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CD-Besprechungen:

FIREWATER

Psychopharmacology

VÖ: 03/02
Label: Nois-O-Lution


Bad Boy in a Bad World - Firewater "Psychopharmacology"

Als die Indianer Nordamerikas das erste Mal mit der Lieblingsdroge des weißen Mannes in Berührung kamen, war es um viele von ihnen geschehen. Der unbekannte Feuerwasser-Rausch ließ sie nicht mehr los, Abhängigkeit war das Ergebnis. Ähnliches steht uns Europäern nun bevor, denn dass wir auf dem alten Kontinent dem New Yorker Indierock-Import Firewater verfallen, ist wohl nur eine Frage der Zeit.

Dass das Quartett um Ex-Cop Shoot Cop-Frontman Tod A. mit Psychopharmacology bereits ihren dritten Longplayer vorlegt, mag erstaunen ob des geringen Bekanntheitsgrades der Band hierzulande. In der Heimat schon gefeierte Kultband, setzen Firewater jetzt mit neuem europäischem Label an, den Sprung über den großen Teich zu schaffen.

Und die Zeichen dafür stehen gut. Wie schon auf dem 98er Album The Ponzi Scheme verbinden Firewater auf Psychopharmacology erneut vielfältige Einflüsse zu einem musikalischen Gesamtkunstwerk. Auf Spielereien wie folkloristische Elemente, Klezmermusik und osteuropäische Einflüsse, wie sie noch auf den Vorgängern zu entdecken waren, verzichten Firewater diesmal zwar, aber Violine, Cello, Orgel und Klavier sorgen ebenso wie der Einsatz eines persischen Sitars oder eines Toy Pianos immer noch für genreuntypischen Soundarrangements. Der rote Faden auf Psychopharmacology bleibt aber straighter Rock. Bläser und Streicher des Vorgängers wurden den Ansprüchen von Text und Inhalt geopfert, die düstere Thematik des Albums bekommt so einen hoffnungsvollen und positiven Klang.

Freudige Melancholie und leichtlebiger Fatalismus beherrschen denn auch die Songtexte, wenn Tod A. etwa im Duett "Bad, Bad World" mit Jennifer Charles von Elysian Fields zu dem Schluss kommt, dass es eine schlechte, schlechte Welt ist, in der wir leben. Aber eben die einzige, die wir haben. So what? Oder in den gefasst-ironischen Überlegungen eines Passagiers einer abstürzenden Maschine, dem in den Sinn kommt, dass seine Gläubiger nun vergeblich auf ihr Geld warten werden ("Black Box Recording"). Shit happens! Eine Erfahrung, die Tod A. nach eigenen Aussagen selbst schon gemacht hat. Der Absturz konnte damals allerdings noch verhindert werden.

Solcherlei Ironie, der typische Firewater-Humor zieht sich durch das komplette Album. Mit diesem Humor und einem Grinsen auf den Lippen bewaffnet verteilen Firewater munter Seitenhiebe auf unsere Gesellschaft, seien es die Errungenschaften der Pharmaindustrie ("Psychopharmacology"), die Jagd nach 15 Minuten Ruhm ("The Man With The Blurry Face") oder die Tücken des sozialen Miteinanders ganz allgemein. Das Ergebnis sind zehn sehr runde und abwechslungsreiche Songs, die es schaffen, die provokanten Texte in eine funktionierende Symbiose mit kraftvoll-stimmigen Sounds zu betten. Die Botschaft der Texte steht der Musik zunächst konträr gegenüber, so dass es auch beim x-ten Mal hören noch Originelles zu entdecken gibt. Für Kurzweil ist so gesorgt.

Insgesamt ist Firewater mit Psychopharmacology ein athmosphärisch sehr dichtes, abwechslungsreiches Album gelungen, das der Band mit seinen catchy Songs auch in Europa den verdienten Erfolg bescheren dürfte. Um es mit den Worten Tod A..īs zu sagen: Psychopharmacology is going to be your friend. Psychopharmacology is going to save your soul. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Plattenhändler.

Daniel Kreuscher, metronaut.de / 22. Februar 2002
siehe auch: Interview mit Tod A. von Firewater
Tourdaten:
18.3. Berlin / Knaack
19.3. Hamburg / Kaiserkeller
20.3. München / Backstage
21.3. A Wien / Flex
22.3. A Steiyr / Rödl
23.3. A Ebensee / Kino
24.3. Bielefeld / Forum
25.3. Frankfurt / Cookies
26.3. Dresden / Starclub
27.3. Heidelberg / Schwimmbad
28.3. CH La Chaux de Fond / Bikini Test
29.3. CH Bern / Reitschule
30.3. CH Winterthur / Gaswerk

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© 2002 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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