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CD: Besprechungen und Tips

Variationen des Abschieds

Bartók / Eötvös / Kurtág -
Kim Kashkashian, viola; Netherlands Radio Chamber Orchestra; Péter Eötvös, conductor
ECM New Series 1711 465420-2

Béla Bartók: Concerto for Viola and Orchestra
Péter Eötvös: Replica
György Kurtág: Movement for Viola and Orchstra

"...lassen Sie sich von den scheinbaren technischen Grenzen des Instruments nicht beeinflussen..", mit diesen Worten gab der Bratischst William Primrose im Januar 1945 den Anstoß zu Bartóks Bratschenkonzert und versicherte dem Komponisten: "...dass diese ( Grenzen) lediglich mit der Epoche zusammenhängen, in der die Bratsche ein "pensioniertes Instrument" war....."
Die vermeintlichen Schranken hinderten den Meister nicht daran, Skizzen zu einem anspruchsvollen Violakonzert zu entwerfen, dass von ihm selbst als stellenweise unbequem oder unspielbar bezeichnet wurde.
Bartóks früher Tod verhinderte die abschließenden Arbeiten an der Partitur. Die 17 fehlenden Finaltakte und die Übertragung der Skizzen erstellte der amerikanische Musiker Tibor Serly. Ohne die geringste Spur von Aufdringlichkeit findet die virtuos spielende Bratschistin Kim Kashkashian in die Harmoniewelt des altersweisen und todkranken Tondichters. Mit feinem Gespür hat sie einen behutsamen Zugang zu der besonderen Atmosphäre und Inhalt der Komposition erarbeitet. Die Solistin vermeidet einen vordergründig tragischen Klang des Soloinstruments und gewinnt dafür die Qualität von Wärme und Versöhnung.

Die Virtuosität der Bratschistin und ihr Einsatz für Neue Musik begeisterte auch den ungarischen Komponisten und Dirigenten Péter Eötvös, der ihr ein Werk für Viola widmete. "Replica" entstand in zeitlicher Nähe zum Opern-Erstling des Komponisten (nach Anton Tschechows "Drei Schwestern") und verarbeitet das zentrale Thema des Opernstoffes. So erklingen in dem Werk für Viola und Orchester nuancenreich und in höchster Intensität Variationen des Abschieds.

Die Bemühungen Kim Kashkashians um neue Werke für Viola führte zur intensiven Zusammenarbeit mit vielen namhaften zeitgenössischen Komponisten, unter anderem auch mit György Kurtág. Das "Movement for Viola and Orchestra" ist ein Frühwerk des Meisters der Knappheit. Im Dialog zwischen Orchester und Soloinstrument verweisen tiefe Momente lyrischer Emphase und energischer Dichte auf die Autorität Bartóks.

Die Werke der drei ungarischen Komponisten werden in dieser Zusammenstellung und Qualität der Interpretation zum mustergültigen Hörerlebnis. Das Netherlands Radio Chamber Orchestra unter der souveränen Leitung von Péter Eötvös erweist sich als einfühlsamer und ebenbürtiger Partner der Solistin.

Dank der eigenen tiefen musikalischen Hingabe Kim Kashkashians fügt sich die aktuelle CD nahtlos in die Serie ihrer epochalen Produktionen für ECM Records und sorgt dafür, dass die Viola im zeitgenössischen Musikleben noch längst nicht das Pensionsalter erreicht hat.


Charles M. Varga / 19.08.2000

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© 2000 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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