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BERLINALE

45 years (GB 2015)

von Andrew Haigh


Bewertung:    



Die Feier zum 45. Hochzeitstag von Kate (Charlotte Rampling) und Geoff (Tom Courtenay) ist weitgehend ausgerichtet. Jetzt könnte man abwarten und derweil alles Revue passieren lassen.

Welche Musik hört man immer noch? Was gemeinsam? Kate geht mit dem Hund Max raus, ihr Mann liest. Alles ist eingespielt.Sind sie glücklich? Auf jeden Fall zufrieden.

Dann flattert für Geoff ein Brief herein. In ihm steht, die eingefrorene Leiche seiner ersten großen Liebe ist in den Schweizer Alpen gefunden worden. „Auf dem Bild sieht sie aus wie 1962“, sagt er sichtlich betroffen. „Und ich wie jetzt.“ Auf den Schreck geht er in den Garten und raucht eine Zigarette. Obwohl Kate und er doch damit aufgehört haben.

Eine rauchen - diese Szene wird man ab da öfter sehen, denn mit dem Brief bricht eine neue Ära ihrer Beziehung an. Geoffry taucht in die alten Gefühle ab. Kate registriert seine Abwesenheit.

Noch versucht sie ihre Unruhe hinter stabilen Gewohnheiten zu verbergen. Doch Tag für Tag bricht ihr ein Stück Sicherheit weg. Zweifel kommt hoch. Hat Geoff ihr was verheimlicht?
Eifersucht schleicht sich nach und nach in ihre Gedanken ein. „Ich kann doch nicht auf etwas eifersüchtig sein, was vor mir war?“ Sie kann.

Stellt sie ihn zur Rede, weicht er aus. Geoffry sucht mehr heimlich Erinnerungsstücke an Katya auf dem Dachboden, Kate spioniert im nach. Immer mehr bekommt sie es mit der Angst zu tun.

Schlaflos liegen sie im Ehebett nachts nebeneinander. Sie sprechen kaum.

Nach außen läuft alles wie gewohnt. Innerlich spielen sich bei beiden Dramen ab.

Irgendwas stimmt nicht, so empfindet Kate und die ZuschauerInnen mit.

Sie sprechen dann doch, trinken Wein, tanzen, versuchen Sex. Stellen Bilanzen ihrer Übereinstimmungen auf. Wir wollten keine Kinder, wir wollten keine Fotos gemeinsam, wir wollten so leben, wie wir es 45 Jahre lang taten. Fehlte etwas?

In einem Gespräch kommt heraus, dass Geoffry in die Schweiz fahren soll, als nächster Angehöriger dieser Frau. Nun bricht Kate endgültig zusammen. „Wie kann mein Mann der nächste Angehörige einer anderen Frau sein?“ fragt Kate fassungslos. Sie fühlt sich fremd in ihrem eigenen Leben. Zweifel frisst sich in ihre Seele.

*

In 45 years des britischen Regisseur Andrew Haigh spielen Charlotte Rampling und Tom Courtenay das alternde Paar mit einer Intensität, die kaum auszuhalten ist. In nur einer Woche bricht eine ganze Ehe, eine Liebesgeschichte ein, verwandelt sich in einen Scherbenhaufen. All das spielt sich im wesentlichen nur auf dem Gesicht von Charlotte Rampling ab.

Als auch sie zur Zigarette greift, weiß man, es ist vorbei. Der Rest ist Durchhalten bis nach dem Fest. Nur sich auf der Feier nichts anmerken lassen.

Das gelingt Kate allerdings nicht mehr ganz.

Beim Hochzeitstanz nach der Musik von vor 45 Jahren („Smoke gets in your eyes“) bricht sie zusammen. Sie weint innerlich. Sie stirbt innerlich.

Was für eine großartige Schauspielerin Charlotte Champling ist. Sie braucht keine hysterischen Ausbrüche, ein einziger Muskel in ihrem Gesicht kann den ganzen Schmerz sichtbar machen. Es tut so weh.

Der Tanz am Ende. Sie erstarrt. Sie zerbricht. Sie verliert den Boden unter den Füßen. Sie läuft weg.

Oder?

Der Tanz ist noch nicht zu Ende, aber der Film. Und die Ehe? Alle stellen sich die Frage: „Was hält im Leben?“ „Und wie?“

Ein grandioser Film, lebendig, laut vor Schmerz und leise vor Liebe, bitter und unerträglich.

Ganz großes Kino! Eines goldenen Bären würdig.

Tom Courtenay (78) und Ex- BerlinaleJurymitglied Charlotte Rampling (69) hatten zuletzt 2013 gemeinsam im Nachtzug nach Lissabon gespielt.



Hilde Meier - 12. Februar 2015 (2)
ID 8429
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de


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= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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