kunst
musik
literatur
theater
film
compu Art
extra
 
redaktion
Jazz-Electro CD Tipps

Nu Jazz Listening Pearls VII

Die großen Damen des deutschen Schlagers wissen uns doch immer wieder zu überraschen, halte ich doch hier eine CD unseres vielgeliebten Fräuleinwunders Caterina Valente in Händen, voll mit Jazz-Aufnahmen, die Frau Valente mitte der 50iger Jahre in New York aufgenommen hat. "Plenty Valente" hieß das damalige Werk, eine Sammlung von Jazz- und Swingklassikern in Begleitung des Orchesters von Sy Oliver, einem Haufen hochgradiger Jazzmusiker. "Caterina Valente in New York" (Polydor/Universal) ist nun diese Wiederauflage betitelt, eine Jazzplatte ganz im Geiste der swinging fifties, gespickt mit einer Stimme, die uns ansonsten nur von so hübsch-hässlichen Liedchen wie "Itsy Bitsy teenie Weenie Honolulu-Strank-Bikini, Tipitipitipso" oder "Steig in das Traumboot der Liebe" vertraut ist. Caterina Valente hat den Jazz nicht neu erfunden und so gibt es sicher viele vergleichbare und auch fraglos bessere Platten selben Inhalts, dennoch gilt es den Hut zu ziehen vor der Leistung der unverdientermaßen auf die Schlagerwelt reduzierten Interpretin. Um auf die Großen Damen dieses Genres zurück zu kommen: Auch von Nana Mouskouri existieren hervorragende Jazzaufnahmen aus frühen New Yorker Tagen. Es darf also mit Spannung abgewartet werden, ob nicht auch noch Jazzplatten von Connie Froboess und Mireille Mathieu, irgendwann mal in New York aufgenommen, auftauchen.

Flächig und kuschelig wie ein Flokatiteppich ist das Erstlingswerk der beiden Franzosen Franck Bachère und Cyril Pin-Murat. Zusammen nennen sie sich "F-Class". "Destinations" (Parasol) heißt das Album, eine zwischen Triphop und einlullendem Drum´n´Bass angelegte Reise, ein f(irst) class Trip, entspannt zurückgelehnt, den Blick aus dem Fenster, das Spiel der Sonnenreflektionen auf den Tragflächen, das Wolkenmeer unter sich. Smoother kann Downbeat kaum sein, auch dann nicht, wenn sich das sanfte Stimmchen Pascaline´s hinzu gesellt. Irgendwie Portished like, nur weniger düster, gewissermaßen lebensbejahender. Dastinations stellt einen herausragenden Einstand dar, der hoffentlich noch weitere Veröffentlichungen aus dem Hause F-Class nach sich ziehen wird.

60ies Pop, Beat und Funk stehen derzeit ja hoch im Kurs und als "French Cuts 2" (Panatomic) gibts das jetzt auch zum zweiten mal in Französisch. Mit viel Sachverstand wurde diese CD von den Machern der French-Cuts-Veranstaltungen im Münchner Atomic Café zusammengestellt. Neben so geläufigen Namen wie Serge Gainsbourgh, Francoise Hardy, France Gall, Brigitte Bardot, Michel Polnareff oder der Engländerin Petula Clark, die in wunderbar gebrochenem Französisch zu singen vermag, ist eine ganze Reihe, dem nicht Insider unbekannter Künstler vertreten. Eine bunte Mixtur der in den Sechzigern populären Stile charakterisiert die Compilation bis hin zu so exotischen Geschichten wie einem Brazil-Bossa-Stück von France Gall, oder früher Elektronika von Jean Jaques Perrey. Mit Phoeboy und Laurand Lombard sind sogar noch zwei zeitgenössische Vertreter involviert, ein netter Hinweis, daß diese Musikrichtung auch heute noch gepflegt wird.

Bestimmt jeder hat den Namen Bert Kaempfert schon mal gehört, fast jeder kennt den großen Meister für seinen Stilprägenden Orchestersound, ein ganz großer Mann des Easy Listening. Mit "The Bert Kaempfert Story - A Musical Biography" (Polydor) gibt es jetzt eine Doppel-CD in den Regalen, die das umfassende Gesamtwerk dieses Mannes in die heimischen vier Wände bringt, und manch einer wird überrascht sein, welche allseits bekannten Welthits aus der Feder des Herrn Kaempfert stammen. Kaempfert schrieb und komponierte unter Anderem für Stars wie Al Martino, Dean Martin, Nat "King" Cole oder Shirley Bassey. Frank Sinatras "Strangers in the night" ist wahrscheinlich der Populärste Hit unter Kaempferts Kompositionen. All diese Schmankerln sind neben Stücken wie Midnight Blues, Swingin´Safari oder Afrikaan Beat, die Kaempfert mit seinem eigenen Orchester aufgenommen hat auf der CD vertreten. Ein Easy Listening Standardwerk, nicht zuletzt auch aus Musikhistorischer sicht.

Mehr als zwanzig Jahre ist es nun her, daß die "Crusaders" zuletzt ein Album eingespielt hatten. Aufgetreten war die Truppe 1954 zum ersten mal unter dem Namen the Swingsters, damals noch eine College Band. Es folgten erste Plattenaufnahmen unter dem Namen The Jazz Crusaders in den Sechzigern. Der große Durchbruch folgte jedoch erst Anfang der Siebziger als für die Crusaders mit der Streichung des Wortes Jazz aus ihrem Bandnamen auch die eindeutige Kategorisierung in selbige Schublade wegfiel. Jazz mischte sich mit Soul und aus den Crusaders wurde eine erfolgreiche Soul-Funk-Jazz-Combo. Ihren größten Erfolg feierten sie 1979 mit dem allseits bekannten und populären "Street Life". Danach wurde es wieder ruhig um die Crusaders, bis dieser Tage das neue Album "Rural Renewal"(PRA Records) in die Plattenläden kommt. Joe Sample, der Keyboarder der Gruppe schaffte es die alten Crusaders nach Über zwanzig Jahren in Originalbesetzung wiederzuvereinen und somit dem typischen Crusaders-Sound ein fortbestehen zu sichern. Als hätte es nie eine Pause gegeben klingt Rural Renewal so frisch und groovy wie man es von dieser Band erwarten durfte. Jazzige Funknummern in Wechsel mit gospelartigen Liedern, gesungen von Donnie McClurkin, und souligen Stücken, dazu noch ein großer Auftritt vom Gastgittaristen Eric Clapton. Ein traditionsbewusstes, modernes Album.

Ebenfalls zum ganz alten Eisen gehören The Ipanemas, Wilson Des Neves und Neco. In den Sechzigern waren die beiden Musiker stilprägend an der Veränderung der brasilianischen Musik beteiligt, arbeiteten mit Antonio Carlos Jobim, Joao Gilberto oder Baden Powell zusammen, vermengten den klassischen Bossa mit Jazz und Rumba, und sind somit zwei der Urheber des Bossa-Nova. Trotz dieser Führungsrolle in der brasilianischen Musik und ihrem breiten Tätigkeitsfeld blieben The Ipanemas selbst stets im Hintergrund. Auch ihr 1962 veröffentlichtes hervorragendes Debut "Os Ipanemas Album" blieb ein Ladenhüter und so wirkten die beiden Künstler weiter im Verborgenen. Erst 2001 erschien dann "Return Of The Ipanemas" und nun "Afro Bossa" (Far Out), ein Album voller klassischer Bossa-Jazz-Rhythmen, kein bisschen verstaubt, mit all der jahrzehntelangen Erfahrung seiner Schaffer, im und für den Olymp dieses Genres.

Nocheinmal etwas aus der Sparte Mellow-Downbeat: "Skydiver"(Mole) ist das nunmehr fünfte Album von Lemongrass-Macher Roland Voss, den man somit schon als alten Hasen bezeichnen kann. Es sind oftmals Hip-Hop-Beats, die das Grundgerüst für die 13 Tracks auf Skydiver bilden, grundsolide meist langsame Beat- und Bassmuster über die sphärische Klangteppiche gewoben sind, hier und da ein kleiner Melodielauf, ein kleiner überraschender Bruch und fertig ist das Skydiver-Stückchen. Lounge kompatibel.


f.b. - red. / Juli 2003


Inhalt

Porträts / Label-Spezials

Konzertkritiken

Tonträger

Online-Musik

Spezial

Termine

[Home] [Kunst] [Musik] [Literatur] [Theater] [Celluloid] [CompuArt] [Redaktion] [Extra]
© 2003 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
2003 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)