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Theaterkritik

DREI MAL LEBEN
Yasmina Reza
Theater im Bauturm, Köln

Das "Theater im Bauturm" wird in Köln auch gern als "Das kleine Schauspielhaus" bezeichnet, denn hier werden Stücke gespielt, die andernorts auf großen Bühnen laufen. So gab es hier TOP DOGS von Urs Widmer, seinerzeit "Stück des Jahres", wie auch Yasmina Rezas Dauerbrenner "Kunst", der an diesem Theater weiterhin mit großem Erfolg aufgeführt wird. Folgerichtig steht auch Rezas neuer Kassenschlager auf dem Programm.
Wieder einmal im großbürgerlichen Millieu angesiedelt, treffen wir hier auf zwei Paare: Henri, Astrophysiker (Klaus Wildermuth) und Sonja (Marina Matthias) bemühen sich, ihren sechsjährigen Sohn Arnaud zu Bett zu bringen und diskutieren dabei, ob er noch einen Keks und/oder einen Apfel essen darf. Dann stehen, einen Tag zu früh, Henris Vorgesetzter Hubert (Gerhardt Haag) und dessen Frau Inès (Claudia Holzapfel) vor der Tür. Statt des geplanten Abendessens gibt es nun Appetithäppchen und reichlich Sancerre. Hubert macht Sonja Avancen und demütigt Inès, und als er Henri eröffnet, daß dessen Forschungsthema bereits anderweitig veröffentlicht wird, spitzt sich die Situation zu.
Der Witz des Stücks besteht darin, daß diese Situation drei mal vorgespielt wird, dasselbe Personal aber die Charaktere jeweils leicht verschoben. Ist Henri z.B. im ersten Durchgang ein armseliger Speichellecker, wird er bei der dritten Durchführung äußerst selbstbewußt. Getrunken wird allerdings in jeder Version zu viel und das führt dazu, daß die im Wein verborgenen Wahrheiten ans Licht treten.
Die Schauspieler sind nun gefordert, ihre Figuren in unterschiedlichen Nuancen zu zeigen, ohne diese dabei zu verlieren. Besonders gut gelingt dies Marina Matthias, die der starken und sinnlichen Sonja subtile Changierungen zu entlocken weiß. Aber auch Klaus Wildermuth als Henri schafft den Spagat zwischen Unterwürfigkeit und Selbstbewußtsein, ohne in Pattitüden zu verfallen.
Die vier Schauspieler haben sich selbst inszeniert, und darin liegt mitunter die Schwäche der Inszenierung. Manchmal verliert sich der Rhythmus und gelegentlich fragt man sich, warum die Paare überhaupt noch weiter miteinander umgehen. Auch etwas mehr darstellerischer Mut, wie ihn Marina Matthias z.B. in der ersten Version aufbringt, wäre wünschenswert. So bleibt die Inszenierung hinter den Möglichkeiten der Vorlage zurück. Das wird dem Erfolg dieser Produktion aber keinen Abbruch tun.

Sven Lange / 31. August 2001


Aufführungsdauer: 110 Minuten ohne Pause

mit: Gerhard Haag, Klaus Wildermuth, Marina Matthias, Claudia Holzapfel; Regie: Ensemble;
Theater im Bauturm; Aachener Straße 24-26; 50674 Köln; tel.: 0221-524242
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