Siamesinnen
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Kati Witt (Lavinia Nowak, l.) und Frau Müller (Dagmar Manzel, r.) denken an alte Zeiten. | (C) ZDF/Stanislav Honzík
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Bewertung:
Als alteingeübter Ex-DDRler kann ich mich noch sehr, sehr gut an Katarina Witts Olympia-Kür in Calgary erinnern. Die ostdeutsche Sportreporter-Legende Heinz-Florian Oertel († 2023) kommentierte, und die meisten, die das live gesehen hatten, sahen das in altherkömmlichem Schwarz-Weiß, denn einen Farbfernseher, den es zwar zu dieser Zeit schon gab, konnten sich damals noch nicht alle leisten. Ja und außer ihrer schönen Carmen-Kür, mit der die Kati ihre zweite Goldmedaille bei Olympia (die erste ergatterte sie 1984 in Sarajevo) gewann, war dieser Auftritt in direkter Konkurrenz zu Debi Thomas, die aus rein strategischen Gründen ebenfalls einen auf Carmen machte, das fast Prickelndere der Performance; unsre Kati hatte freilich dann die stärkeren Nerven und obsiegte in dem von der Amerikanerin "angezettelten" klitzekleinen Kufenkrieg.
Jetzt - pünktlich zum Tag der Einheit - zeigt das ZDF in seiner beliebten "Herzkino"-Reihe ein von Drehbuchschreiberin Andrea Stoll und Regisseurin Michaela Kezele bewerkstelligtes Biopic über die einstmalige DDR-Eisprinzessin; der Film heißt KATI - Eine Kür, die bleibt und wurde mit den beiden Schauspielerinnen Lavinia Novak (als Kati) und Dagmar Manzel (als Katis langjährige Trainerin Jutta Müller) ideal besetzt - hinguckerisches als wie -hörerisches Zentrum ist dann freilich die Manzel, die mit schönstem Sächsisch und vermeintlich eisig-harter Maske ihrem historischen Vorbild zum Verwechseln ähnlich scheint: sensationell gespielt!
So geht der Plot:
"Nach ihrem Olympiasieg 1988 sucht Katarina Witt eine neue Perspektive, beendet den Leistungssport und geht in die USA. Dort ist sie ein Superstar und gilt als das 'schönste Gesicht des Sozialismus'.
In Deutschland wiederum steht sie nach dem Fall der Mauer auf einmal als SED-Musterschülerin am Pranger. Als das Olympische Komitee die Regularien für den Eiskunstlauf verändert, will Kati Witt noch einmal für das vereinte Deutschland an den Winterspielen in Lillehammer teilnehmen. Die inzwischen verrentete Trainerin Jutta Müller hält das anfangs für eine Schnapsidee, lässt sich aber von Witts eisernem Willen mitreißen. Jutta Müllers Ehemann Binges unterstützt seine Frau auch bei diesem wagemutigen Schritt.
Die Vergangenheit lässt den Eislaufstar nicht ruhen. Beim Studieren ihrer Stasi-Akte kann Kati Witt Schwarz auf Weiß nachlesen, welche Strippen Egon Krenz einst gezogen ‒ oder zumindest zu ziehen versucht ‒ hat. Empört stellt sie ihn zur Rede. Doch der Ex-Politiker sieht überhaupt keine Notwendigkeit, sich und seine Methoden zu verteidigen."
(Quelle: presseportal.zdf.de)
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Und so seh' ich "uns Kati" heute:
Sichtlich präsent wirkt sie noch immer, v.a. durch die auf allen TV-Kanälen rauf und runter geleierte Postcode-Lotterie-Werbung, in der sie mit Kai Pflaume und anderen TV-Sonnyboys "Betroffene" zu ihren Gewinnen gratuliert, um folglich (= Sinn von jeder Werbung) noch mehr Kunden anzulocken; und dagegen ist auch nichts zu sagen, jeder verdient sein Geld halt wie er will.
Auch in der Talkshow Inas Nacht entdeckte ich sie neulich, und da interviewte Ina Müller sie zum Film; deswegen wurde ich erst auf ihn aufmerksam.
Sie hat auch eine eigene Homepage, wo sie sich als Unternehmerin vorstellt; so gründete sie 1995 ihre Produktionsagentur WITH WITT Sports & Entertainment GmbH, mit der sie TV-Specials, Live Events und Shows, wie Kisses on Ice Summernight on Ice und Stars auf Eis konzipierte.
Aber zurück zum Film.
"Dass wir uns inhaltlich auf mein Comeback für die Olympischen Spiele 1994 konzentriert und das Vorbereitungsjahr dazu filmisch aufbereitet haben, freut mich ganz besonders. Der Film zeigt, dass es für mich nicht darum ging, Gold gewinnen zu wollen, sondern neben der immensen sportlichen Herausforderung auch um die Suche, in meinem neuen Land, dem nun wiedervereinten Deutschland, ein Stückchen Heimat wiederzufinden." (Quelle: dto.)
Das [s.o.] bekundet sie in einem vom ZDF veröffentlichten Statement zu der Produktion, an der sie wohl - zumindest von der Seitenlinie aus - mehr oder weniger beteiligt worden war, denn immerhin ist es ihr Leben, das da filmisch abgehandelt werden sollte, und da galt womöglich auch der allbekannte Satz: Vertrauen gut, Kontrolle besser.
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Eislauflegenden Katarina Witt und Jutta Müller: Mit dem Auseinanderbrechen der DDR bricht eine Zeitenwende herein, die ihre Identität in Stücke reißt und beide zwingt, sich neu zu positionieren. Katarina Witt, Mitte, begrüßt am Set ihr filmisches Alter Ego Lavinia Nowack und Dagmar Manzel in der Rolle der strengen Trainerin Jutta Müller. | (C) ZDF/Dušan Martinček
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Es ist ein informativ bereichernder und gut geschauspielerter Film geworden.
Besonders punkten tut er durch die Aufzeigung der beiden Siamesinnen, deren Unauseinandertrennbarkeit es war, die erst die ost- und nachostdeutsche als wie parallel in Gang gesetzte Weltkarriere Katarina Witts ermöglichte, will sagen:
Ohne Jutta keine Kati!
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Bobby King - 3. Oktober 2024 ID 14949
KATI - Eine Kür, die bleibt (ZDF 2023)
Regie: Michaela "Mimi" Kezele
Buch: Andrea Stoll
Kamera: Holly Fink
Schnitt: Stine Sonne Munch
Musik: Oli Biehler
Besetzung:
Kati Witt ... Lavinia Nowak
Jutta Müller ... Dagmar Manzel
Oli Schmidtlein ... Felix von Bredow
Vati Witt ... Jörg Sternberg
Mutti Witt ... Angela Hobrig
Binges Müller ... Sylvester Groth
Jochen Grünwald ... Norbert Stöss
Wolf-Dieter Montag ... Michael Lerchenberg
Ingo Steuer ... Lukas Amberger Baumeister
John ... Paul Cless
Egon Krenz ... Alexander Schubert
Kioskfrau ... Anna Thalbach
Erstsendung im ZDF am 3. Oktober 2024
Weitere Infos siehe auch: https://www.zdf.de/
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