im Ausstellungsraum äußern, wird von einem Mikrofon aufgenommen, in eine Mididatei umgewandelt und als Klavierton wiedergegeben. Über den Ausstellungszeitraum hinweg entsteht aus dem bekannten Thema von Satie ein vollkommen neues Musikstück.

Platoniq (es) - "Burn Station"
"Burn Station" ist eine mobile Kopierstation, mit der man sich Musik- und Audiodaten anhören, heraussuchen und kostenlos vervielfältigen kann - und das auch noch völlig legal, denn das nicht-kommerzielle Projekt funktioniert nach den neuesten Bestimmungen zum freien Vertrieb von Audiofiles im Internet. Der soziale Faktor und die Idee des Internets als ein Gemeinwesen liegt den Künstlern, Aktivisten der "copyleft"-Bewegung, besonders am Herzen.

Andres Ramirez Gaviria (co/at) - "-./"
Dieses sechsminütige Video benutzt Morsecodes, um die Angaben aus dem Index des Buches “Punkt und Linie zu Fläche” von Wassily Kandinsky audiovisuell darzustellen. Abstrakte Elemente wie Linie, Fläche und Form werden mit den konstruierten Bedeutungen der Morsecodes verbunden und eröffnen eine neue Lesart von Kandinskys Text.

Ubermorgen.com feat. Alessandro Ludovico vs. Paolo Cirio (at/it) -
"GWEI - Google will eat itself"
Ubermorgen.com hat Google den Kampf angesagt: Mit dem Geld, das sie von Google für Werbefenster auf fiktiven Internet-Seiten erhalten, kaufen sie Aktienanteile der Firma, die mittlerweile mehr wert ist als alle Schweizer Banken zusammen. Das Ziel: durch die Schwachstelle im Werbesystem das Unternehmen zu übernehmen - finanziert mit deren eigenen Geldern.

Lobende Erwähnungen:
Yves Coussement (be) - "Insert the Name of the City Here"
Manuel Saiz (es/uk) - "Specialized Technicians Required: Being Luis Porcar"
Jan-Peter E.R. Sonntag (de) - "612.43WEISS"
Claudia X. Valdes (cl/us) - "192:291"
Mai Yamashita, Naoto Kobayashi (jp) - "When I wish upon a star"


Berlin Redaktion, 29. Januar 2006
ID 00000002220
Akademie der Kuenste
Klosterstr. 68-70
10179 Berlin
Tel. 030-24749761, Fax 030-24749814

Weitere Infos siehe auch: http://www.transmediale.de