Tulpenblüte
im Keukenhof
und Koningsdag
in Amsterdam
|
Tulpenblüte im Keukenhof in Lisse | Foto © Ansgar Skoda
|
Welch eine Pracht! Noch bis zum 19. Mai lockt der Park Keukenhof in den Niederlanden täglich von 8 bis 19.30 Uhr Besucherscharen an. Über 800 verschiedene Tulpensorten blühen in der 32 Hektar umfassenden Parkanlage farbenfroh zusammen mit etlichen anderen Krokussen, Lilien, Hyazinthen und Narzissen. Die bei der südholländischen Ortschaft Lisse gelegene Gartenanlage bietet neben verschiedenen Themenbereichen auch anderes Sehenswertes wie Tanzvorführungen, ganz besondere Attraktionen zum Selbstausprobieren und Live-Musik etwa von einer 1978 erbauten, volltönenden Orgel mit 406 Orgelpfeifen, die auch neuere Songs, wie den „Ketchup Song (Aserejé)“ wiedergibt.
Der weltweit größte Park für Zwiebelblüher lockt in seiner achtwöchigen Saison wieder Besucher aus aller Welt. Dieses Jahr ist das Thema des wohl größten Blumengartens „Flower Power“. Neben dem Freiluftgelände gibt es zahlreiche Pavillons mit besonderen Schwerpunkten. Die Ausstellung Tulpomania im Juliana-Pavillon informiert etwa über die Geschichte der Tulpe und Tulpenfieber in den Niederlanden im 17. Jahrhundert. Hier erfährt man auf Schautafeln, dass die Tulpe ursprünglich aus der Türkei kommt und dort als Wildpflanze weit verbreitet ist. Der Name „Tulpe“ leitet sich so von dem persischen Wort „tulipan“ ab, das so viel bedeutet wie „Turban“ und sich auf die Form der Tulpenblüte bezieht. 1637 hatte eine einzige Blumenzwiebel in den Niederlanden noch einen Handelswert, wie heute umgerechnet 300.000 Blumenzwiebeln. Eine ausgestellte Infografik erklärt, dass mittlerweile 62 Prozent aller Blumenzwiebeln weltweit in den Niederlanden angebaut werden.
|
Tulpenblüte im Keukenhof in Lisse | Foto © Ansgar Skoda
|
Auf dem Gelände mit alten Baumbeständen, zahlreichen Wasserflächen und besonderen Anlagen wie einer Windmühle gibt es allerlei zu entdecken. Bei aller Blütenpracht sollte man auch ein Augenmerk für einen eindrucksvoll in den Himmel ragenden zwölfstämmigen (!) Baum haben. Nicht nur Senioren mit Rollstühlen oder Rollatoren durchwandeln die Parkanlage voller Begeisterung. Das Publikum ist über alle Generationen und Nationalitäten hinweg bunt durchmischt – wahrscheinlich ebenso vielfältig wie die florale Pracht selbst.
Inmitten der Besucher liegt jedoch manchmal der Eindruck nahe, man behindere jemanden im Bedürfnis die Blumenbeete oder sich inmitten des schnell vergänglichen Blütenmeeres zu fotografieren. Während meines Keukenhof-Besuches wurde ich mindestens fünfmal von strahlenden Pärchen höflich gebeten, sie mit ihren Smartphones kurz zu knipsen. Beflissen drückten sie mir ihre Handys in die Hand und instruierten mich auf Englisch kurz über den gewünschten Bildhintergrund. Kommt das gesteigerte Bedürfnis, sich in besonderen Augenblicken für die Dauer festhalten zu wollen, davon, weil unsere heutige Zeit insgesamt überladener und hektischer geworden ist.
Es strengt an, den Keukenhof nur noch durch den Kamerazoom als Filter für die Erinnerung wahrzunehmen. Vielleicht könnten die Organisatoren des Keukenhofes einen fotofreien Besuchertag anregen, damit man einmal ungestört das Gelände erkunden, den Vögeln lauschen und das Licht und den Blumenduft genießen kann. Denn trotz der Fotografien ist ja nichts wirklich von Dauer. Auch bei Tulpenzwiebeln ist es stets schwierig, sie im Folgejahr wieder zum Blühen zu bringen. Auffallend ist, dass es in der Gartenanlage nur wenige Insekten gibt. Während im heimischen Garten allerlei Schmetterlinge, Wespen, Bienen und Hummeln herumschwirren, vertreiben anscheinend besondere Pflanzenschutzmittel diese im Keukenhof, was etwas zu denken gibt. Ein Mitarbeiter vor Ort versichert mir jedoch geflissentlich, dass die Tulpen keine Insekten zur Bestäubung benötigten, da die Blüten selbst bestäubt werden.
|
Tulpenblüte im Keukenhof in Lisse | Foto © Ansgar Skoda
|
Wer schon den Weg zum Keukenhof auf sich nimmt, sollte nicht die Gelegenheit verpassen, einen Strandspaziergang an der nur wenige Autofahrminuten entfernten und menschenleereren Nordseeküste zu machen. In der vorgelagerten Dünenlandschaft wird man vom Gesang der zahlreichen Nachtigallen empfangen, bevor man das Meer erreicht. Dann an der Nordsee angekommen, kann es in dieser Jahreszeit sonnig, aber auch stürmisch sein. Wie vor einigen Tagen, als der Wind die Wellen über den flachen Strand jagte und den Schaum der aufgewühlten See durch den Sand trieb. Der trockene Sand wurde von den starken Windböen aufgepeitscht. Und die rasende Bewegung setzte sich noch bis zu den Dünen fort, in denen das Gras wogte.
*
Allzulange mag man sich diesen Naturgewalten nicht aussetzen. So lässt sich mit einem Besuch des nahegelegenen Amsterdam die kurze Hollandreise abrunden. Einen Besuch der angesagten Museen dort sollte man jedoch lange im Vorfeld planen. So ist etwa das Van Gogh-Museum schon wochenlang ausgebucht. Tickets für 19 Euro muss man rechtzeitig online mit ausgewähltem Zeitfenster buchen. Doch nicht nur in den Museen lässt sich lustvoll flanieren.
Am 27. April, dem Tag unseres Besuches, wurde in Holland mit dem Koningsdag der Geburtstag des niederländischen Staatsoberhauptes König Willem-Alexander gefeiert. In der ganzen Stadt herrschte Party-Stimmung, und die Menschen trugen Kleidung oder Accessoires in Orange, der Farbe des Königshauses Oranien Nassau. Von ehrfurchterbietender Feierlichkeit war keine Spur. Ausgelassenheit und gute Laune waren angesagt. Insbesondere auf kleinen Booten wurde in den zahlreichen Kanälen und Grachten laut gefeiert. Auch Kanonen mir orangefarbenem Konfetti kamen zum Einsatz. Es wurden sich Plastik- und Papierkronen aufgesetzt und somit konnte jeder König sein.
|
Koningsdag in Amsterdam | Foto © Ansgar Skoda
|
Ansgar Skoda - 1. Mai 2019 ID 11382
Post an Ansgar Skoda
skoda-webservice.de
KULTURSPAZIERGÄNGE
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
ANTHOLOGIE
INTERVIEWS
KULTURSPAZIERGANG
MUSEEN IM CHECK
THEMEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|