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CD-Besprechungen:

Various Artists:
Good Rockin' Tonight
- The Legacy Of Sun Records
Sire








Various Artists:
This Is Where I Belong
- The Songs Of Ray Davies & The Kinks
Ryko



Eine sehr zwiespältige, für den Hörer meist wenig vergnügliche Angelegenheit, ist die Veröffentlichung sogenannter "Tribute" - Alben.

Häufig genug vergehen sich, ungebeten und ohne zu fragen, Interpreten der dritten oder gar der vierten Liga am musikalischen Werk fremder Leute, und die armen Schweine, die diese Machwerke kaufen, weil sie alles kaufen, wo der Name ihrer Lieblinge draufsteht, sind bitter enttäuscht und zweifeln einmal mehr am Zustand dieser Welt.

Anders verhält es sich mit den beiden hier vorliegenden Platten.

Zum einen steht an, den 50. Geburtstag des legendären "Sun" - Labels zu feiern, auf dem Größen wie Johnny Cash, Elvis Presley, Roy Orbison oder Carl Perkins ihre ersten Aufnahmen veröffentlichten. Hierzu machte sich eine Reihe von namhaften Interpreten, von Paul McCartney über Bob Dylan bis hin zu Sheryl Crow oder Matchbox Twenty über die Originale her, allerdings mit unterschiedlichen Resultaten.

Zum anderen liegt eine Sammlung von fremdinterpretierten Kinks - Songs vor, zu deren Veröffentlichung der große Ray Davies eigenhändig den Begleittext verfaßt hat.

"Good Rockin' Tonight" wird eröffnet von Paul McCartney, der zuletzt bei "Wetten daß..." und den Propagandaveranstaltungen anläßlich der Ereignisse des 11.September einen doch reichlich senilen Eindruck hinterließ.

Seine Version des Elvis - Klassikers "That's All Right" hält sich streng ans Original und kommt unerwartet knackig daher. Dasselbe gilt für Johnny Hallydays "Blue Suede Shoes" und Elton Johns "Whole Lotta Shakin' Going On".

Herausragend ist das Duett "Sittin' On Top Of The World" von Van Morrison und dem inzwischen verstorbenen Carl Perkins ebenso wie Bob Dylans Interpretion von "Red Cadillac And A Black Moustache". Der alte Herr Dylan, mittlerweile in seinem mindestens fünftem Frühling, greift sich den Klassiker, und so wie er ihn vorträgt, könnte er glatt von seinem aktuellen Album "Love And Theft" stammen.

Nicht gelungen und in der Belanglosigkeit sogar ärgerlich sind "Just Walkin' In The Rain" von Eric Clapton & The Impressions, sowie "Mystery Train" von Jeff Beck & Chrissie Hynde.

"Ja, wie, " fragt nun zu Recht der geneigte Leser, "sind denn auf dieser Platte nur Scheintote zu hören? Gibt es denn niemanden unter fünfzig, der sich an diesen Liedern versuchen wollte?"

Doch! Aber auch hier sind die Ergebnisse sehr durchwachsen; auffallend ist, daß die jüngeren Interpreten sich eher bemühen, den Songs eine eigene Note zu verpassen, daß sie doch recht frei mit den Originalen umgehen, was denen (und den Hörern) allerdings nicht immer bekommt.

Sheryl Crow klingt, wie sie immer klingt, und Chris Isaac kann auch nicht anders, daran ist nichts zu meckern.

Die positive Überraschung dieser Platte bieten die von mir bis dahin für eine überschätzte Langweiler - Combo gehaltenen Matchbox Twenty. Ihre live aufgenommene Version von "Lonely Weekend" ist richtig klasse, sehr kraftvoll, ohne in den Dumpfrock abzugleiten.

So! Bis hier hin kann man durchaus von einer gelungenen Zusammenstellung sprechen, aber die letzten beiden Stücke spotten dann leider jeder Beschreibung.

"Drinkin' Wine-Spo-Dee-O-Dee" von The Howling Diablos featuring Kid Rock ist genauso unsäglich primitiv und peinlich, wie man es vom bekennenden Hohlkopf und Pamela - Anderson - Beschäler erwarten konnte und hat nicht einmal einen Mitleidsbonus verdient.

Dieses Elend wird aber noch unterboten: Was die eh' schon ziemlich überflüssige Band "Live" dem Johnny Cash - Klassiker "I Walk The Line" angetan hat, ist schlicht und ergreifend eine Zumutung.


So glorreich das musikalische Schaffen der Kinks seit ihrer ersten Veröffentlichung 1964 ist, so fragwürdig sind die mannigfaltigen Versuche anderer, ihre Lieder neu aufzunehmen.

Im negativen Sinne herausragend sind die armselige, absolut geistfreie Interpretation Van Halens von "You Really Got Me" und die indiskutable deutsche Version von "Lola" des erbärmlichen Heinz Rudolf Kunze. (Warum diese Pfeife sich permanent damit brüstet, von den Kinks beeinflußt zu sein, ist mir schleierhaft, davon merkt man nichts, ich wiederhole: NICHTS!)

Und auch "Hello, I Love You" von den Doors, schamlos von "All Day And All Of The Night" abgekupfert, ist nichts anderes als eine schwache Coverversion.

"This Is Where I Belong" ist eine sehr hübsche Zusammenstellung von eher unbekannten Kinks - Songs, die von überwiegend amerikanischen Künstlern aufgenommen wurden.

Auffallend ist, daß die meisten Interpretationen sehr nah am Original bleiben, und oftmals sogar die Intonation von Ray Davies imitiert wird, was ein wenig irritierend anmutet, wenn aus dessen Nord - Londoner Akzent ein amerikanischer wird.

Was sich die Mitglieder der ansonsten sehr beachtlichen Combo Fastball gedacht haben, als sie "Till The End Of The Day" vollkommen in den Sand gesetzt haben, mag bitte ihr Geheimnis bleiben, es ist der einzige wirklich schlechte Track auf dieser Platte.

Recht medioker (falls man im Zusammenhang mit den Kinks von Mittelmaß reden kann) geraten sind "Better Things" von den Fountains Of Wayne, "Victoria" von Cracker, "Big Sky" von Matthew Sweet, von dem einfach mehr zu erwarten war, und "Waterloo Sunset" von Damon Albarn & (ausgerechnet) Ray Davies (dieses Duett entstand 1995 live während einer britschen TV - Show, ob es unbedingt auf diese Zusammenstellung mußte, darf angezweifelt werden). Diese Versionen sind in Ordnung, und sollen hier wenigstens mal erwähnt werden.

Lambchop sind gerade überall dabei, warum nicht auch hier? "Art Lover" klingt genauso wie vermutet.

Die bis hier noch nicht genannten Beiträge sind allesamt klasse, ob das der lange verschollene und immer noch nicht gebührend gewürdigte Steve Forbert mit "Starstruck" ist, Peter Bucks "andere" Band The Minus 5 mit "Get Back In Line" oder Ron Sexsmith mit "This Is Where I Belong".

Sensationelles bieten die "Queens Of The Stone Age" mit einer kongenialen Umsetzung von "Who'll Be The Next In Line", die ihnen wohl nur wenige zugetraut hätten und der unbeschreibliche Jonathan Richman, der "Stop Your Sobbing" vorträgt; wem bei diesem Lied nicht das Herz aufgeht, dem ist nicht mehr zu helfen.

Dieses Stück wäre der perfekte Schlußpunkt einer sehr lobenswerten Veröffentlichung gewesen.

j.s. - red / 05. August 2002

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