Gerhart Hauptmann: EINSAME MENSCHEN (Schauspielhaus Köln)
Das ist ein merkwürdiger Abend, der da dem Kölner Publikum serviert wurde. Man war ja gewarnt, Regisseur Sebastian Hartmannn, Jahrgang 68, ein "junger Wilder", nicht umsonst Hausregisseur in Frank Castorfs Berliner Volksbühne, ist berüchtigt für seinen radikalen Umgang mit Klassikern.
In Hauptmanns selten gespieltem Stück findet sich Johannes Vockerat zwischen seiner Familie, seiner Frau und der Studentin Anna Mahr hin und her gerissen. Nietzsche, Freud und Darwin sind Paten der Gedanken, die er denkt, am Ende weiß er keinen anderen Ausweg, als sich selbst zu töten. Die Konflikte, die bis zu diesem tragischen Ende durchlebt werden, hat Hartmann mit blühender Phantasie in Szene gesetzt.
Von Hauptmanns Text ist da nicht viel geblieben. Stattdessen gib es: einen sprechenden, menschenfressenden Cola-Automaten, Särge, ein Krematorium, lebensgroße, den Schauspielern nachgebildete Puppen, Kühe, eine Deutschlandfahne, eine Spiegelkugel, jede Menge Musik etc pp. Mitunter steigen die Schauspieler auch einfach aus,
kommentieren sich, ihr Spiel, kokettieren mit dem Publikum. Nicht immer ist nachvollziehbar, was das ganze (Theater) nun soll, es ist jedoch höchst amüsant. Und so manche irgendwie absurd gespielte Szene erzählt mehr über die Figuren und deren Beziehung zu einander, als ein Text das gekonnt hätte. Die Schauspieler sind allesamt großartig und mit sichtlichem Spaß bei der Sache. Das Kölner Publikum reagierte teilweise verwirrt, einige verließen den Saal vorzeitig. Aber die, die blieben, feierten die Akteure.
Hier hat das Kölner Schauspielhaus einen Hit gelandet!
Sven Lange / 09.02.2001
Aufführungsdauer: 2 Stunden, 15 Minuten, ohne Pause
Regie Sebastian Hartmann
Ausstattung: Jürgen Bäckmann
Licht: Regina Kirsch
Dramaturgie: Simone Kranz
mit: Artemis Chalkidou, Anja Lais, Therese Dürrenberger, Thomas Lawinky,
Joachim Meyerhoff, Ernst-August Schepmann
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