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Theaterkritik

Thomas Bernhard: RITTER, DENE, VOSS (Theater im Bauturm, Köln)

Thomas Bernhards Stücke sind eigentlich Monologe, wenn der Text auch auf mehrere Personen aufgeteilt wird. Sie sind musikalische Sprach-Stücke, zwischen Destruktion und Sichtbarmachen des Gesprochenen selbst. Und zwischen den Zeilen, wie auch explizit, hat der intelligente und gebildete Autor Weisheiten niedergeschrieben. Mitunter lassen sich die Texte lesend leichter, besser, tiefer verstehen und verarbeiten. Um sie überzeugend von der Bühne zu transportieren, bedarf es Schauspieler-Persönlichkeiten besonderen Ranges.
Einen Schauspieler wie Traugott Buhre, der zur Zeit als "Der Theatermacher" und in "Vor dem Ruhestand" am Berliner Ensemble zu sehen ist, oder Michael Maertens, der am gleichen Ort in "Der Ignorant und der Wahnsinnige" brilliert. Oder eben Ilse Ritter, Kirsten Dene und Gert Voss, nach denen das Stück über Schauspieler und Ludwig Wittgenstein benannt ist, und das zur Zeit im Kölner Theater im Bauturm zu sehen ist.

Regisseur Rupert J. Seidl war selbst Schauspieler unter Bernhard-Uraufführer Peymann in dessen Bochumer Zeit, später Intendant in Moers, wo er dieses Stück erstmals mit den selben Akteuren inszenierte. Um es vorweg zu sagen: Sie haben nicht das Kaliber, die Texte des bitteren Österreichers zum Leben zu erwecken. Esther Straimer als ältere Schwester kaut permanent auf einem teils vorwurfsvollen, teils eitlen, rechthaberischen Ton herum, die jüngere Schwester, Maria Ammann, hat mehr Ausdrucksmöglichkeiten, verliert sich aber zu oft in merkwürdigem Aktionismus, allein Stefan Preiss als Ludwig stellt die Figur auf eine feine närrische Grundlage. Er hat starke Momente auf der Bühne, wenn er Bernhards Texte ins Publikum spricht; zuletzt aber fehlt auch ihm das Monströse der Figur.
Die feinen subtilen und abgründigen Geschichten, die zwischen den Figuren möglich wären, verebben in dieser Inszenierung im Nichts - Text wird aufgesagt, und vom grauslichen Bühnenbild soll einfach nur geschwiegen werden.

Sven Lange / 11.02.2001
Regie: Rupert J. Seidl
Bühne: Georg Slobodzian, Michael Heister
Kostüme: Patricia Kollender
mit: Maria Ammann, Esther Straimer, Stefan Preiss

Aufführungsdauer: 2 ½ Stunden, eine Pause
Theater im Bauturm; Aachener Straße 24-26; 50674 Köln; Tel.: 0221-524242
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