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Theaterkritik

Samuel Beckett: DAS LETZTE BAND (Studiobühne. Ensemble. Studiobühne, Köln)

Die Beckett-Figur Krapp gehört zu den modernen Klassikern. Ein Mann hört alte Tonbandprotokolle und der Deutungen sind viele, und viele schon haben sich daran versucht, scheiterten oder feierten Triumphe.
Der junge Regisseur Jörg Fürst macht aus diesem Ein-Personen-Stück eine lebendige Rauminstallation.
Da sind drei Grazien in weiß (Beate Bohr, Christine Stienemeier, Nathalie Hünermund), die den Text mal chorisch, mal übereinander, mal nacheinander aufgeteilt sprechen. Sie gehen, stehen, bewegen sich in strengen Choreographien, stets begleitet von Geräuschen, Klavier, Tonbandeinspielungen (Markus Berger).
In einem Lichtkegel in der Mitte befindet sich Krapp (Christof Hemming). Das Programmheft verspricht eine "Sprechoper, einen Geh-Tanz und Stehgesang". Stimmen, Bewegungen, Sounds und Licht sollen auf einer höheren Ebene zu etwas verschmelzen, was dem emotionalen Gehalt des Stückes entspricht, denn die theatralischen Mittel im einzelnen bleiben kryptisch.
Die Synthese mißlingt allerdings: Bald tritt das Stück auf der Stelle, gerade weil die Frauen ständig in Bewegung sind, permanent von zum Teil platt illustrierenden Geräuschen umgeben, während Krapp im Lichtkegel regungslos bleibt.
Die Tonbänder sind lebendig geworden, er selbst hat dem, so scheints, kein Leben, keine Reaktion, kein Gefühl mehr entgegen zu setzen.
Erst gegen Ende der 55 Minuten währenden Aufführung tritt ein Moment wirklicher Ruhe und Tiefe ein. Der Pianist spielt ein paar schöne Harmonien, Krapp spricht leise, und die ihn umgebenden Stimmen verharren und schweigen. Hier hätte ein Ausgangspunkt genommen werden können.
Stattdessen sehen wir die meiste Zeit Schauspieler bei der Arbeit, beobachten sie bei der Ausübung von Choreographien und bangen mit ihnen um Anschlüsse. Schade.

Sven Lange / 30.01.2001

Regie: Jörg Fürst
Ausstattung: Peter Friedrich
Musik: Markus Berger
mit: Beate Bohr, Christine Stienemeier, Nathalie Hünermund, Christof Hemming

Premiere:24.01.01, weitere Termine: 25.-31.01.
Studiobühne Köln, Universitätsstraße 16 a, 50937 Köln, Tel.: 0221-4704513
www.studiobuene-koeln.de
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