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Jazz-Electro - CD Tipps

Nujazz - listening perals II

Hier geht´s eindeutig um Gespenster, um sympathische Gespenster nämlich. Die Gespenster heißen Dirk von Lowtzow, bekannt von Tocotronic, und Thies Mynther, seinerseits wiederum Musiker bei Stella. Phantom Ghost (Ladomat 2000) heißt ihr gemeinsames Machwerk, eine Sammlung düsterer, melancholischer Songs, die allesamt in einer Zwischenwelt zwischen Dies- und Jenseits zu schweben scheinen. Acht Tracks umfaßt die Platte, in deren Verlauf uns die leiernde Stimme von Lowtzows mehr und mehr einlullt, vom elektrischen Alcatraz oder den Perfect Lovers erzählt, die irgendwie ihre Existenz im irrealen Schwebezustand fristen (sind ja auch Gespenster!), bis uns Track 7 (buon giorno inferno) mit ohrenbetäubendem Krach aus unserem Trancezustand erlöst. Oder sollte ich sagen entreißt? Denn Phantom Ghost ist eine sehrgute Schallplatte.

Sincerely Yours (Klein Records) ist eine Label Compilation, ein Querschnitt über das Schaffen der Künstler beim Wiener Label Klein Records, deren bekannteste Vertreter wohl die Sofa Surfers sein dürften, die auch auf dieser Platte mit zwei Stücken vertreten sind. Automatic von UKO ist der erste Track, ein pulsierend dynamisches Tanzstück, das einem schon Zuckungen in den Beinen verursachen kann. Erwähnenswert vielleicht noch Jamie von Mika und das Stück El Duke von Lichtenberg, das eine Bearbeitung von Duke Ellingtons Exotique-Klassiker Caravan ist. Ansonsten viel Elektrobeats in jedweder Form, nett, aber ohne übertrieben herausragende Highlights.

Fauna Flash sind eine feste Größe, wenn von so etwas wie Nujazz aus deutschen Landen die Rede ist. Jetzt hat das Münchner Label Compost ein "Confusion - The Fusion Mixes" (Compost) betiteltes Remixalbum von Fauna Flash herausgebracht. Mit dem Mother Nature Remix von Dzihan u. Kamien hat die Platte einen sehr guten Start. Direkt danach folgt Stereotyps Bearbeitung von Question, das uns - in seiner zeitlichen Ausdehnung -herrlich staubtrockene Beats bietet. Wenngleich es dann auch nicht auf derartig hohem Niveau weiter geht, folgen doch noch acht zum teil sehr schön gemachte Mixe. Mit dabei unter Anderen auch Peter Kruder oder das Kyoto Jazz Massive, dessen Beitrag wunderbar weiche E-Piano-Sounds mit flotten Breaks vereint.

Die meisten Sampler, die einem so in die Finger geraten, beschäftigen sich ausschließlich mit einem eng gefaßten Musik-Genre. Nicht so die CD Pop ist Sherrif (Hazelwood), die vom Team der Sendung Late Lounge beim hessischen Rundfunk zusammengestellt wurde. Zusammengetragen wurde Material, das auch in der Sendung schon als Schallplatte der Woche vorgestellt wurde, und so finden sich auf dem Silberling so unterschiedliche Interpreten wie Tocotronic vs. Console, De-Phazz, Senor Coconut oder der "King" Rocko Schamoni wieder. Aber damit nicht genug: Da ist auch noch die Titelmusik der großartigsten Zeichentrickserie aller Zeiten drauf, denn der Herr Rossi, stetig auf der Suche nach dem Glück, verfügt schließlich über die freudeverströmendste Erkennungsmelodie meiner Kindheit. Und noch so ein Schmankerl findet sich unter den 25 Stücken: die Titelmelodie vom 7. Sinn, jener Kultverkehrssicherheitssendung, die jahrzehntelang Generationen von Fernsehzuschauern das verantwortungsvolle Mit- und Gegeneinander draußen auf den Straßen der Nation näherbringen wollte und uns an unzähligen wunderbaren Crashes und Unfällen teilhaben ließ. Aber, Ende der Abschweifungen - zurück zum Thema. Was an Pop ist Sheriff gefällt, ist die Vielseitigkeit. Die Platte sei jedem empfohlen, der seinen vom Mainstream geprägten musikalischen Horizont erweitern und in andere Musikwelten hinein schnuppern möchte.

Ahhh!!!!!!!!!! Und dann das!!!!!!! Was muß ich da sehen: Das Cover von Lebensart Musik Two (Edel) zeigt mir ´Christian at the Nordic Hotel in Stockholm´. Diese Information scheint den Machern der Platte besonders am Herzen zu liegen, denn genau in dieser Form ist das gesamte Booklet gestaltet. Design Hotels, wohin das Auge schaut, Modern-Living-Parolen zum Abwinken und dann auch noch Werbung für Design-Hotel-Bücher. Alarm! Was bewegt nur Tosca oder Thievery Corporation dazu, von Lebensart Media auf derartigen Samplern gefeatured zu werden? Musikalisch ist daran gar nicht so viel auszusetzen. Vielleicht ein bißchen zu ambient und an sich nicht übertrieben progressiv, aber dennoch hörbar und o. k., wäre da nicht ... Also: Augen zu und durch!

Wir schreiben das Frühjahr 2000. Der aus Ungarn stammende Yonderboi veröffentlicht sein Debutalbum Shallow & Profound bei Mole listening pearls. Soweit alles recht und schön, das Schlimme (und wenn ich schlimm schreibe, dann meine ich auch schlimm, dann meine ich sogar richtig schlimm!) ist nur: Ich habe es damals leider nicht mitbekommen. Jetzt, zwei Jahre später, erscheint die Platte erneut bei Mole, und ich habe endlich Kenntnis davon genommen. Hurra! Diesmal ist dem Silberling sogar noch ein zweiter beigepackt, der drei Liveaufnahmen, einen Remix und ein Video enthält, Digipack nennt sich sowas. Yonderboi macht eine ganz eigene Musik. Er verwendet Jazz-, Latin- aber auch folkloristische Elemente, findet seine Nische irgendwo zwischen Hip- und Triphop, zwischen Samba und Soundtrack, zwischen Easy-Listening und Chillout. Stücke wie das melancholische Milonga Del Mar, Doors´sche Orgeln in Chase & Chaser, Pink Solidism, dem das Doors-Muster von Riders On The Storm zugrunde liegt, Padabam, das direkt vom Zuckerhut nach Ungarn herübergeweht zu sein scheint, oder das meditative Sinking Slowly, dazwischen noch ein salopp dahingedudeltes Cantaloupe Island. Der Mann spielt förmlich mit den Stilen. Road Movie ist, wenn man so will, der Yonderboi-Hit, denn zu diesem Stück liegt auch das Video bei, womit wir bei der Zusatz-CD wären. Diese enthält neben besagtem Video nämlich noch drei absolut hörenswerte Livemitschnitte, die unsägliche Lust auf einen Livebesuch machen. Yonderboi - Shallow & Profound (Mole), eine Platte, die jedem Musikliebhaber nur wärmstens zu empfehlen ist.

Eine weitere "Listening pearl" kommt vom selben Label. Mit Pearl Diver no.One (Mole) startet die Firma eine neue Compilation-Reihe, die Mole-Künstler im Non-Stop-Mix präsentiert. Den Anfang der Reihe macht der aus Wien stammende Geb.el. Pearl Diver no. One ist prallvoll mit intelligenter Clubmusik. Die Scheibe ist wie ein nächtlicher Streifzug durch Clubs und Bars, wie der Track zur ziellosen Fahrt durch die nächtliche Großstadt, immer im Fluß, immer in Bewegung. Deep- und Vocal-House sind die bestimmenden Elemente, mit Ausflügen in Latin- und Soul-Sphären. Mein Favorit: Geb. els Rework von Alphawezens Into The Stars. Da kommt fast schon die Versuchung auf, diesem insgesamt so runden Mix jäh mit der Repeattaste zu Leibe zu rücken. Als Fazit bleibt zu sagen, daß Mole mit der no. One ihrer Pearl Diver Reihe ein sehr guter Einstand gelungen ist. Man darf auf weitere Folgen gespannt sein.

f.b. / 13. Februar 2002

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