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CD-Besprechungen:

Nick Cave And The Bad Seeds: Nocturama

mute 2003



Nick Cave ist durchaus in der Lage, sein eigenes Werk kritisch zu beurteilen. Über sein 97'er Werk "The Boatman's Call", die erste Veröffentlichung nach dem Hit mit Kylie, meinte er in der Nachbetrachtung, die Platte sei eigentlich schon ganz gut, solange man sie nicht anhören müsse.
Vier Jahre später, nach einer längeren Schreibblockade erschien "No More Shall We Part" und war mehr als nur gut hörbar, war schlicht und ergreifend brillant, manchen von Caves langjährigen Hörern, die immer noch verklärt an die alten Birthday Party-Zeiten denken, jedoch zu ruhig, zu "kommerziell".
Die neue Platte "Nocturama", bereits Anfang 2002 in der freien Zeit während einer Australien-Tour entstanden, ist durchaus geeignet, auch diese Fans zufrieden zu stellen.
"Wonderful Life", das Eröffnungsstück, hätte musikalisch auch auf das vorherige Album gepasst, bietet allerdings ein gehöriges Maß an Lebenshilfe.
Es folgen zwei etwas verschrobene Liebeserklärungen, "He Wants You", vom Piano getragen, mit einer zurückhaltenden Brass-Sektion und "Right Out Of Your Hand", wo die Violine von Warren Ellis dominiert.
Mit "Bring It On" wird dann eine Schippe Kohle zugelegt. Gesanglich begleitet wird Cave hier vom großen Chris Bailey.
(Auf den Beitrag dieses Mannes und seiner Band The Saints zur zeitgenössischen Musikkultur, auf eine so grandios wie fahrlässig vergeigte Karriere muss in diesem Magazin gesondert eingegangen werden. Für Fälle wie diesen ist die unregelmäßige Rubrik "unverstanden und vergessen" in Planung.)
Mit dieser Hilfe wird ein an sich schon guter Song zum heimlichen Höhepunkt der Platte, der Text spendet Trost, die Melodie ist unwiderstehlich. "Bring it on/ every little tear/ .../ every useless fear/ .../ all your shattered dreams/ and I'll scatter them into the sea", solche Angebote erhält man nicht alle Tage.
Jetzt, nachdem man in Fahrt gekommen ist, kann man es auch richtig krachen lassen. "Dead Man In My Bed" rockt, und zwar so fies, daß es eine wahre Freude ist.
Nächster Höhepunkt nach zwei eher uninteressanten Beiträgen ist "Rock Of Gibraltar", ein episches Liebeslied für Frau Cave, vorgetragen mit Inbrunst. Ob sich allerdings "Trip To Malta" wirklich auf "Rock Of Gibraltar" reimen muß, darf angezweifelt werden.
Nach dem retardierenden Moment "She Passed My Window" folgt der furiose Abschluß mit dem wilden, schrägen "Babe, I'm On Fire". In 38 Strophen mit zum Teil recht absurden aber überaus amüsanten Reimen singt Nick Cave sich die Mandeln raus, und die Bad Seeds spielen sich angemessen den Allerwertesten ab. Aber auch dieses Stück ist als Liebeslied gedacht.
Mancher mag 14 Minuten und 47 Sekunden auf dem selben hohen Energielevel ein wenig anstrengend für alle Beteiligten finden, man braucht jedoch keine prophetischen Gaben, um zu wissen, daß hier ein neues Kultstück der Fangemeinde vorgestellt wird.
Auch wenn man es auf 's erste Hören nicht sofort bemerkt: "Nocturama" von Nick Cave And The Bad Seeds ist eine aufmunternde Platte.

j.s. - red. / 09. Februar 2003

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