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Iris Berben (als Cosima Wagner) und Justus von Dohnányi (als Richard Wagner) in Der Wagner-Clan | © ZDF ORF Mona Film/Hannes Hubach

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In Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die "Juden" 1876 bis 1945 kriegt der Ausstellungsbesucher instinktiv und auf das Anschaulichste mit, in was für einem antisemitischen Sumpf die Wagners allgemein und im Besonderen zu baden trachteten - seit 2012 werden die mit Porträtfotos, Biografien und Zitatbeispielen versehenen weit über 44 Einzelschicksal-Tafeln auch jeweils zur Festspielzeit unweit des Grünen Hügels (in bezeichnender und direkter Nachbarschaft zur Arno Breker-Büste Richard Wagners) aufgestellt. Der Festspielbesucher kann sich also vor, womöglich während und/oder nach seinen live erlebten Festspielaufführungen auf das Sachdienlichste informieren, was "dort oben" Alles so geschah bzw. von "dort oben" ausgegangen war; so eine Art von Nachschock müsste dann bei Allen, die das Alles ausführlich gelesen haben sollten, allgemeingültig-vorhanden und letztendlich eingetreten sein...

Das fiel uns jetzt spontan so ein, nachdem wir - zufälliger Weise - Samstagnachmittag die aktuelle Ausstrahlung des als "prominent besetzten und opulent inszenierten Eventfilms über eine der einflussreichsten deutschen Künstlerfamilien mit Iris Berben als Cosima Wagner in der Hauptrolle" auf der 3.Sat-Website zur Kenntnis nahmen.

Wir hatten Der Wagner-Clan zu seiner Zeit verpasst und auch seither keine Gelegenheit gefunden, das baldmöglichst nachzuholen - vor zwei Jahren war halt Wagnerjahr, ja und da gab es halt genug in dem Zusammenhang zu tun; zum Fernsehgucken war da kaum noch Zeit - das schauerliche Machwerk Wagnerwahn kriegten wir nebenbei gerade noch so mit...

Die jetzige Beschäftigung mit Buchautor Kai Hafemeisters Wagner-Clan passt - wie der Zufall es so will - ganz prima auch in den Betrachtungskontext zum 2015 neu eröffneten Richard Wagner Museum Bayreuth; dorthindurch verliefen wir uns vor paar Tagen erst: Rechts neben Wahnfried ist ein Neubau hingestellt worden, darunter führt ein Gang zu den zwei alten Häusern (Villa Wahnfried und Siegfried-Wagner-Haus); ja und in allen drei Gebäuden gibt es mehr oder weniger (selbst-)kritische Ausstellungen zu erfahren...

Also:


"1883: Cosima Wagner klammert sich an den Leichnam ihres Mannes Richard. Unfähig, seinen Tod zu akzeptieren, schwört sie ihre Kinder auf ihre 'heilige Pflicht' ein: Isolde, Eva und Siegfried sollen ihr Leben ganz in den Dienst der Bewahrung von Wagners Werk stellen. Die Zukunft von Bayreuth steht auf dem Spiel. Zwar gelingt es Cosima, sich als neue Festspielleiterin durchzusetzen. Doch damit die Festspiele in Familienhand bleiben, muss eines der Kinder ihre Nachfolge antreten - und Nachkommen in die Welt setzen.

Siegfried scheint dafür nicht geeignet. Als durchsetzungsfähiger erweist sich die Älteste, Isolde. Gemeinsam mit dem jungen Dirigenten Franz Beidler träumt sie davon, Bayreuth zu erneuern. Als sie schließlich den ersehnten 'Stammhalter' zur Welt bringt, scheint die Frage der Nachfolge beantwortet. Doch die Intrigen des mit Cosima befreundeten Schriftstellers Houston Chamberlain treiben einen Keil zwischen die Geschwister und ihre Mutter. Siegfried soll sich gegen Beidler behaupten - woraufhin dieser den schwulen Schwager bei der Schwiegermutter denunziert. Als Isolde zu ihrem Mann hält, wird sie von Cosima enterbt. Wütend klagt sie vor Gericht ihr Recht ein: Auch wenn ihre Mutter bei ihrer Geburt noch mit Hans von Bülow verheiratet war - jeder weiß, Isolde ist die leibliche Tochter Richard Wagners. Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Isolde verliert den Prozess. Verarmt stirbt sie Jahre später an Tuberkulose. Doch die Erinnerung an Wagners Lieblingstochter, seine 'Brünnhilde', lebt im Hause Wagner fort: Siegfried, von Cosima zu einer Ehe gedrängt, zeugt mit der viel jüngeren Winifred vier Kinder - und in der Jüngsten erkennt er den rebellischen Geist von Isolde wieder: Friedelind lässt sich von niemandem einschüchtern, schon gar nicht von 'Onkel Wolf' - dem jungen Adolf Hitler, der neuerdings bei Wagners ein und aus geht.

Rivalitäten, Intrigen, Größenwahn und Enttäuschungen, geheime Affären, himmelstürmende Erfolge und ergreifende Niederlagen: Der zerstrittene Wagner-Clan liefert den perfekten Stoff für eine pralle Familiensaga."


(Quelle: 3sat.de)


* * *

Iris Berben schien sich vorher gut mit der von ihr gespielten Hauptfigur beschäftigt und auseinandergesetzt zu haben - hält man die ihr zugefügten Masken (von der Zeit vor und zu Wagners Ableben bishin zum sphärisiert-verklärten Cosima'schen Tod) dagegen, bleibt zu konstatieren, dass sie ihre Arbeitsaufgabe ganz respektabel meisterte; wohl oder übel wird sie selbst gewusst haben, dass sie natürlich nie die Dimension einer Silvana Mangano (die die Cosima damals im Ludwig-Film Viscontis an der Seite Trevor Howards [= Wagner] spielte) hätte je erreichen können - doch Der Wagner-Clan war/ist auch kein Autorenfilm.

TV-Star Heino Ferch gab Houston Chamberlain (= Gatte von Eva Wagner), diesen Quasi-Oberantisemiten vom Grünen Hügel; Ferch vermochte da womöglich auch auf sein sehr reichhaltiges Erfahrungspotenzial u.a. aus Oliver Hirschbiegels Hitlerbunker-Mehrteiler, wo er den Führer-Architekten Speer spielte, zurückgreifen - solche Figuren lagen/liegen ihm besonders gut.

Der eigentliche Hauptstar dieser Soft-Bio über die Wagners bis kurz vor der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 - dieser so beziehungsreiche Punkt wird hinter Wahnfrieds Milchglasscheibe, wo die Silhouette des uniformierten NSDAP-Parteiführers nebst paar von seinen Schergen eindeutig erahnbar ist, bloß angedeutet - ist ganz zweifelsohne Schaubühnen-Chefstar Lars Eidinger! Er zeichnete in glaubhafter Vollendung den an seinem Schwulsein leidenden und von dem Clan "zurechtgestutzten" Wagner-Erben Siegfried, die vielleicht traurigste, tragischste Gestalt in der Familie - - ausnamslos deswegen hatte sich die umständliche Mühe diesen überlangen und doch eigentlich mehr seichten Film zuschauend und zuhörend ertragen haben zu müssen, gelohnt.



Werner Haindl (als Karl Klindworth), Heino Ferch (als Houston Chamberlain), Eva Löbau (als Eva Wagner), Iris Berben (als Cosima Wagner), Lars Eidinger (als Siegfried Wagner), Petra Schmidt-Schaller (als Isolde Wagner) und Felix Klare (als Franz Beidler) in dem Fernsehfilm Der Wagner-Clan | Foto: ZDF

Andre Sokolowski - 17. August 2015
ID 8817
DER WAGNER-CLAN (D 2013)
Regie: Christiane Balthasar
Autor: Kai Hafemeister
Besetzung:
Cosima Wagner ... Iris Berben
Cosima, jung ... Friederike Becht
Richard Wagner ... Justus von Dohnányi
Siegfried Wagner ... Lars Eidinger
Isolde Wagner ... Petra Schmidt-Schaller
Eva Wagner ... Eva Löbau
Houston Chamberlain ... Heino Ferch
Franz Beidler ... Felix Klare
Dorian Davies ... Vladimir Burlakov
Wiederausstrahlung auf 3.Sat am 15. August 2015


Weitere Infos siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Wagner-Clan._Eine_Familiengeschichte


http://www.andre-sokolowski.de

Wagnerjahr 2013

Bayreuther Festspiele

Zu den 20 EXEMPLARISCHEN WAGNERKRITIKEN
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