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Theaterkritik

Theresia Walser: SO WILD IST ES IN UNSEREN WÄLDERN SCHON LANGE NICHT MEHR (Rose-Theegarten-Ensemble, Freies Werkstatt Theater Köln)



© Bernd Woidtke 2001

Eigentlich ist es nur eine Situation: Ein Bahnhof, ein Paar, ein Anhängsel desselben, ein Ausländer und eine seltsame Frau. Diese Situation gibt es in drei Variationen und wird eingerahmt und moderiert von drei weiblichen Clowns. Und dann gibt es jede Menge Text von der zu Recht hochgelobten Theresia Walser. Da perlen Sätze, die man sich merken möchte, um sie morgen jemandem als Breitseite an den Kopf zu werfen. Daß die drei Clowninnen im Original eigentlich haarlose Jungens sind, wird durch geschickte kleine Änderungen des Textes bedeutungslos, ja fast möchte man meinen, daß es so sogar noch besser ist.
Die drei Akteurinnen Bettina Muckenhaupt, Eleonora Vujin und besonders Gabriele Quast führen mit schön verrücktem Körperspiel in den Abend ein und überlassen dann den Schauplatz ihren Kollegen. Thomas Wenzel und Bettina Muckenhaupt als das Paar mit den wechselnden Namen und immer einer Katastrophe im Anhang wissen das Futter, das ihnen Theresia Walser zuschreibt, virtuos zu nutzen. Im flotten Galopp zünden die Pointen auf hohem Niveau. Charles Ripley, der Amerikaner, dessen leichter Akzent hier wirkungsvoll wird, erfindet kongenial die verschieden Ausländer, die dem Paar jeweils zur Seite stehen. Souveränes Timing und Figurenzeichnung und -überzeichnung halten den Abend, der einen hohen Puls vorlegt, in Gang. Zwischenzeitlich ist sogar Platz für ruhige, fast tragische Momente. Und in den stummen Spielszenen laufen alle Spieler zu Höchstform auf.

So verfliegen die neunzig Minuten Spielzeit im Nu, und erst nach berechtigt begeistertem Schlußapplaus stellt sich die Frage: Um was ging es denn da eigentlich? Der Text ist vielschichtig, bietet Stichworte und Assoziationsketten im Übermaß. Da ist Deutschland drin, sicherlich, das Glück, da geht es um Beziehungen, und zwischen den Zeilen läßt sich eine Sehnsucht nach Liebe erspüren, nach einer Liebe, die diesen irrwitzigen Figuren nur in Ahnungen spürbar wird. Da liegt noch Potential, das in der Inszenierung nicht sichtbar wird. Schade auch, daß das Bühnenbild, abgesehen von der stählernen Bank bestehend aus Plastik und Dachlatten, nicht in das Stück mit einbezogen wird und so, mäßig dekorativ und ebenso mäßig beleuchtet, herum steht.

Trotzdem bleibt dies ein gelungener Abend, Schauspielertheater, das in der Kölner freien Szene selten auf diesem Niveau zu erleben ist.

Sven Lange / 20.03.2001

Regie: Christoph Rech
Bühne: Andreas Mangano
Kostüm: Karoline Kleefisch
Maske: Andrea Buuck.
mit: Bettina Muckenhaupt, Gabriele Quast, Eleonora Vujin, Thomas Wenzel, Patrick Schnicke, Claudia Holzapfel, Charles Ripley;

Premiere am 14. März 2001, weitere Termine unter:
Rose Theegarten Ensemble, Tel./Fax: 0221-546 19 38

www.theaterszene-koeln.de/rose-theegarten-ensemble

www.fwt-koeln.de
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