Rotterdam
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Hotel America in Rotterdam | Foto: Zaubi M. Saubert
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Rotterdam besitzt den größten Hafen der Welt, aber touristisch wird die zweitgrößte Stadt der Niederlande häufig übersehen. Dabei ist ein Besuch dieser modernen Metropole durchaus lohnenswert. Anders als Amsterdam, das mit seinen herrlichen romantischen Grachten und den engen Gassen im Zentrum, jährlich Millionen Besucher anlockt, ist Rotterdam eine im wahrsten Sinne aufstrebende Stadt. Aufstrebend in die Höhe, denn hier schießen architektonisch anspruchsvolle Wolkenkratzer hoch in den Himmel.
Eine beschauliche Altstadt sucht der Besucher in Rotterdam vergebens. Dafür hat die deutsche Wehrmacht gesorgt, die die Stadt bei einem verheerenden Luftangriff am 14. Mai 1940 in Schutt und Asche legte. Den Rest zerstörte ein US-amerikanischer Bombenangriff am 31. März 1943. Lediglich eine Handvoll alter Gebäude überstanden den Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 beschloss die Stadt für das Zentrum eine grundlegende städtebauliche Neuordnung und Neubebauung.
Eines der wenigen erhalten gebliebenen Gebäude ist das altehrwürdige Hotel New York, aus dem frühen 20. Jahrhundert, im Gebäude der ehemaligen Holland America Lijn. Von dieser Stelle aus brachen viele Auswanderer zu ihrer Überfahrt in die neue Welt nach Nordamerika auf. Der mit zwei Uhrentürmen versehene Bau aus dem typischen roten Ziegel glänzt mit Jugendstil- und Art déco-Anleihen. Der Platz vor dem Hotel New York ist sicher einer der schönsten Plätze Rotterdams. Liegt das Hotel doch auf einer Landspitze der Nieuwe Maas, die einen schönen Blick auf die Stadt und die beginnenden Hafenanlagen bietet. Direkt hinter dem Gebäude ragen die Hochhäuser in den Himmel. Aus der Entfernung wirkt es winzig zwischen den ihn umgebenden Wolkenkratzern. Man erreicht diesen Teil Rotterdams über die 800 Meter lange Erasmusbrücke, eine Schrägseilbrücke und Wahrzeichen der Stadt. Benannt nach dem berühmtesten Sohn, dem Humanisten Erasmus von Rotterdam.
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Erasmusbrücke in Rotterdam | Foto: Zaubi M. Saubert
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Einen umfassenden Blick über die Stadt bekommt der Besucher vom 186 Meter hohen Euromast. Dieser Aussichtsturm wurde 1960 mit einer Höhe von 101 Metern errichtet. 1970 stockte man ihn mit einem Mast auf 186 Meter auf. In einer verglasten Kabine kann sich der schwindelfreie Besucher um diesen Mast herum im die Höhe schrauben. Der Euromast gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, bietet neben einem Restaurant auf der Aussichtsplattform auch zwei Suiten, in denen man das Panorama der Stadt auch bei Nacht exklusiv genießen kann.
Dem riesigen Hafen, der an einem Hauptarm des Rheindeltas, der Nieuwe Maas, liegt, nähert man sich am besten mit einer großen Hafenrundfahrt. Oder man fährt hinaus nach Hoek van Holland, wo die Nieuwe Maas in die Nordsee mündet. Ursprünglich handelte es sich um einen 33 Kilometer langen Kanal, der Ende des 19. Jahrhunderts gegraben wurde, da der städtische Hafen zu versanden drohte. Hier bekommt man einen schönen Blick auf die gewaltigen Hafenanlagen, die sich auf der Südseite des Flusses erstrecken und kann die gewaltigen Schiffe bestaunen, die hier rund um die Uhr ein und ausfahren. Der fast schon an der Nordsee befindliche, Anfang der 1960er Jahre errichtete, 15 Kilometer lange Europoort erweiterte den Rotterdamer Hafen zum größten Seehafen der Welt.
Zurück in der Stadt lohnt ein Abstecher in das Viertel rund um den Bahnhof Blaak, denn hier gibt es einiges zu entdecken. Da ist zum einen seit 2014 die U-förmige, elfgeschossige Markthal. Während sich auf der 70 x 120 Meter großen Grundfläche Marktstände und Gastronomie abwechseln, befinden sich in der umgebenden Hülle über 220 Wohnungen. Die Giebelseiten der Markthalle sind verglast. Im Inneren ziert die gewölbte Decke der Markthal ein 11.000 Quadratmeter großes Kunstwerk des Niederländers Arno Coenen. Auf den 4.000 Glasscheiben werden in Anlehnung an die Gemälde der alten Meister Stillleben mit Früchten, Tieren, Gemüse und Blumen dargestellt.
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Markthal in Rotterdam | Foto: Zaubi M. Zaubert
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Außen vor diesem modernen Hallengebäude findet häufig ein Wochenmarkt statt. Aus den umliegenden Cafés kann man das quirlige Treiben das hier herrscht wunderbar beobachten. Östlich der Markthal findet der Besucher die sogenannten Kubushäuser von Piet Blom, die 1984 errichtet wurden. Hierbei handelt es sich um aneinander gereihte würfelförmige Einfamilienhäuser, die halb gekippt auf einer Gebäudespitze stehen. Von außen kurios anzuschauen, vermitteln sie von innen ein ganz besonderes Wohnerlebnis.
Nur wenige Schritte entfernt befindet sich der Oudehaven [s. Foto unten], der alte Hafen. Von einem der zahlreichen Lokale, die zum Verweilen und Stärken einladen, hat man einen schönen Blick auf das Wasser, die ankernden kleinen Schiffe und das Weiße Haus. Dieses erhaltene Gebäude von 1898 war bei seiner Errichtung das höchste Bürogebäude Europas.
Rotterdam ist eine junge moderne Stadt mit den entsprechenden Angeboten in Gastronomie, Szene und Kultur. Natürlich laden auch zahlreiche Museen, wie das Museum Bojimans Van Beuninger oder die Kunsthal Rotterdam ein, sich der Kunst zu widmen. Weniger bekannt ist das Museum Rotterdam '40 - '45 NU am alten Kohlehafen, das sich unter einer Brücke befindet und in dem man sich der Zeit zwischen 1940 und 1945 sehr anschaulich und mit vielen Originalexponaten annähern kann. Da ist zum Beispiel die metallene Zigarrendose, in der sein Besitzer Kekse aufbewahrte. Die Dose und der Inhalt haben Bombardierung und Feuersturm überlebt. Auch die Kekse hielten ihre Form, allerdings wandelte sich der Keks zum Brikett.
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Oude haven in Rotterdam | Foto: Zaubi M. Saubert
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Wer Rotterdam besucht, dem bietet sich auch einen Abstecher nach Den Haag an, dem Regierungssitz der Niederlande, da die beiden Städte praktisch miteinander verwachsen sind.
Zum Schluss noch ein zwischenmenschlicher Tipp: Der Niederländer kommt in seiner freundlichen Art, in dem er den Fremden häufig duzt, sehr locker daher. Doch aufgemerkt: Der Ältere duzt den Jüngeren - nicht umgekehrt.
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Zaubi M. Saubert - 27. Oktober 2022 ID 13875
Weitere Infos siehe auch: https://www.rotterdam.nl/
Post an Zaubi M. Saubert
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