Verdächte
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Erbarmen. Zu spät.-TATORT aus Hessen Bild: HR/U5 Filmproduktion/ Christian Lüdecke
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Bewertung:
"Am Rande eines Waldgebietes fahren nachts zwei Autos über einen Feldweg. Darin Brix und weitere Polizeibeamte. Außerdem ein Verdächtiger, Anton Schilling, der kurz zuvor zur Polizei gekommen ist und berichtet hat, dass der Polizist Simon Laby erschossen und dann am Waldrand vergraben wurde. Die Suche verläuft schwierig. Schilling kann sich nicht mehr erinnern, wo die Stelle genau liegt. Es ist dunkel, er hat getrunken. Auch scheint er Angst zu haben.
Als man schließlich das Waldhaus Labys durchsucht und dort große Mengen an Essensvorräten, Waffen, Munition und ein falsches Polizeiauto entdeckt, bekommt der Fall eine ganz neue Dimension. Ein alter Bekannter von Brix scheint in die Sache verstrickt zu sein. Brix kann oder will das zuerst nicht recht glauben. Janneke aber vermutet schon bald, dass es bei der Suche in dieser einen Nacht nicht nur um einen Toten geht."
(Quelle: daserste.de)
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Dass unsre Polizei - von Bundesland zu Bundesland mehr oder weniger - aufs fast schon Sträflichste unterbesetzt, schlecht ausgerüstet und nicht allzu gut bezahlt ist, macht den Job (den wir als Kinder früher mal als einen von zig Traumjob ganz besonders gern ergreifen wollten) nicht mehr so besonders attraktiv. Es fehlt an rekrutierbarem Nachwuchs, ja und die, die da sind, um den Knochenjob zu tun, sind/ werden immer unzufriedener mit ihm. Diverse Fliehkräfte, welche von rechts und links die eigentlich noch immer gut funktionierende gesellschaftspolitische und soziale "Mitte" im Land zu unterlaufen oder gar zu attackieren versuchen, machen unserer Demokratie zu schaffen. Die uneinhegbare Meinungsflut in den sozialen Medien erwirkt immer neuere Bewusstseinsströme, mit denen sich die Menschen tagein-tagaus auseinanderzusetzen haben, ob sie das wollten oder nicht. All das und vieles mehr wirkt sich selbstredend nicht besonders positiv auf den so viel beschworenen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft aus und macht - man muss es leider sagen - ihren Staat, der für die Einhaltung von Ordnung und Gesetz, v.a. aber auch für den Versehrtheitsschutz all seiner Bürgerinnen und Bürger zu sorgen hat, nicht sicherer.
Autorenfilmer Bastian Günther hat sich dererlei Gedanken sicher auch gemacht, als er das Skript zu seinem TATORT Erbarmen. Zu spät. verfasste.
Es ist, um es vorweg zu sagen, der mit Abstand beste TATORT, den das Erste gestern Abend seit sehr Langem ausgestrahlt hat.
Und er zeigt bei Weitem nicht belehrend mit dem Finger auf die Wunde, die da schon so übermäßig lange offen liegt und irgendwie auch völlig unbehandelt scheint - sein "Trick" ist vielmehr, dass er durch die Macht der Bilder (nebulöses Umland, überwiegend nachts also im Dunkeln, Nahaufnahmen von Gesichtern, Einfangen von stiller Mimik) und die Präzision der spärlichen und irgendwie belanglos wirkenden Dialoge eine Art Bestandsaufnahme dessen liefert, was da sträflichst brachliegt und infolge zu verheerenden und das doch zwingend friedsam-friedliche Mit- oder Nebeneinander von Polizei und Bürgern ad absurdum führenden Konsequenzen gewalttätiger, ja kriegerischer Art führt oder führen kann:
Godehard Giese (= Radomski) spielt den Kopf einer rechtsradikal sich organisiert habenden "Schattenvereinigung" aus den Reihen der Polizei (Stichworte: rechtsradikale Chat-Gruppen, illegale Waffenaneignung), und der insgeheime Zulauf zu ihm resp. seiner Gruppe scheint zu funktionieren, und die meisten Kameradinnen und Kameraden [in dem Film] stehen unter Verdacht, dass sie Radomski & Co. womöglich zugehören. Überläufertypen, denen es zu heiß dort wurde und die daher lieber wieder aussteigen würden, werden liquidiert.
Als Wolfram Koch (= unser hessischer Lieblingskommissar Paul Brix) ermittelnd mit ihm, (s)einem ehemaligen Kumpel oder sogar Freund, zusammentrifft, wird ihm die lebensbedrohliche Situation an sich bewusst; Radomsky prophezeit, es werde "Hinrichtungen geben", und er macht auch keinen Hehl daraus, dass, wenn es, um die Spuren zu verwischen, regnen müsste, es auch regnen würde, und dann lässt er Brix im frühen Morgengrauen einfach wieder laufen...
Und am Schluss des Filmes regnet es tatsächlich, und zwar Blut.
Welche Metapher!
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Godehard Giese (als Radomski) in dem TATORT Erbarmen. Zu spät.. Bild: HR/ U5 Filmproduktion
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Bobby King - 10. September 2023 ID 14382
TATORT | Erbarmen. Zu spät.
Buch und Regie: Bastian Günther
Kamera: Michael Kotschi
Besetzung:
Paul Brix ... Wolfram Koch
Anna Janneke ... Margarita Broich
Radomski ... Godehard Giese
Glasner Karsten ... Antonio Mielke
Franz Decker ... Uwe Rohde
Schilling ... Niels Bormann
Polizistin Schüssler ... Lotte Schubert
Bachmann ... Werner Wölbern
Jonas ... Isaak Dentler
ARD-Erstausstrahlung am 10. September 2023
Weitere Infos siehe auch: http://www.daserste.de/tatort
Post an Bobby King
TATORT IM ERSTEN
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