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BERLINALE

WETTBEWERB

Ejhdeha Vared Mishavad!
(A Dragon Arrives!)


Bewertung:    



Ganz am Schluss sorgte der iranische Regisseur Mani Haghighi mit Ejhdeha Vared Mishavad!, einem Märchen für Erwachsene, noch für einen (ich traue mich zu sagen:) einsamen Höhepunkt im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb. Ein klarer Favorit auf den Goldenen, mindestens aber einen der Silbernen Bären, die am Samstagabend im Berlinale-Palast verliehen werden.

Die Geschichte des in allen Details sorgfältig und fantasievoll gestalteten Films lässt sich kaum nacherzählen. Auf der Oberfläche ist es ein Detektivfilm, doch der Fall, um den es geht, wird in Rückblenden erzählt und von – scheinbar – dokumentarischen Interviewaufnahmen von heute durchbrochen, die eher mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten. Der Film präsentiert quasi ein Rätsel, das in einem Geheimnis verborgen ist, das seinerseits vor Unklarheiten strotzt. Doch Regisseur Mani Haghighi, der auch das Drehbuch schrieb, schafft es, durch die verschachtelte Erzählweise gerade so viel Irritationen zu provozieren, dass man dem Fortgang der Handlung mit steigender Neugier folgt, anstatt genervt zu sein.

Der Film beginnt mit einem Verhör, bei der sich zwei Männer gegenüber sitzen. Erst langsam wird klar, dass der eine bei der Polizei, der Ältere von beiden wohl beim iranischen Geheimdienst arbeitet, und wissen will, was sein Kollege zuletzt getrieben hat. Anhand einiger Requisiten wird deutlich, dass sich alles in den Siebziger Jahren abspielt, also der Dekade vor der Revolution, die Religionsführer Chomeini 1979 in Gang gesetzt hatte. Befragt wird der Kommissar, der klären sollte, ob sich ein in Verbannung lebender politischer Häftling auf die Wüsteninsel Qeshm im Persischen Golf erhängt hat oder ermordet wurde. Dort lebte der offenkundig abergläubische Mann ausgerechnet mitten in einer pittoresken Wüstenlandschaft in einem zum Haus umgebauten Schiffswrack, deren Wände er über und über mit Tagebuchaufzeichnungen beschrieben hat.

Kommissar Babak Hafizi (sehr cool und immer gut behütet: Amir Jadidi) ist sich der Mordtheorie schon bald sicher, aber er ruft noch einen jungen Toningenieur und einen Geologen zu Hilfe, denn die Hinterlassenschaften des Toten und die Geschichten, die sich die Einheimischen auf der Insel erzählen, werfen Fragen auf: Kann sich ein Erdbeben nur auf einer kleinen Stelle ereignen? Gibt es wirklich einen sagenumwobenen Abgrund unter der Wüste, der sich öffnet, wenn jemand auf dem alten Wüstenfriedhof beerdigt wird? Die bisweilen bombastische, die Handlung vorwärtspeitschende Musik des Soundtracks von Christophe Rezai lässt jedenfalls vermuten, dass nicht alles mit irdischen Dingen auf der Insel zugeht. Und auch der merkwürdige, lokale Führer und Fahrer von Hafizi spielt eine ebenso undurchschaubare Rolle wie später jener Mann, der Hafizi verhört (und vor anderen Schergen fliehen lässt). Eine dazwischen geschnittene Mocumentary mit Interviews gibt vermeintlichen Aufschluss über die Schicksale des Detektivtrios, das nach dem Wüsten-Fall das Weite suchte oder den Tod fand.

Eines steht fest: So sehr der Film mit Symbolen und Andeutungen arbeitet: Die Macht der Geheimdienste und der Zensoren im Iran – wie immer das politische Regime auch zusammengesetzt ist – wird als beängstigende Konstante des gesellschaftlichen Lebens klar angesprochen. Der Rest ist ein verzwicktes Puzzlespiel, das erstaunlicherweise gut funktioniert. Dazu tragen die charismatischen Charaktere und originellen Kamerabilder ebenso bei wie der schon genannte, kraftvolle Soundtrack und die spielerische Dramaturgie. Wenn die internationale Jury unter Vorsitz von US-Aktrice Meryl Streep nicht gerade Antipathien gegen fantasievolle Fabeln und Symbolik haben, muss hier ein Bär herausspringen.



Ejhdeha Vared Mishavad! | © Abbas Kosari

Max-Peter Heyne - 20. Februar 2016 (2)
ID 9159
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de


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