Deutschlands
Schuld am
Irakkrieg 2003,
angeblich
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(C) ARD/Eikon Media/Thomas Kost
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Bewertung:
In dem sechsteiligen Agenten-Thriller Das zweite Attentat geht es in erster Linie (also zwischenmenschlich) um eine mehr als komplizierte Vater-Sohn-Geschichte.
Zu Filmbeginn wird gezeigt, wie Daniel Lommatzsch (als Vater Frank Jaromin) und dessen kleine Tochter - die Schwester von Franks Sohn Alex Jaromin - hinterrücks erschossen wurden, und Mutter & Sohn mussten der Hinrichtung zusehen und standen unter Schock.
Dann gibt es einen Zeitsprung von 2003 auf 2023 – und zu dieser Zeit jobbt Noah Saavedra (als mittlerweile erwachsener Sohn von Frank Jaromin) als Zeitungsfotograf in Athen; dorthin wurden er und seine Mutter, wahrscheinlich unmittelbar nach Frank Jaromins vermeintlicher Ermordung, vom BND verfrachtet; Zeugenschutzprogramm. Und also trägt Alex seither einen andern Namen, nämlich Patrick, und vermag sich nur schwer aus seinem Kindheitstrauma zu erholen, steht deswegen also nicht nur unter BND- sondern auch unter medizinischer Beobachtung – dasgleiche traf wahrscheinlich auch auf seine Mutter zu, die nun jedoch an Krebs verstarb und ihrem Sohn paar Fotos hinterließ – auf einem dieser Foto vermeint Patrick/Alex das Gesicht des Vatermörders wiedererkannt zu haben (der richtete nämlich seiner Zeit die Knarre auch auf ihn, den damals kleinen Sohn) und begibt sich eigenmächtig auf die Suche nach dem Täter…
Und dann erscheinen permanent - über alle sechs Folgen der Miniserie hinweg – die gegenwärtigen Handlungs- und damaligen Erinnerungsorte (zwischen Athen, Berlin, Belgrad oder Bagdad, Amman, Teheran).
Es ging und geht also um ganz, ganz Großes, und sonst wäre es halt kein Agententhriller, also:
Der BND geriet 2003 in den Besitz einer CD, die die vorsätzliche Hinrichtung von Rafika Chawishe (als irakische Oppositionelle Abweer) - und zwar durch keinen Geringeren als unseren 20 Jahre später vermeintlich hingerichteten BND-Scharfschützen Frank Jaromin, und zwar auf ausdrücklichem Befehl des mit dem BND kooperierenden CIA - bezeugte; die irakische Oppositionelle hatte beweiskräftige Dokumente, die den von den Amerikanern fälschlicherweise unterstellten Chemiewaffenbesitz von Sadam Hussein hätten entkräften können; und da George W. Bush “seinen” Irak-Krieg definitiv wollte, sollten diese “Gegenbeweise” nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Gesagt, getan: Der BND ließ sich auf diesen Coup ein, und wenige Tage später eröffneten die USA und ihre Alliierten den Irakkrieg. Also hätte, rein theoretisch, Deutschland diesen Krieg durchaus verhindern können, oder? Ja, so einfach war und ist das nun mal, auch im Nachhinein, meinten die Drehbuchschreiber Oliver Bottini, Abdel Raouf Dafri, Christoph Darnstädt, Frédéric Jardin, Benjamin Karalic und Julia Neumann [in alphabetischer Reihenfolge].
Ja und nun geraten von Folge zu Folge immer mehr beteiligte und unbeteiligte Geheimnisträger (unter anderem in der Gestalt der zwei in diesem Film wohl prominentesten Gesichter von Désirée Nosbusch oder André Jung) in einen Strudel gegenseitiger Vertuschungs- oder auch Vernichtungsabsichten. Und was in Folge 5 dann gänzlich überraschte, war, dass BND-Scharfschütze Frank Jaromin seine vermeintliche Hinrichtung (durch serbische Seperatisten) überlebte und seitdem im Untergrund verweilte…
Lange Rede, kurzer Sinn: Sohn Alex & Vater Frank wiederbegegnen sich nach zwanzig Jahren, und der Sohn macht dem Vater ellenlange Vorwürfe, dass dieser nie für die Familie richtig da war und sie zudem angelogen hätte, was das Zeug hergab etc. pp.
Doch Frank will freilich alles wieder gut machen – aber er macht die Rechnung halt nicht ohne Wirt(e), denn: Er soll sich noch mit einem zweiten Attentat als Scharfschütze par excellence beweisen. Anlässlich eines UNO-Kolloquiums in Luxembourg, wo Shiva Gholamianzadeh (als iranische Frauenrechtlerin Taraneh Rahmann) eine Rede halten würde, müsste er Torben Liebrecht (als jetzigen Kanzleramtsminister und früheren Geheimdienstkoordinator Toni Baumann, welcher die CD von damals unterschlagen ließ) liquidieren; das misslingt, weil ihn Alessija Lause (als Auftragskillerin Freddy) überraschend überfällt und seine Knarre statt auf Baumann auf die Iranerin zielt und diese wiederum zutode kommt; das alles filmt Sohn Alex und entlastet seinen Vater dahingehend ungemein.
Beide, Vater & Sohn, wollen ab jetzt auf einer griechischen Insel unbehelligt und in Ruhe weiterleben - - doch am Schluss des Films sieht man die blutrünstige Freddy wieder auftauchen, was sofort auf die Fortführung der Miniserie in paar Monaten hindeutet oder so.
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Umständlich gestrickt.
Aber man bleibt ganz merkwürdig am Ball.
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BND-Scharfschütze Frank Jaromin (Daniel Lommatzsch) sichert das Treffen mit der Oppositionellen in Bagdad ab. | Bild: WDR/EIKON Media GmbH/Marq Riley
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Bobby King – 8. April 2025 ID 15220
Weitere Infos siehe auch: https://www.ardmediathek.de
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