Love Steaks - der Max-Ophüls-Preisträgerfilm von Jakob Lass zu Gast auf der BERLINALE
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Ein Experiment für Freiheit möchte die Liebeskomödie Love Steaks sein. Nach Frontalwatte (2011) legt Jakob Lass seinen zweiten Lang-Spielfilm in Koproduktion mit der HFF Potsdam vor. Der bereits im München und Saarbrücken ausgezeichnete Film lief in schöner Tradition als Max-Ophüls-Preisträger am Abschlusstag der diesjährigen BERLINALE in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino".
Rennt der leicht tollpatschige mit einem Sprachfehler behaftete Franz (Franz Rogowski) auf der Suche nach Liebe in Frontalwatte noch weich abgefedert gegen die Wand, muss sich der schüchterne, männliche Protagonist Clemens (wieder Franz Rogowski) in Love Steaks im rauen See-Klima eines Wellness-Hotels an der deutschen Ostseeküste behaupten. Auch wird der noch ganz idealistische Neuankömmling im eher sanft-esoterischen Spa-Bereich des Hotels nicht gerade nur in Watte gepackt. In der Besenkammer einquartiert, sieht sich der Nachwuchs-Masseur und Vegetarier bald mancherlei Verunsicherungen und fleischlichen Gelüsten ganz anderer Art ausgesetzt.
Der Fahrstuhl führt Clemens zudem in die niederen Bereiche der heilen Wellness-Welt. Hier trifft er auf Lara (Lana Cooper), die eine Lehre in der Küche des Hotels absolviert. Und auch dort sorgt man für das leibliche Wohl der gutsituierten, nach vielerlei hungernden Klientel. Am Herd herrscht ein herzlich-rauer Ton, dem sich Lara in ihrer schonungslos offenen Art gut angepasst hat. Den Ausbruch aus der strengen Hierarchie des männlich dominierten Küchenpersonals probt die junge Frau mit Hilfe von taffen Sprüchen und ständig verfügbarem Alkohol. Harter Rock und ein Hang zur Exzentrik lassen sie immer wieder mal unsanft anecken. Aus einer anfänglichen Irritation erwächst schließlich eine gewisse Sympathie zum zunächst noch unsicheren Clemens, der sich aber schnell als der gesuchte Ruhepol und Rettungsanker für die quirlige Lara erweist.
Diese zwei so gegensätzlichen Charaktere ziehen sich von Anbeginn förmlich magisch an, auch wenn sie sich dann im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht zusammenraufen müssen. Es entwickelt sich ein interessantes Spiel aus wechselseitiger Dominanz und Sich-fallen-lassen-Können. Von Blut- und Fleischpimmel-Philosophien über Nackttests im Kühlraum bis zur peinlichen Anmache zwecks Angstüberwindung wird dem armen Clemens dabei einiges abverlangt. Bei ihren ungewöhnlichen Annäherungsversuchen geraten die beiden schnell in ständige Beobachtung durch das ranghöhere Hotelpersonal ("Der Fuchs schläft nicht, er schlummert nur.") und werden so zum allgemeinen Betriebsgespräch. Während Clemens schließlich seine eigene Stimme findet, verfällt Lara wieder in alte Verhaltensmuster. Trotz der von Clemens praktizierten Therapieversuche manueller und spiritueller Natur lässt sich Laras Aggressionspotential nicht in die von ihm erwünschte positive Lebensenergie wandeln.
Zusätzliche sorgen die gut gemeinten Bemühungen von Clemens, Laras Alkoholprobleme auf seine Weise zu lösen, für Missverständnisse. Den beiden fällt es schwer, sich dem anderen bedingungslos zu öffnen. Wie sich die vom Leben Verunsicherten dann im offenen Clinch doch noch freilaufen, ist dann vor allem schmerzhaft aber dennoch humorvoll erzählt und unbedingt sehenswert. Letztendlich spielt dabei das gegenseitige Vertrauen eine nicht unerhebliche Rolle. Genau da dockt dann auch das Prinzip des Filmteams um Regisseur Jakob Lass mit seinen selbst gesetzten FOGMA -Regeln an. Das Brechen mit den festen Traditionen des Filmemachens, das Vertrauen in eine gute Geschichte sowie die Kraft und die Frische der Improvisation. Diese Offenheit und Freude am Risiko machen dieses an Originalschauplätzen mit vielen Laiendarstellern gedrehte filmische Experiment erst so sympathisch. Und so kann es dann auch ruhig mit FOGMA#2 weitergehen.
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Franz Rogowski und Lana Cooper in Love Steaks - Foto (C) HFF Potsdam
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Bewertung:
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Stefan Bock - 19. Februar 2014 ID 7616
LOVE STEAKS (D 2013)
Regie: Jakob Lass
Drehbuch: Nico Woche, Jakob Lass, Ines Schiller und Timon Schäppi
Kamera: Timon Schäppi
Schnitt: Gesa Jäger
Musik: Golo Schultz
Kostüme: Anna Hostert
Mit: Lana Cooper, Franz Rogowski, Kerstin Abendroth, Daniela Adenauer, Georg Ludwig-Grosse, Simone Düring, Eric Popp, Björn Küssner, Marcel Herbrich, Marcel Gronzka, Ev-Katrin Weiß u.a.
Kinostart: 27. März 2014
http://www.lovesteaks.de
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de
Post an Stefan Bock
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