Verbrechen der Wehrmacht
Wehrmachtsausstellung in Schwäbisch Hall
Vom 31. Mai bis 13. Juli ist die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" in der Haller Gartenschauhalle zu sehen
Schwäbisch Hall, Gartenschauhalle Kocherwiesen 74523 Schwäbisch Hall
Öffnungszeiten: Mo-So 10 bis 19 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr
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Mit einem kleinen Festakt ist am 30. Mai 2003 in der Hospitalkirche
von Schwäbisch Hall die Ausstellung
"Verbrechen der
Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" eröffnet
worden. Vor Vertretern aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
sagte Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim (SPD), mit der Ausstellung
solle die Diskussion um Gewalt, Krieg und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
in seiner Stadt lebendig gehalten werden. Es gebe noch immer "ewig
Gestrige" im Land, die "verführen" wollten. Er bezeichnete die
Ausstellung für Schwäbisch Hall
als "Bildungsauftrag", der den Dialog zwischen den
Generationen anstoßen solle.
Festredner Hans-Jochen Vogel hob hervor, daß die deutsche
Gesellschaft es sich nicht leisten könne, unter das Kapitel Zweiter
Weltkrieg einen "Schlußstrich" zu ziehen. Der Prozeß der Auseinandersetzung
sei seit 1945 im Gang und müsse weitergehen. Gerade in den Generationen
der Nachgeborenen dürfe der Maßstab für das Unrecht des Krieges nicht
verloren gehen. Die Wehrmachtsausstellung, die zur Zerstörung des
Mythos von der "sauberen Wehrmacht" entscheidend beitrug,
habe diesen Prozeß mitgeprägt und mit der Bundestagsdebatte
am 13. März 1997 dem Parlament eine "Sternstunde" beschert. Zugleich
warnte der SPD-Politiker auch vor Verharmlosungen wie etwa dem
Vergleich Saddam Husseins mit Hitler. Vogel, der selber als junger
Soldat 1944 in Gefangenschaft geriet, mahnte die Verantwortlichkeit
jedes einzelnen an: "Nie wieder!" sei das eigentliche Motto der Ausstellung.
Die Ausstellung des Hamburger
Instituts für Sozialforschung wird auf ihrer neunten Station in
Schwäbisch Hall unter der Schirmherrschaft der
Volkshochschule gezeigt.
VHS-Leiter Matthias Setzer lud im Anschluß an den Festakt zur
Besichtigung in die Gartenschauhalle im Stadtteil Steinbach. Peter
Klein vom Hamburger Institut führte vor Ort in die Konzeption der
neuen Wehrmachtsausstellung ein.
Die erste Ausstellung, die zwischen 1995 und 1999 unter dem Titel
"Vernichtungskrieg" gezeigt und von 800.000 Besuchern gesehen wurde,
war zuletzt von Institutsleiter Jan Philipp Reemtsma wegen sachlicher
Kritik ausgesetzt worden. Nach intensiver Prüfung durch eine
Expertenkommission internationaler Militärhistoriker, die zwar
Ungenauigkeiten, aber keine Fälschungen festgestellt hatte, eröffnete die
Ausstellung im November 2001 im Berliner Haus der
Wannseekonferenz wieder ihre Pforten - mit etwas veränderter
Grundaussage.
Ausgehend vom geltenden Kriegs- und Völkerrecht wird der
"Vernichtungskrieg", den Hitler im Schulterschluß mit der Führung der
Wehrmacht plante, in sechs Dimensionen erfahrbar gemacht: der
Völkermord an den sowjetischen Juden, das Massensterben der
sowjetischen Kriegsgefangenen, der Ernährungskrieg, die Deportation
von Zwangsarbeitern, der Partisanenkrieg sowie Repressalien und
Geiselerschießungen sind die Stationen. Zahlreiche Beispiele und
"Tatorte" demonstrieren die Aussage der Ausstellung, daß der Krieg
im Osten ein besonderer, eben ein rassistischer "Vernichtungskrieg" gewesen sei.
Unter dem Stichwort "Handlungsspielräume" werden außerdem
acht Möglichkeiten vorgeführt, die einzelne Wehrmachtsangehörige
hatten, um mitzumachen oder sich dem Geschehen zu entziehen.
Die Wehrmachtsausstellung hatte bereits im Vorfeld heftige
Debatten im Gemeinderat von Schwäbisch Hall ausgelöst, die dazu führten,
daß die Ausstellung, anders als etwa auf ihrer letzten Station im
schleswig-holsteinischen Neumünster, ohne zusätzliche finanzielle
Unterstützung auskommen muß. Neben dem offiziellen Programm der
Volkshochschule bietet der alternative club alpha 60 e.V.,
der die Ausstellung für Schwäbisch Hall mit angeregt hatte, ein eigenes
Begleitprogramm an. Eine Informationstafel der AG Gedenkstätten,
Museen und Archive im Landkreis Schwäbisch Hall gibt den Besuchern
die Möglichkeit, sich auch über die Lokalgeschichte des NS zu informieren.
Ebenfalls im Foyer der Ausstellungshalle wird ab 14. Juni eine
Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg in der polnischen Partnerstadt
Zamosc zu sehen sein, mit der
Schwäbisch Hall seit 1989 eine Partnerschaft unterhält.
p.w. - red., 31. Mai 2003
Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944"
31. Mai - 13. Juli 2003
Ort: Schwäbisch Hall, Gartenschauhalle, Kocherwiesen, 74523 Schwäbisch Hall
Öffnungszeiten: Mo-So 10 bis 19 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 4,- EUR, Schüler 1,- EUR
Gruppenführungen nach Vereinbarung, Gebühr: 35 EUR
Öffentliche Führungen: Do, 19 Uhr, Sa, 14 Uhr, So 11 Uhr
Gebühr; 6,- EUR pro Person
Veranstalter: Volkshochschule Schwäbisch Hall, Klosterstraße 8, 74523 Schwäbisch Hall
Tel: 0791-970 66-0, Fax: 0791-970 66-30
E-Mail: ausstellung@vhs-sha.de
Informationen zum Inhalt der Ausstellung erhalten Sie unter:
Hamburger Institut für Sozialforschung, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 040-41 40 97-12, Fax: 040-414097-11
E-Mail: presse@his-online.de
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