Von Porto zur
Atlantikküste
mit der Metro
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Beliebtes Selfie-Motiv vor dem Rathaus im historischen Stadtzentrum der nordportugiesischen Großstadt Porto | Foto: Edward John Semon
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Die nordportugiesische Stadt PORTO assoziieren die meisten, die dort noch nicht waren, mit dem Portwein. Das stimmt insofern, dass er von seinem traditionellen Anbaugebiet in der Weinregion Alto Duoro, der ältesten Weinbauregion der Welt (seit 2011 als UNESCO-Welterbe gelistet) dorthin transportiert, im angrenzenden Vila Nova de Gaia gelagert und von Porto in die Welt exportiert wird; ja und Portwein, den es übrigens in allen möglichen Farben (von brombeerschwarz über gold bis sektfarben) und Geschmacksrichtungen (von süß über lieblich bis beinahe "trocken") gibt, mundet natürlich gut; man trinkt ihn oft als Aperitif, aber auch zwischendurch und ohne jeden Anlass läuft er durch die Kehle wie von selbst, man könnte eigentlich dann nie genug von ihm bekommen... Gegenüber der Altstadt in der Rua Augusta, also unten am Fluss Douro, gibt es diverse Verkostungsmöglichkeiten: sehr empfehlenswert in dem Zusammenhang der zu stündlichen Besichtigungen einladende historische Weinkeller von Burmester gleich unterhalb der schmiedeeisernen Fachwerk-Bogenbrücke Ponte Dom Luís I [s. Foto unten], hier lassen sich höherwertige Portweine probieren - die spektakulärste Touristenvariante, nebenbei Portwein zu verkosten, bietet allerdings die sog. Casa Portuguesa do Pastel de Bacalhau; wenn man da reingeht, eröffnet sich ein durch Wendeltreppe begehbarer zweietagiger kulinarischer Mini-Palast mit eingebauter Orgel (worauf stündlich jemand live spielt), oben sowie unten kann man dann auf bequemen Sitzbänken an den Wänden verweilen und ein Gläschen Portwein inklusive eines grandios schmeckenden Kabeljaugebäcks (einer Krokette, gefüllt mit einer Kabeljau-Käse-Creme), der Spezialität dieses Hauses, zu sich nehmen, und das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
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Blick auf die Brücke Dom Luís I, dem Wahrzeichen von Porto | Foto: Edward John Semon
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Essen und Trinken, apropos:
Das kleine Restaurant von O Afonso in der Rua da Torrinha, das von Einheimischen und Touristen gleichermaßen frequentiert wird (abends ist die beste Zeit, um dort zu essen), gehört zu den weit über die Stadt hinaus bekannten und beliebten "Geheimadressen". Hier wird eine der lokalen Spezialitäten aus Porto, die allbekannte Francesinha (portugiesisch: kleine Französin) zubereitet und serviert: das ist ein mit geschmolzenem Käse überbackenes Sandwich, in welchem Kochschinken, Linguiça (eine Art Chouriço-Wurst) und Rindfleisch stecken, übergossen wird es mit einer heißen und dickflüssigen Soße aus Tomaten, Bier und Senf, und manchmal wird sogar dann noch ein Spiegelei ganz oben drauf gesetzt; ein zugegeben einfaches Gericht, aber es schmeckt und macht v.a. satt.
Wer es nobel mag, dem sei (tagsüber) das 1916 im Jugendstil errichtete Majestic Café [s. Foto unten] im Zentrum der Altstadt empfohlen. Es atmet Luxus, Rafinesse und Komfort zur Zeit der Belle-Époque. Fast immer ist es brechend voll, und man braucht schon mitunter etwas Zeit, um einen Platz dort drinnen zugewiesen zu bekommen, das Personal trägt standesgemäße "Uniformen", und der Kaffee dort gleicht einem angemessen starken Filterkaffee, wie man ihn noch heute in vereinzelt guten deutschen oder österreichischen Kaffeehäusern serviert bekommt; er ist dann aber viel, viel schwärzer und auch stärker, und deswegen trinken ihn auch viele mit 'nem zünftigen Portiönchen aufgehaubter Schlagsahne.
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Der öffentliche Nahverkehr in Porto ist perfekt strukturiert und geregelt. Es gibt eine hochmoderne Metro, die sowohl unterhalb der Stadt wie auch, quasi als Straßenbahn, übertage (bis an die Atlantikküste!) fährt. Zudem existierten zig althergebrachte Buslinien, die die Menschen in entlegenste Winkel ihrer Stadt befördern. Wartezeiten sind recht kurz, und Pünktlichkeit (vor allem bei der Metro) scheint gesetzt zu sein - wir hatten das bei unserem viertägigen Besuch in Porto zur genüge ausprobiert; man kann sehr preisgünstig zwischen den einzelnen Verkehrslinien und -mitteln hin und her switchen.
Am Atlantik gibt es kleine Fischerdörfer, wo man frischen Fangfisch essen kann; und weil gerade Sardinen-Zeit war, ließen wir uns in einem der kleinen Restaurants einen Teller frisch vor uns auf einem Holzkohlengrill zubereiteter Sardinen mit Pommes frites servieren, dazu tranken wir einen eiskalten roten Vinho Verde. Bodenständiger, perfekter ging's nicht mehr!
Ein frisches Meereslüftchen und vergebliche "Erklimmversuchungen" gegenüber arg respekteinflößenden Atlantikwellen inklusive eines stundenlangen Strandspazierganges zum nächstliegenden Fischerdorf krönten den traumhaft schönen Tagesausflug mit der Metro und dem Bus.
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Belle-Époque-Atmosphäre im Majestic, einem der mondänen Kaffehäuser im Zentrum von Porto | Foto: Edward John Semon
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Auch kulturell (Museen, Theater, populäre oder klassische Konzerte) hat die Stadt im Norden Portugals viel auf- und anzubieten. Uns verschlug es an zwei Abenden in die vor 18 Jahren eingeweihte Casa da Música [s. Foto unten].
"Im Entwurf von OMA wurden die unterschiedlichen Bereiche des Konzerthauses in einem kompakten Volumen zusammengefasst, das sich als polygonaler Körper aus weißem Sichtbeton in den Platz 'Rotunda da Boavista' aufstellt, wie ein Kristall für die Musik. Der ganz mit jordanischem Travertin in Braun- und Goldtönen belegte Vorplatz kontrastiert stark mit dem in Porto allgegenwärtigen grauen Granit. Die weiße Schale verhüllt ein 3-D-Puzzle, das elf Etagen einnimmt.
Im Inneren ist die Architektur aus Beton, Aluminium und Glas mit vielen verschiedenen Materialien verkleidet. Der große Konzertsaal mit 1300 Plätzen ist wie eine Schachtel mit etwa 1,8s Nachhall und sehr guter Dissipation konzipiert, das kleine Auditorium mit 350 Sitzen und etwa 1,3s Nachhall ist eine Ebene darüber im rechten Winkel dazu angeordnet. Koolhaas umgibt die beiden Säle mit der an einen Kristall erinnernden Hülle, die zusätzlichen Platz für Foyers, Bars, Seminarräume, Aufnahmeräume, einen Kindersaal, ein Cyber-Gelände für Experimentalmusik, Empfangsbereiche und Gastronomie bietet. Die Räume sind alle mit verschiedenen Materialien gestaltet: Die Wände des großen Konzertsaals wurden mit Blattgold auf der Holztäfelung verkleidet, seine Akustik wurde mit Yasuhisa Toyota entwickelt, die Stirnseite öffnet sich mit einer großen gewellten Glasfront zur Stadt hin. Diese Glaswellen verzerren einerseits den Blick, andererseits wird auch der Schall günstig gebrochen."
(Quelle: Wikipedia)
Wir sahen und hörten das haus- wie stadtansässige Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música (Dirigent: Nuno Coelho) unter anderem mit der portugiesischen Erstaufführung von Magnus Lindbergs Klarinettenkonzert (Solist: Martim Barbosa) sowie Béla Bartóks einaktiger Tanzpantomine Der wunderbare Mandarin.
Tags darauf machten wir Bekanntschaft mit dem philharmonischen Coro Casa da Música (Dirigent: Léo Warinsky). Er sang diverse Chorbearbeitungen von Thibault Perrine und Clytus Gottwald, darunter Mahlers "Ich bin der Welt abhanden gekommen". Und als Zugabe verblüfften die 19 Sängerinnen und Sänger mit einem von ihnen vokalisenierten, fingergeschnippsten und in den Bassstimmen "gedumm-dummten" Bolero von Ravel; das klang total irre, und die Leute tobten hiernach vor Begeisterung.
Wir verließen das Konzerthaus zur milden Abenddämmerung, und draußen auf dem großräumigen Platz tanzten zig Paare portugiesischen Tango; das sah schon bezaubernd aus.
Überhaupt sind die Menschen dort von einer unaufdringlichen und dennoch aufmerksamen Freundlichkeit, und man bekommt sehr leicht zu ihnen Kontakt, auch unabhängig aller Sprachbarrieren.
Touristisch ist die Stadt stark überlaufen, doch man kann dem Trubel leicht entgehen; es gibt viele kleine Gassen oder Plätze, wo es spürbar ruhiger als in den touristisch angezeigten Hotspots ist.
Porto, ganz außer Frage, ist ein Muss für Weit- und Weltreisende!!
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Die Casa da Musica in Porto | Foto: Edward John Semon
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Andre Sokolowski - 28. Oktober 2023 ID 14450
Weitere Infos siehe auch: https://www.portugal-reiseinfo.de/porto/
https://www.andre-sokolowski.de
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