KÜNSTLERPORTRÄTS:
Jan de Weryha-Wysoczański
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Jan de Weryha-Wysoczański Alles Holz
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JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Ohne Titel, 1997, Material: Ahorn,
Maße: 125 x 15 x 463 cm
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Bianca Fischer
Jan de Weryha-Wysoczański: Alles Holz - Eine Hommage an Mutter Natur
Harburger Anzeigen und Nachrichten vom 22. August 2002
Harburg. Inmitten der Industrieruinen, unweit vom Harburger Bahnhof, zieht ein Hauch von Leben durch die sonst menschenleere Gegend. In den Hallen des ehemaligen DB-Ausbesserungswerks eröffnet sich ein gigantischer Kunstraum. Der Bildhauer Jan de Weryha-Wysoczański verwandelt hier das Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes in einen Ort zeitgenössischer Kunst. Aus der Halle zieht der Duft von frisch geschlagenem Holz.
Der graue Betonboden ist übersät mit Holzscheiten - fein säuberlich zu Kreisen und Quadern gestapelt, zusammengesetzt zu hölzernen Wandtafeln und abstrakten Raumskulpturen – und mittendrin der Künstler selbst. Im ersten Moment erinnern die Holzkreise an die Steinkreise des Land-Art-Künstlers Richard Long, im zweiten wird klar, dass sie dem entgegen stehen. Im Gegensatz zu Long ist Jan de Weryha-Wysoczański kein Sucher und Finder, er bearbeitet die Holzstämme mit Motorsäge, Axt und Stechbeitel und hinterlässt Bearbeitungsspuren auf dem Holz. Die Motorsäge zerstört für ihn dabei nicht den Charakter des Holzes, „sie offenbart vielmehr das zunächst unsichtbare hinter der dicken Rinde“ – verweist also auf den Kern und bringt die Struktur der Hölzer ans Tageslicht. Inspirationsquelle für die Anordnung der Holzscheite sind Tannenzapfen, Ameisenhaufen, Bienennester sowie die Stapeltechnik der Bauern zum Trocknen von Brennholz. Ähnlich wie bei der Erfindung neuer Technologien werden die Grundmuster der Natur zum Vorbild der Kunst.
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Ohne Titel, 2000, Material: Holzrinde,
Maße: 90 x 34 x 90 cm
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JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Ohne Titel, 2000, Material: Weide,
Maße: 90 x 35 x 90 cm
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Wie in einer Kathedrale zelebriert der Künstler in Halle 3 des alten Ausbesserungswerk das Material Holz. Er errichtet eine Hommage an Mutter Natur und erinnert zugleich an die menschliche Verbundenheit mit ihr. Das Ur-Element Holz wird zum lebendigen Zeichen, es strahlt etwas aus und spricht für sich. Der in Danzig geborene Deutsche Jan de Weryha-Wysoczański lebt bereits seit 22 Jahren in Hamburg. Er hat an zahlreichen internationalen Kunstwettbewerben und Ausstellungen erfolgreich teilgenommen. Seit vier Jahren werkelt, konzipiert und präsentiert er im Harburger Ausbesserungswerk. Von Harburg aus geht er in alle Welt. Derzeit führt ihn sein Weg nach Brunnen in die Schweiz. Als einer von acht Künstlern wird er dort eine Woche lang ein Freiluft-Atelier direkt am Wasser beziehen, wo Schaulustige ihm bei der Arbeit erleben können.
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Ohne Titel, 1997, Material: verschiedene Hölzer,
Maße: 106 x 28 x 140 cm
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JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Ohne Titel, 2000, Material: verschiedene Hölzer,
Maße: 195 x 15 x 195 cm
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Ein Fahrzeug voll Holz geht mit auf die Reise, denn Weryha-Wysoczański würde „niemals einen gesunden Baum für die Kunst fällen“. Deshalb ist er auch die „Komplizenschaft“ mit den Behörden eingegangen, die ihn dann und wann mit Holz von kranken oder umgestürzten Bäumen beliefern.
Weryha-Wysoczański ist vermutlich einer der ökologischsten Künstler seiner Zunft. Zum einen bedient er sich nur des Materials, das die Natur preis gibt, zum anderen verzichtet er bei der Verarbeitung auf Farben, Lacke und Chemie. Außer den vom Holzkäfer befallenen und morschen Stämmen gibt es bei seiner Arbeit keinen Abfall.
Bianca Fischer
Jan de Weryha-Wysoczański
EIN PAAR WORTE ÜBER MEINE NEUESTEN ARBEITEN „HÖLZERNE TAFELN“
Meine künstlerischen Überlegungen in den letzten Jahren konzentrieren sich auf der Erforschung des Materials Holz, auf dem Begreifen seiner Struktur und seines Kernes, was zum denkbar höchsten Zustand führt, welcher auf der Zelebrierung des Archaischen im Holz beruht. Alles fängt hier mit der Frage an, welche technischen Materialbearbeitungsmittel stehen dem Künstler zur Disposition und in welchem Ausmaß. Nach einer durchgeführten Analyse stellt sich heraus, in welcher Weise die benutzten Werkzeuge Spuren in den Holzstrukturen hinterlassen. Das Material verändert sich in einem bestimmten Sinne auf Grund einer Intervention von außen. Eine andere Version dieses Szenarios ist hier nicht möglich.
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Hölzerne Tafel, 2002, Material: Weidenholz, Fichte
verkohlt, Nägel, Maße: 360 x 190 x 28 cm
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Ich fange intuitiv mit folgender Fragestellung an: Inwiefern darf man mit dem Eingriff das Material beeinflussen, so dass es seine Identität nicht verliert. In der Praxis funktioniert dies durch die Einführung von strengen Regeln, die der Künstler in seiner empirischen Auseinandersetzung mit der Natur aushandeln muss. Es entstehen dann bestimmte Rhythmen, aber auch eine gewisse Monotonie. Diese beiden Erscheinungen thematisiere ich in einer anhaltenden Hervorhebung, welche mit einer pulsierenden Balance überrascht. Parallel dazu führe ich eine bestimmte Geometrie ein, voll von sachlichen Ausdrucksweisen, die mich bei der Minimal Art beeindrucken. Auf der anderen Seite interessiert mich das individuelle unwiederholbare Geflecht von künstlich geschaffenen, aber natürlich wirkenden Holzoberflächen, die kaum erkennbare Spuren der Werkzeugintervention bemerken lassen. Dieses ständige Geben und Nehmen zwischen der Natur und dem Künstler wird zu einem höchst sublimen und durchdachten Austauschprozess, der zur Grundlage meiner Handlungen wird, und die mir immer wieder auf überraschende Weise ganz neue Lösungsmöglichkeiten eröffnen.
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Hölzerne Tafel, 2002, Material: Rinde, Holz,
Maße: 253 x 200 x 11 cm
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Im ersten Moment wirkt die geschaffene, vollkommen funktionierende Harmonie scheinbar monoton. In dem Augenblick erst, wo plötzlich die warmen Farben von Waldhonig bis zu sanft verkohltem Holz, die Verschiedenheit des Materials von der Rinde bis zu den vielfältigen Holzarten, die sichtbaren Arbeitsspuren der eingesetzten Werkzeuge und die entstehenden Lichtreflexe hervortreten, verändert sich die Situation radikal in eine leidenschaftlich lebende und vibrierende fabelhafte Erzählung. Manche bis zu zehn Quadratmeter großen hölzernen Tafeln sind riesig, reliefähnlich, archaisch atmend und monumental wirkend und zeugen von Kraft und Erhabenheit. Jene neuen Wandarbeiten fallen vor allem durch eine stark entwickelte architektonische Ordnung und durch kraftvoll geladene Holzstrukturen auf, die in konkreten Rhythmen geschlossen sind. Diese sonderbare Konstellation, die unerwartete Ausdruckformen auftut, erlaubt mir aufs neue, Holz als Material zu definieren.
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Hölzerne Tafel, 2002, Material: Fichte verkohlt, Rinde,
Maße: 136 x 130 x 8 cm
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Für das Jahr 2004 bereite ich mich für die Teilnahme an einer Kunstausstellung vor, die für Ende 2004 vom Helmsmuseum in Hamburg-Harburg geplant ist. Die Idee ist: In Harburg lebende und professionell arbeitende Künstler setzen sich ein Jahr lang intensiv mit den Kunstwerken früherer Harburger Künstler auseinander. Die daraus entstehenden neuen Kunstwerke werden gemeinsam mit den alten präsentiert.
Jan de Weryha-Wysoczański
Ausstellungsprojekt 2004 Kunsthalle Wilhelmshaven
Strenges Holz
Zeitgenössische Holzskulptur im Spannungsfeld von Ordnung und Organik
Helga Weihs, Heiner Szamida, Jan de Weryha-Wysoczański
Die Kunsthalle Wilhelmshaven plant für die erste Hälfte des Jahres 2004 eine Gruppenausstellung, die Werke von drei Künstlerinnen und Künstlern versammelt. Der gemeinsame Nenner wird dabei die Arbeit mit dem organischen Material Holz sein, seinen natürlichen Eigentümlichkeiten und besonderen Werkeigenschaften, das in eine künstlerische Ordnungsgestalt gebracht wird. Das Spannungsfeld zwischen dieser jeweils sehr spezifischen künstlerischen Ordnungsgestalt und der charakteristischen Organik des Materials Holz ist das
Thema im Schaffen von Helga Weihs, von Heiner Szamida und von Jan de Weryha-Wysoczański. [...]
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Hölzerne Tafel, 2001, Material: Birkenholz, Fichte
verkohlt, Nägel, Maße: 470 x 214 x 17 cm
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In das Spannungsfeld von minimalistischer und ornamentaler Wirkung setzt Jan de Weryha-Wysoczański (geb. 1950 in Gdańsk, lebt und arbeitet in Hamburg) seine Werke durch die Bildung großformatiger Holztafelobjekte aus verschiedenfarbigen Hölzern. In seinen Arbeiten kontrastiert ein spielerischer Materialumgang mit der Monumentalität und Kraft, die von dem zum Teil roh und berindet gelassenen Holzstücken ausgeht, auf höchst eindrucksvolle Weise. Dem Pathos des urwüchsigen Stoffes setzt der Künstler seine gestalterische Fantasie entgegen, die sich dennoch stets aus den Eigenschaften des Holzes selbst entwickelt. So gleichen seine Objekte oft Bibliotheken der verschiedenen Holzcharaktere, wobei die Individualität eines jeden Elementes sich sowohl zum Eindruck eines auf die Harmonie des Ganzen abgestimmten Werkes zusammenschließt als auch diese Individualitäten stets gewahrt bleiben. [...]
JAN de WERYHA-WYSOCZAŃSKI, Hölzerne Tafel, 2001, Material: verschiedene Hölzer,
Nägel, Maße: 412 x 220 x 18 cm
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In ihren Werken setzen sich Helga Weihs, Heiner Szamida und Jan de Weryha-Wysoczański mit den Gegebenheiten des Materials Holz auf so eigenständige wie spannende Weise auseinander. Sie entwickeln jeweils ganz verschiedene und individuelle Möglichkeiten, das Verhältnis von formender Kultur zu gewachsener Natur nicht als Gegensatz sondern exemplarisch im Kunstwerk als eine Gegensätze aufhebende Grundlage menschlichen Handelns zu verstehen. Durch die Versammlung von Werken dieser drei Künstler in der Ausstellung Strenges Holz will die Kunsthalle Wilhelmshaven dieses Verständnis befördern und zur Diskussion stellen. Begleitende Vorträge, zielgruppenspezifizierte Führungen und Workshops sollen dieses Ziel ausstellungsbegleitend unterstützen.
Dr. Daniel Spanke
Führungen durch das Atelier, Schlachthofstraße 3, nach telefonischer Vereinbarung unter 0171/ 4053238. @ Informationen im Internet unter: www.de-weryha-art.de
E-Mail: jan@de-weryha-art.de
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