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CD-Besprechungen:

The (International) Noise Conspiracy

A New Morning, Changing Weather

Burning Heart Records

VE Oktober 2001
Eins in die Fresse des kapitalistischen Schweinesystems gefällig? Bitte sehr, hier sind The (International) Noise Conspiracy.

Der Sozialismus scheint ja, zumindest unter europäischen Musikern, wieder (oder immer noch) schwer angesagt zu sein. Und nicht alle, die sich zu linken Lebensentwürfen bekennen, müssen so widerliche, korrupte Heuchler wie Sting (aka Skunk) sein.

Ich bin gerne bereit, z. B. den Manic Street Preachers Ernsthaftigkeit und lautere Motive bei ihrem musikalischen und politischen Schaffen zuzugestehen, und wenn sie nach Kuba reisen und stolz wie Dagobert Duck auf seinen ersten selbst verdienten Taler Fidel Castro die Hand schütteln, muß das ja nicht in erster Linie eine Werbeaktion sein.

Ähnlich verhält es sich mit dieser jungen schwedischen Combo, die unlängst in einer Ausstrahlung des Musiksenders Viva 2 ihre nicht so ganz ausgegorenen Glaubensbekenntnisse von sich geben durfte.

Ihre musikalischen und ideologischen Wurzeln hat sie nicht im "Ich-piss-mich-ein-und und-lach-mich-futsch" - Punkrock amerikanischer Provenienz, der gerade bei Jugendlichen und Zurückgebliebenen so populär ist und gerne zur Untermalung hirnrissiger Teenager-Klamotten verwendet wird, nein, Vorbild und Bezug sind in der Ende der Siebziger von Großbritannien ausgegangenen Punk-Bewegung zu finden, deren namhafteste (allerdings nicht glaubwürdigste) Vertreter The Clash waren, die in aller Unklarheit ihrer Ziele zwischen Sozialromantik und Anarchie pendelte.

Dem Album "A New Morning, Changing Weather" liegt ein ausführliches Textblatt bei, auf dem den Songtexten Zitate verschiedener Autoren von Simone de Beauvoir über Karl Marx bis Jean Genet vorangestellt sind. Man findet darüberhinaus eine (wohl selbstverfaßte) Kapitalismuskritik mit dem Titel "The Global Fear Factory" und jede Menge Literaturhinweise. Sehr löblich.

Auf der Platte befinden sich elf Lieder, allesamt dem Genre Punkrock zugehörig, gelegentlich hört man leichte Sixties-Anklänge. Der Bass wummert unentwegt, das Schlagzeug wird offenkundig von einem Besessenen bedient und auf die Gitarren wird nach allen Regeln der Kunst eingedroschen, wie sich das für zornige junge Systemkritiker eben so gehört; dazu haben sich die Damen und Herren der (International) Noise Conspiracy einige feine Melodien einfallen lassen.

Ein absolutes Jahrhundertstück trägt den so schönen wie mutmaßlich auch wahren Titel "Capitalism Stole My Virginity", dem ist nichts hinzuzufügen.

Diese Platte sei hiermit zur Auseinandersetzung empfohlen.

J.S.-red. / 30. November 2001

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