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Jazz-Electro - CD Tipps

Jazz-Electro - listening pearls I

War Bebel Gilbertos Tanto Tempo wohl zu Recht die erfolgreichste brasilianische Veröffentlichung des letzten Jahres, so kommt jetzt das ganze Werk als Remix erneut in die Plattenregale: Bebel Gilberto - Tanto Tempo Remixes (Zirguiboom/Crammed Discs).
Große Namen wie Peter Kruder, das aus Freiburg stammende Trüby Trio oder 4Hero haben sich über Bebels musikalisches Schaffen hergemacht und dabei gute Arbeit geleistet. Geht es auf Tanto Tempo noch elektronisch verhaltener zur Sache, so hat das Remix-Album in dieser Hinsicht stellenweise deutlich mehr zu bieten. Dennoch klingt alles unverkennbar nach Bebel Gilberto und Bossanova. Mein Favorit auf dem kleinen Silberling ist die Nummer Zehn, "August Day Song", remixed by Da Lata, das wahrscheinlich sowieso schönste Tanto Tempo Lied in einer überaus interessanten und kreativen Bearbeitung. Auch die "Samba de Bencao" Version von 4Hero kommt als fast schon eigenständiges, hervorragendes Musikstück daher. Wer auf brasilianische und Bossanova-beeinflusste Musik steht, dem sei, wie schon Tanto Tempo, auch das Remix-Album wärmstens empfohlen.

Vom selben Brasilianischen Label kommt auch Brasilidade von Bossacucanova & Roberto Menescal (Zirguiboom/Crammed Discs). Roberto Menescal, seinerseits eine Legende aus den Glanztagen des Bossanova, musiziert hier zusammen mit seinem Sohn und dessen Combo. Neben eigenen Stücken werden auch alte Menescal und Jobim Klassiker interpretiert, und dabei sind diese Jazzstücke stets mit einer kleinen Lage Elektro und Drum and Bass unterlegt. Schon allein die Tatsache, daß sich eine Interpretation des Jobim Meisterstücks Garota de Ipanema (Girl from Ipanema) auf der CD findet, ließ mein Herz abrupt höher schlagen, wenngleich es sich hierbei um eine sehr eigenwillige und gerade deshalb nicht uninteressante Version handelt. Ansonsten dominiert klassisch-Brasilianisches, und damit eignet sich die CD hervorragend zur Untermalung eines lauschigen Essens, als Berieselung in der Bar oder auf einer gemütlichen Autobahnfahrt.

Nochmal brasilianisch, diesmal aber nicht aus Brasilien selbst, sondern in Hannover zusammengestellt, gibt sich die Doppel-CD Brasilectro vol.3 (Audiopharm). Als bereits dritte Folge dieser erfolgreichen Reihe zeigt Brasilectro einen Querschnitt des zeitgenössischen brasilianisch beeinflussten Nujazz. Schon das aufwendig gestaltete Cover macht Appetit auf diese CD. Die ist dann auch ähnlich aufgebaut wie die beiden zuvor vorgestellten Platten, gibt sich aber insgesamt chilliger und läuft am besten einfach so nebenbei.

Was mit brasilianischen Einflüssen so gut funktioniert, das muß doch auch mit asiatischen Elementen klappen, hat man sich wohl bei Audiopharm gesagt und zugegeben, das ist schon ein paar Monate her, den Doppel-CD-Sampler Asia Lounge (Audiopharm) aufgelegt. Ebenfalls eine sehr angenehm anzuhörende Zusammenstellung, bei der man sich bei dem einen oder anderen Stück sicherlich fragen darf, "wo ist denn da die Asia-Komponente?" Dennoch ist Asia Lounge eine gelungene Sammlung, in der so illustre Namen wie Thievery Corporation, Jimi Tenor oder Groove Armada vertreten sind. Insgesamt ein sehr schöner Überblick über contemporäre Lounge Musik an sich, in dem letztlich doch auch der eine oder andere Sitarzupfer zum Tragen kommt.

Louie Austen ist sein Name, und singen kann der wie Frank Sinatra in zu seinen besten Zeiten als Entertainer. Das hat Louie Austen bei seinem Konzertauftritt im Stuttgarter Travellersclub am 06.12.01 bewiesen. Gelernt hat er das in Amerika, wo er jahrelang in Hotelbars aufgetreten ist und eben Sinatras und desgleichen Songs vorgetragen hat. In Wien zurück, geriet der Mittfünfziger an die Elektromusiker Patrick Pulsinger und Mario Neugebauer, die ein pulsierendes Netz grooviger Beats erschufen, zu denen Mr. Austen aus voller Kehle trällert. Das ganze ist sehr gut tanzbar und - eben "entertaining". Vor dem Club-Publikum steht dem alten Haudegen des Showgeschäfts die Freude ins Gesicht geschrieben aber auch die Verwunderung über das Interesse an seinem Tun. Ein von der Darbietung gefesseltes Publikum ist man aus Hotelbars eben nicht gewöhnt. Louie Austen Only Tonight (Cheap/Kitty Yo) heißt die aktuelle Platte, auf der acht Songs vertreten sind. Das über achtminütige Hoping ist wahrhaft clubkompatibel, Grab My Shaft geht ganz weltmännisch souverän unter die Gürtellinie und mit Amore befindet sich ein rundum Sorglos-Sommer-Sonnenschein-Song im Repertoire, der irgendwie zum Verlieben und Cabriofahren einlädt.

Irgendwann so um 1993 herum hat sich der Rapper Guru einige namhafte Jazzgrößen ins Studio geholt, um sein Projekt Jazzmatazz ins leben zu rufen. Damals eine kleine Sensation. In der Tradition dieser Fusion aus Hip-Hop und Jazz steht heute Groove 2000 von Jamaaladeen Tacuma (Caramelle). Jetzt muß ich leider zugeben, daß mir bei den Namen der mitwirkenden Musiker die "Aha" und "Ja klar" Erlebnisse ausbleiben. Dennoch wage ich zu behaupten, daß sie allesamt nicht zu den unbekanntesten gehören mögen. Sei´s drum, hier geht´s ja eigentlich um Musik und nicht um Namedropping. Die Musik ist facettenreich jazzig, mal Blues, mal angefunkt, und manchmal kommt dieser Rap dazu, der eben diese Erinnerungen an Guru´s Jazzmatazz heraufbeschwört. Eine gelungene Platte.

fb - red. / 08. Januar 2002

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