ROSMARIE BURGER

Rosmarie Burger, Für Adel P., 2007

Rosmarie Burger, Es ist der eigne Geist, der Rettung schafft, 2006

Rosmarie Burger, Verweile doch III, 2005

Rosmarie Burger, Ohne Trauben und Melonen II, 2005

Rosmarie Burger, MEHR kann man NICHT TUN, 2003

Rosmarie Burger, Kein Blau mehr das Blau ist zu Ende, 2003

Rosmarie Burger, Ausgeräumte Sprache, 2002

Rosmarie Burger, An Pontormo I, 2002

Rosmarie Burger, An Lehmbruck I, 2002

Rosmarie Burger, Ins Blaue, 2001

Rosmarie Burger, In der Stille der Nachmittagshitze, 2001

Rosmarie Burger, Nachsommer in Orange, 1999

Rosmarie Burger, Verweile doch I, 1998

Rosmarie Burger, Äußerstenfalls, 1998

Rosmarie Burger, Worte, mir nach, 1995

Rosmarie Burger, Ach I, 1992

Rosmarie Burger, Zurück nach Meran, 1990

Rosmarie Burger, Die Kontur - autonome Potenz, 1987


Sinnende weibliche Figurationen in Acryl - oder Die Künstlerin rettet sich über die Linie

Text: Guglielmo Borghese

Einige der Bilder * von Rosmarie Burger verweisen über ihre Titel auf Orte in Südtirol, ihre Geburtslandschaft: Vinschgau - Mals - Kaschon - Göflan - Meran.
Schlanders ist der Geburtsort.

Figurationen ohne Attribute

Die frühen Bilder aus den 80er Jahren zeigen Körper, die zu bersten scheinen, und die expressiven Farbentladungen lassen pralle Bäuche und Brüste fast zerplatzen. Neben dieser explodierenden Dynamik bleiben einzelne Teile des Bildes wie verkümmert zurück. Diese Bilder sind von Maria Lassnigs Body-Awareness-Painting und ihrer künstlerischen Position, für Körperströme und Befindlichkeiten entsprechende Farbgebungen und Farbströme zu finden, inspiriert.

Auch am Beginn der späteren Bilder steht noch immer die ungehemmte Farbe, aber wir sehen sie weniger in Farbströmen. „Ich trage immer neue Schichten auf, bis ich die Körper sehe", sagt Rosmarie Burger. Sie übermalt, nimmt expressive Farbströme zurück, sucht nach Linie, schärft die umlaufende Konturierung, findet Ordnung!
Das Gemälde, das sie packt – im Kindesalter, als erstes Kunstbegreifen –, sind Murillos „Trauben- und Melonenesser". Festgehalten ist dort der Moment des gegenwärtigen Glücks oder des Genusses, im Außensein – „Strassenkinder". Auch hier sind zwei Körper einander zugeordnet, aber vor allem bei sich selbst.

Lässt man die Attribute weg und nimmt die Körper nur in Linienführung oder sogar ohne Gesichtsausdruck, ergibt sich eine Radikalisierung. Durch diesen Verzicht auf "Beiwerk", wie wir es in allen Arbeiten Rosmarie Burgers vorfinden, sind die Körpermotive des Sitzens, Kniens, Stehens und Liegens umso deutlicher herausgearbeitet: keine Traube, kein Stuhl, kein Hund, kein Meer und kein Himmel. Es geht zuallerletzt um Bewegung, sondern um ein tief Innerliches, das jenseits des Stofflichen liegt. Die in sich versunkenen Körper verweisen in stillen Gesten auf Annäherung oder Abschied.

Einzelne Titel dieser Bilder nehmen Bezug auf andere Künstler. Hier sei nur als Beispiel "An Lehmbruck I-III" erwähnt. Lehmbrucks Arbeiten eröffnen gewissermaßen den „Schaffensblick" der Künstlerin in der Zeit der Übermalungen. Die Lehmbrucklinie, wie sie es nennt!
Das Maß scheint eine Findung von Gegenstrebigem: Das äußerste BEI SICH SEIN im AUSGESETZSEIN. Die Bandbreite dieser empfindsamen Existenzdarstellungen sind von beklemmenden, irritierenden Körpernähen, die an Menschen in Lagern oder an Sartres Hölle erinnern.
Und doch ist eine Intensität und Wärme, eine Beseeltheit in dieser eigenen Formensprache gefunden.

Guglielmo Borghese 2007
Fußnoten
* Die Bilder sind Acryl auf diversen Stoffen in der Größe 1,30x1,00m