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Fernsehserie

Offener

Straf(frei)-

vollzug



(C) WDR/STUDIOCANAL

Bewertung:    



Ein spektakuläres Gesellschaftsmodell "mit ohne" Justizvollzugsanstalten wird aktuell in der ARD-Mediathek (seit heute auch im TV-Abendprogramm vom Ersten) als 8-teilige Miniserie be- und verhandelt.

A Better Place nennt sich der Mehrteiler nach einer Idee von Alexander Lindh & Laurent Mercier, und produziert haben ihn gleich mal drei Länder, nämlich Deutschland, Österreich und Frankreich - das multinationale Interesse an einem solchen fast schon futuristischen Experiment scheint demnach ziemlich groß zu sein:


"Eine Welt ohne Gefängnisse - bahnbrechender Fortschritt oder gefährlicher Irrweg? Ist es die Chance, Straftäter tatsächlich zu rehabilitieren und Kriminalität nachhaltig einzudämmen? Oder eine unerträgliche Zumutung für Opfer und ein unkalkulierbares Risiko für die Gesellschaft? Die High-End-Serie fordert das Publikum auf, Position zu beziehen: Könnte die Welt tatsächlich a better place werden, wenn wir auf Haftstrafen verzichten?

Es ist ein ambitioniertes Projekt, das Bürgermeister Amir Kaan (Steven Sowah) und Kriminologin Petra Schach (Maria Hofstätter) in der fiktiven Stadt Rheinstadt ins Leben rufen. Das Resozialisierungsprogramm TRUST verfolgt nichts Geringeres als das visionäre Ziel einer 'Welt ohne Gefängnisse'. Rheinstadt wird zum Schauplatz dieses radikalen Vorhabens: Hunderte Straftäter werden aus den Gefängnissen entlassen, um statt Haftstrafen Unterstützung in Form von Arbeit, Wohnung und Therapie zu erhalten."


(Quelle: presse.wdr.de)


*

In den Mittelpunkt des Films rücken die jeweils mehr oder weniger emotional berührenden und teilweise sogar erschütternden Straftäter-Geschichten von Mark Blum (Johannes Kienast), Klaus Bäumer (Richard Sammel), Nader Massad und seiner bisher strafvollzugsresistenten hochkriminellen Schwester Yara (Youness Aabbaz und Aysima Ergün) sowie des Sexualstraftäters Jens Föhl (Ulrich Brandhoff) - und insbesondere zu Letzterem, dessen TRUST-begleiteter Freigang durch eine gezielte Indiskretion in den Socialmedien publik gemacht wurde, scheiden sich die Geister, und das bis dahin zu angeblich 70 Prozent pro TRUST-Projekt eingestellte Stadtvolk verwandelt sich mehrheitsmäßig zu einem "Kinderficker"-jagenden Mob; das steigert sich dann in der vorletzten Folge dieser Serie mit gewissen Andeutungen zum 6. Januar 2021 (= Sturm aufs Kapitol in Washington DC): Aljoscha Stadelmann (als früherer JVA-Beamter) entpuppt sich diesbezüglich als Rädelsführer, und zusammen mit seinen gewaltbereiten Getreuen stürmen sie das TRUST-Büro und wollen sogar Richtung Rathaus ziehen, um dort kräftig aufzuräumen... Da stockt einem fürwahr der Atem, wenn man diese Art von Gleichnis konstatiert.

Doch nicht allein die Täter- sondern auch die Opfergeschichten finden eine äquivalente Beachtung in den Skripten der insgesamt 8 Drehbuchschreiberinnen und -schreiber. Am Markantesten rückt da das individuelle Schicksal von Nesrin Gül (Alev Irma) in den Vordergrund: Ihr halbwüchsiger Sohn wurde vom rechtsradikalen Straftäter Bäumer ermordet - nach und nach kommt raus, dass der Junge den des Mordes Beschuldigten vorher derart provoziert hätte, dass Bäumer ihn zusammenschlug und er so auf den Kopf gefallen war und so zutode kam. Von diesem menschlichen Verlust kann und will sich Nesrin Gül nicht erholen, und so sinnt sie auf Rache. Bei einer offenen Konfrontation mit dem Mörder ihres Sohnes versucht sie ihn mit einem Korkenzieher zu erstechen, tut es letztlich aber doch nicht.

Und dann lernen wir natürlich auch diejenigen kennen, die sich um die Resozialisierung und gesellschaftliche Wiedereingliederung der vorübergehend aus dem Strafvollzug Entlassenen bemühen und kümmern: allen voran die TRUST-Sachbearbeiterin Eva Blum (Katharina Schüttler) oder die Psychotherapeutin Lydia Sané (Cythia Micas) - aber auch die Opferschutzbeauftragte Sabine Broich (Sandra Borgmann) gerät in einen fast zwielichtigen filmischen Fokus; denn auch solche den charakterlichen Niederungen zuzurechnende Eigenschaften wie Konkurrenz- oder Karrieredenken spielen eine nicht unterzuordnende Rolle.

Letztlich scheitert das gut gemeinte, aber "ungut" gemachte Zukunftsprojekt am Widerstand sowohl der Bevölkerungsmehrheit als auch der übergeordneten staatlichen Funktionsträger (z.B. Cordula Stratmann als Innenministerin), und sowohl der Bürgermeister als auch die den TRUST erfunden habende Kriminologin treten unfreiwillig-freiwillig zurück.

Alles in allem: deprimierend.



A Better Place | © WDR/Komplizen Serien/Studiocanal/Wolfgang Ennenbach

Bobby King - 22. Januar 2025
ID 15114
Wikipedia-Link zu A Better Place


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