Rezension 12
Herbert Rosendorfer
Kadon, ehemaliger Gott
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2001
ISBN 3-462-02971-1
29,90 DM, 157 Seiten
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Herbert Rosendorfer : Kadon, ehemaliger Gott
Leser sollten bei der weltberühmten Frage nach den drei Büchern, die sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden, das neueste Buch von Herbert Rosendorfer in ihre Überlegungen mit einbeziehen. Die Lektüre wäre Garantie dafür, dass es sich dann um keine gottlose Insel handelt. Zumal sie sich göttlich amüsieren könnten.
Unterhaltsam beschreibt Rosendorfer diesmal eisige Gefilde, die dem schiffbrüchigen Ich-Erzähler ein weites Feld phantastischer, philosophischer und theologischer Betrachtungen eröffnen. Der Protagonist, der sich selbst als Gott Kadon bezeichnet, fragt: "Ist ein Gott, an den niemand glaubt, ein Gott? Oder reicht es, wenn Gott Kadon an sich selbst glaubt?" Mit frecher Leichtigkeit gipfeln gedankenschwere Spitzfindigkeiten in ironisch-originellen Theorien um die Existenz Gottes, den Urknall und menschliches Sein.
Ein Schiffsuntergang im Eismeer wird für jene kleine Gruppe Gestrandeter zum Ausgangspunkt abenteuerlicher Erlebnisse. Dank der phantasievoll beschriebenen Todesarten liest sich der Bericht über die Dezimierung schrulliger Figuren äußerst vergnüglich. Darüber hinaus entwickelt sich die geheimnisvolle Insel zum Schauplatz vieler ungeheuerlicher Überraschungen und absonderlicher Eigentümlichkeiten, von denen selbst Till Eulenspiegel, Baron von Münchhausen oder Jules Verne in absurdesten Träumen keinen blassen Schimmer haben konnten.
Die Frage nach einem der fleißigsten Götter am Satire-Himmel erübrigt sich ganz sicher. Die dankbare und stets wachsende Fan-Gemeinde Rosendorferschen Humors darf als eindeutige Antwort gewertet werden.
v. red / 11.03.2001
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