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CD-Besprechungen:

MORELENBAUM 2 / SAKAMOTO

casa

Sony Classical SK89982


Kammermusikalische Klänge eines Bossa Nova-Meisters

In seiner weniger erfolgreichen Zeit war der 1927 geborene Antonio Carlos Jobim gezwungen, seinen Lebensunterhalt als Pianist in Nachtbars zu verdienen. Mit dem Gespür für die unaufdringliche Leichtigkeit, die für eine unverbindliche Hintergrundmusik erforderlich war, entwickelte der ehrgeizige Musiker jedoch Ende fünfziger Jahre aus der Verschmelzung von Samba-Rhythmen und jazzigen Strukturen einen anspruchsvollen eigenen Stil.
Der Hit "Girl from Ipanema" machte den brasilianischen Musiker 1964 weltbekannt und etablierte den Bossa Nova zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der populären Musik.
Populär ist, was in Mode ist. Die vom Bossa Nova beseelte Musik ist nie aus der Mode gekommen und weckte zunächst bei seriösen Jazzmusikern, aber in vergangenen Jahrzehnten auch bei westlichen Popgrößen wie Paul Simon und David Byrne anhaltendes Interesse.

Das dem 1994 verstorbenen Tom Jobim gewidmete Album CASA, wurde vom namhaften Musikergespann Morelenbaum und Sakamoto produziert.
Ryuichi Sakamoto darf im besten Sinne als Popmusiker bezeichnet werden, wobei nicht übersehen werden darf, dass er als musikalischer Grenzgänger auf verschiedensten Gebieten der Musik losgelöst von Stil-Fragen oder geographischen Aspekten überzeugende Arbeit als Komponist oder als experimentierfreudiger Musiker geleistet hat. Diesmal ist der mehrfach preisgekrönte japanische Musiker (Oscar, Grammy, Golden Globe) auch als äußerst einfühlsamer Pianist zu hören.
Sakamoto bildet zusammen mit Paula Morelenbaum, die mit weichem Gesangsvortrag - entrückend und nahegehend zugleich - zu verzaubern weiß, und dem begnadeten Cellonisten Jaques Morelenbaum den kammermusikalischen Kern einer brillant produzierten Sammlung Jobim-Materials.
Bereits in den interpretatorischen Meisterleistungen des Quarteto Jobim-Morelenbaum offenbarte sich die hohe Arrangierkunst des Jaques Morelenbaum, die nun in einen erneuten musikalischen Höhepunkt edelster Zartheit gipfelt. Zu den Gastmusikern zählen neben Sohn Paulo Jobim auch Ed Motta, Luiz Brasil, Zeca Assumpcao und Marcos Suzano.
Die Hommage ist insbesondere deswegen als kostbarer Glücksfall zu werten, da auch die Haltung der handwerklich kompetenten Musiker dem Anspruch des Komponisten Jobim entspricht, der mit seinem Schaffen die Grenzen von klassischer und populärer Musik erfolgreich in Frage stellte.

In den vergangenen Jahrhunderten galt in Europa als populäre Musik, was zu Hause musiziert wurde. MORELENBAUM 2 / SAKAMOTO holen den seit 30 Jahren populären Bossa Nova in die gute Stube (CASA !) und erreichen eine nahezu als intim zu bezeichnende Atmosphäre, die einem großen Publikum unterschiedlichster Hörgewohnheiten einen relaxten Genuss bietet.

Unbedingt sind die beiden Bonus Tracks der CD zu erwähnen, da es sich um Live-Aufnahmen handelt, die das Spektrum dieser ganz besonderen Hausmusik durch die Demonstration spielerischer Interpretationskraft und spannungsgeladener Improvisation bereichern.

v. - red / 18. September 2002

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© 2002 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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