Theaterhof Priessenthal Brunn 5 84561 Mehring Tel: 08677-5585 Fax:08677-5567 E-Mail an Michael Müller-Engelhardt: mme@dds.nl

Helmbrecht In einem völlig unscheinbaren bayerischen Dorf passiert etwas für den Kulturbetrieb ganz und gar ungewöhnliches, das weit über die bayerischen Grenzen hinaus nicht nur für Theaterliebhaber von Bedeutung ist. In einer Scheune über einem Stall steht ein Schauspieler, der die frühen Jahre des deutschen Fernsehens mit prägte, der von Peter Brook ein Angebot bekam, das er nicht annahm, der die Arbeit mit Claus Peymann verliess um seine Träume zu verwirklichen und als Tatort-Komissar am Höhepunkt seiner Popularität lieber etwas Sinnstiftendes begann. Da steht Martin Lüttge und übt mit seinen Bayern zu heulen wie Wölfe und wie Krähen zu krächzen.     Am 7. Juli dieses Jahres wird der Schauspieler, Regisseur und Autor Martin Lüttge in Altötting mit dem Kulturpreis des Bezirk Oberbayern ausgezeichnet. Anfang August 2001 findet in Burghausen an der Salzach unter seiner Regie die Uraufführung seiner Bearbeitung des 750 Jahre alten Helmbrecht-Stoffes von Werner der Gartenaere statt.

Helmbrecht

Während die scharfsinnigsten Denker der Hochscholastik das Kunststück vollführen, mithilfe von Gottesbeweisen auch die mittelalterliche Welt als gottgewollte Ordnung festzuschreiben, stürzt diese überall zusammen: Roger Bacon erklärt Versuch und Erfahrung zur Grundlage jeder Wissenschaft und Giotto weist mit seiner Darstellung des Kör- perhaften in der Welt wie sie wirklich ist, der Malerei einen neuen Weg. Dante dichtet erstmals in der Volkssprache. Kublai Khan, der Enkel Dschingis Khans begegnet in Peking dem Weltreisenden Marco Polo. Gleichzeitig verfallen Tugend und Moral des Ritterstandes, die Kreuzzüge scheitern - und damit auch die von ihnen erhoffte Wirkung einer gesellschaftlichen Einigung. Die von Gott eingesetzte Ordnung in die, die beten, die, die Krieg führen und die, die arbeiten, versteht sich nicht mehr von selbst, sondern muss sich der Frage nach der Gerechtigkeit stellen. Willkür und Anmassung der Herren werden nicht mehr widerstandslos hingenommen. Viele junge Menschen fühlen sich angezogen vom schnellen Reichtum und Glanz des Raubrittertums. Eine Ritterrüstung hatte den Gegenwert eines mittleren Bauernguts, Helmbrechts Mutter und Schwester verhelfen ihm so gut wie möglich zu einer solchen ritterlichen Ausrüstung zu kommen, während sein Vater alles tut, um ihn auf dem rechten, dem bäuerlichen Weg zu halten. Der junge Helmbrecht schlägt die väterlichen Mahnungen in den Wind, raubt, mordet, vergewaltigt.     Freiheit und Unfreiheit sind heute eigentlich ebensowenig wie Armut und Reichtum noch Fragen der Geburt. Aber die leidenschaftliche Zerstörungswut junger Menschen gegen vorgefundene Zwänge und starre Strukturen bleibt ein dramatischer Stoff. In der modernen Fassung von Martin Lüttge sympathisiert der Zuschauer dieses unchristlichen Albtraums mit den kleinen Anzeichen von menschlicher Zuneigung, Schwäche und Vergebung; mit grimmiger Sympathie für den gescheiterten, schönen Feuerkopf.

Stabliste Helmbrecht Produktion: Stadt Burghausen und Theaterhof Priessenthal Produktionsleitung: Marlen Breitinger Produktionsbüro: Berta Auer mit Dank an: Markus Ballerstaller und Christine Bitsch-Leidmann Öffentlichkeitsarbeit: Michael Müller-Engelhardt mit Dank an: Eva-Maria Grütter, Michael von Gagern und Beate Baumm Buch und Regie: Martin Lüttge Co-Regie: Doris Harder und Lotte Llacht Regieassistenz: Christopher Luber Kostüm: Sibyll Möbius Musik: Willie Jakob Bühnenmaler und Plakat: Knox Kontakt: Kulturamt Burghausen, Tel: 08677-887156 Theaterhof Priessenthal, Tel: 08677-5585 Termine: 21.5.01 Pressekonferenz Kulturamt Burghausen 23.6.01 Brüder Grimm in Altötting mit Martin Lüttge, Norbert Kentrup, Dagmar Papula und Marlen Breitinger 7.7.01 Preisverleihung an Gisela Stein und Martin Lüttge in Altötting, Pressgespräch a uf Priessenthal 3.8.01 Premiere Helmbrecht in Burghausen