kunst
musik
literatur
theater
film
compu Art
extra
 
redaktion
CD-Besprechungen:

Ben Lierhouse Projekt

Parsifal goes la Habana – Richard Wagner meets Ben Lierhouse



VÖ: Feb. 2003



Es gibt wenige, wenn sozusagen niemanden, der sich je ernsthaft an die Heilige Geometrie Wagnerischen Schaffens herangetraut hätte - bis heute: Das Ben Lierhouse Projekt wagte diesen Schritt, und brachte eine Symphonie zweier Musikkulturen zusammen, die – man könnte es meinen – nie voneinander getrennt waren. So entstand eine elegante Verschmelzung kubanischer und leichtlebiger Tradition mit der elitären Musik Wagners, die, reich an schwerem und klangvollem Streben göttlicher Inspiration, nur bedingt dazu geeignet war, mit anderen Musikarten eine Liason einzugehen. Doch Ben Lierhouse schaffte es mit einer geradezu majestätischen Anmutung: Diese Schwere und Melancholie Wagners wird durch die Musik Kubas in einer Weise gezähmt, dass man nur noch Staunen kann ob der genialen Titel dieser CD. Man meint fast, es ist eine neue Art von Musik enstanden, ohne jedoch zu weit von ihrem Ursprung abgekommen zu sein.

Im folgenden werden hier die Titel kurz angeschnitten. Titel eins: „Flying over the Sea“ bezieht sich auf Wagners „Fliegender Holländer“ mit den kubanischen Elementen von Son Bolero. Der zweite Track „Radio Introduction“ nimmt Bezug auf die Götterdämmerung und versinnbildlicht das Spiegelbild des Menschen mit seinem göttlichen Schöpfer, verbunden mit rockigen Elementen und Yambu-Rhythmus. Lied drei „Just Married“ behandelt den 3. Akt des „Lohegrin“, bei der die Schwere dieser Form durch die Leichtigkeit Kubas entschärft wird. „Venus ist waiting“ zitiert im vierten Thema die Ouvertüre des „Tannhäuser“ in seiner exotischen Eleganz mit der Rhythmus Basis von Son, Mozambique und Guaguanco.

Ben Lierhouse

Nummer 5 „Morning in Pinar Del Rio“ erklimmt den instrumentalen Teil von „Siegfried-Idyll“ mit den Elementen von Danzonete und Son Montuno. Thema sechs „Lonesome in the Forest“ schliesst noch einmal an die Oper „Siegfried“ an, bei der Er seine Einsamkeit in den Wäldern durch die Anwesenheit der Vögel kompensiert, und die Sprache der Waldflieger mit seiner Flöte nachahmt. Lied sieben „The Way to the Light“ erforscht musikalisch die Not der Menschen und die Erlösung Parsifals. Und schliesslich begibt sich Ben Lierhouse im lezten Lied „Hope to see you again“ in das Werk Tristan und Isolde und spiegelt in einem genialen Akt die seelische Entrücktheit der Tristanhaltung wider mit den Rythmen des Bolero Stils.



Diese Cd ist ein gelungenes Meisterstück von Ben Lierhouse und den 38 besten Musikern aus Kuba, die es einhellig verstanden, Klassik und Jazz in einer perfekten Weise in Einklang zu bringen.



Schöpfertum entsteht aus dem ständigen Wandel des Enstehenden. Dort wo Stillstand ist, gibt es keine wahre Göttlichkeit. Ohne Zweifel wird diese Interpretation in der klassischen Welt eine Initialzündung sein, sich wieder mehr mit den alten Meistern der musikalischen Epochalgeschichte zu arbeiten, und wer weiß: So wie diese CD einen Meilenstein in der Welt der Musiker und Ihres kreativen Schaffens darstellt, wird man auch in Zukunft noch mehr von Ben Lierhouse und seinen neuen Herangehensweisen schöpferischer Symbiose zu hören bekommen. Wir warten zumindest sehnsüchtig darauf!

sw - red / 29. Mai 2003

 

Inhalt

Porträts / Label-Spezials

Konzertkritiken

Tonträger

Online-Musik

Spezial

Termine

[Home] [Kunst] [Musik] [Literatur] [Theater] [Celluloid] [CompuArt] [Redaktion] [Extra]
© 2003 Kultura-Extra (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)

Rechtshinweis
für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und die Inhalte haben!
Rechtshinweis
für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und die Inhalte haben!