FORUM
EXPANDED
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The Brick House
Von Eliane Esther Bots, Niederlande 2016, Swahili, Englisch, 16 Min · Farbe
In einer spärlich eingerichteten Wohnung in den Niederlanden verbringen die Freunde Sapa und Hija lange Nachmittage miteinander. Sie hören gemeinsam Musik, beten, legen sich zur Entspannung heiße Tücher auf das Gesicht. Sie schwelgen in Erinnerungen an ihre Kindheit in Tansania, erzählen sich Anekdoten von ihren Familien. Der Film ist Teil des Projekts Three Studies of Nearness, das den Einfluss von Konflikt und Migration auf die Idee von Familie und Zuhause in den Blick nimmt.
Camera Threat
Von Bernd Lützeler, Deutschland 2017, Hindi, Englisch, 30 Min · Farbe · 35 mm, 2K DCP
Camera Threat untersucht das ambivalente, zuweilen paranoide Verhältnis der Filmstadt Mumbai zum bewegten Bild. Der Film zeigt die trostlosen Ecken der Filmindustrie in der indischen Metropole, zwischen Starkult, Aberglaube und täglichem Verkehrschaos. Ein genre- und formatsprengender Film im Stil der aus dem indischen Unterhaltungskino bekannten sogenannten Masala-Formel.
HASHTI Tehran
Von Daniel Kötter, Iran 2016, Farsi, 59 Min · Farbe
In den meisten traditionellen Häusern im Iran bezeichnet „Hashti“ einen achteckigen zentralen Raum, von dem aus Personen in die weiteren Teile des Gebäudes geleitet werden. Ausgehend von der Idee, dass Teheran selbst als ein Haus verstanden werden kann – sozusagen als innerer Kreis der Islamischen Republik Iran – werden die Vororte der Stadt zu einem Übergangsraum zwischen innen und außen, urban und nicht-urban.
Not Every Day is Spring – Nicht jeder Tag ist Frühling
Von Haig Aivazian, Libanon 2016, Türkisch, Arabisch, Armenisch, 46 Min · Farbe
Der Oud-Meister Udi Hrant Kenulian (1901-1978) lebte in Istanbul, wo er auftrat und Instrumente verkaufte. Um seine Blindheit behandeln zu lassen, reiste er viel; und obwohl er sein Augenlicht nie wiedererlangte, brachte er so seine Musik Bewunderern in Athen, Beirut und New York nahe. Dieser Erfolg im Ausland führte zu Auftritten in einer Sendung auf Istanbul Radio, die sich der Türkischen Kunstmusik widmete. Istanbul Radio wurde 1927 gegründet, um über das gemeinsame Hören eine kultivierte türkische Bürgerschaft zu etablieren. Für den Bau der Radiostation wurde der weitläufige Armenische Friedhof Pangaltı zerstört und seine marmornen Grabsteine in die städtische Architektur integriert. Auf dem Friedhofsgelände wurde das Hilton Hotel errichtet, ebenso wie der Taksim-Platz und der Gezi-Park – Wahrzeichen des ikonischen Zentrums der neuen Metropole. Als Bulldozer 2013 damit begannen, den Gezi-Park einzuebnen, um ein Einkaufszentrum an seiner Stelle zu errichten, legten sie die Überreste der Pangaltı-Grabsteine frei, bevor sie von den Massen der Protestierenden gestoppt werden konnten.
Ride Like Lightning, Crash Like Thunder
Von Fern Silva, USA 2017, Englisch, 9 Min · Farbe · 16 mm
Fern Silvas assoziativer 16-mm-Film ist Porträt einer mehrere Generationen umspannenden Künstlergemeinschaft, Landschaftsmeditation und Abgesang auf das Idyll des ländlichen Amerikas zugleich.
Rudzienko
Von Sharon Lockhart, USA/Polen 2016, Polnisch, 53 Min · Farbe
Sharon Lockharts Film Rudzienko entstand über drei Jahre hinweg in Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen einer Jugendeinrichtung für Sozialtherapie in der titelgebenden polnischen Stadt. Der Film stellt eine innovative Herangehensweise an die Beziehung zwischen Bild und Sprache vor: Die auf Polnisch gehaltenen Dialoge werden von längeren Sequenzen mit schriftlichen Übersetzungen ins Englische durchbrochen, die einen Raum für stille Reflexion bieten.
Set
Von Peter Miller, Deutschland 2016, Ohne Dialog, 10 Min · Farbe · 16 mm
Peter Müller: "Für diesen Found Footage Film habe ich 10.000 Fotos von Sonnenuntergängen aus dem Internet heruntergeladen, jedes einzelne bearbeitet, sie nach dem jeweiligen Sonnenstand sortiert und so einen einzigartigen, gigantischen, kollektiven Sonnenuntergang ausgelöst."
Sokun Al Sulhufat – Turtles are Always Home
Von Rawane Nassif, Katar/Libanon 2016, Arabisch, 12 Min · Farbe
Rawane Nassif: "Ich habe den Libanon 2006 verlassen. In den letzten zehn Jahren lebte ich in sieben Ländern, zehn Städten und 21 Häusern. Ich schlief in 21 Betten, kochte in 21 Küchen, putzte 21 Bäder, schrieb an 21 Tischen und machte 21 Türen hinter mir zu. Ich packte mein ganzes Leben in zwei Koffer und einen Rucksack. Der Rest blieb zurück. Irgendwo benutzt irgendjemand mein Bett, irgendwo hat irgendwer meine Schuhe, irgendwo erinnern meine verstreuten Spuren vielleicht irgendjemand an mich. Ich war dort. Doch jetzt bin ich hier. In Katar. Zuhause ist dort, wo das Herz ist, sagen sie. Ich widerspreche: Mein Herz ist überall. Es hat sich mit der Musik davon gemacht. Ich bin immer zu Hause, wie eine Schildkröte."
Studies on the Ecology of Drama
Von Eija-Liisa Ahtila, Finnland 2017, Finnisch, 26 Min · Farbe
Studies on the Ecology of Drama nutzt Methoden der Darstellung als Weg, sich in die Gesellschaft anderer Lebewesen zu begeben. Der Film untersucht Narrative des ökologischen Bewegtbilds und fokussiert dabei auf die Aspekte Darstellung, Abbildung und Einbildung im Kontext bewegter Bilder.
A Tall Tale
Von Maya Schweizer, Irland/Deutschland 2017, Englisch, Französisch, 16 Min · Schwarz-Weiß & Farbe
Orson Welles und andere cineastische Geister nehmen die Zuschauer/innen von A Tall Tale mit auf eine Reise durch eine Landschaft aus Ruinen und Filmen und Filmruinen, die von Phantomen und Elfen bevölkert wird.
Ten Mornings Ten Evenings and One Horizon
Von Tomonari Nishikawa, Japan / USA 2016, Ohne Dialog, 10 Min · Farbe · 16 mm
Ten Mornings Ten Evenings and One Horizon zeigt zehn Brücken über den Fluss Yahagi, der nahe meiner japanischen Heimat in Okazaki in der Präfektur Aichi verläuft. Ich nahm jede Brücke zweifach auf, zunächst morgens, dann ein weiteres Mal am Abend desselben Tags. Dabei belichtete ich nur jeweils ein Sechstel jedes Bildes. Den gesamten Film belichtete ich sechs Mal, so dass am Ende wieder der gesamte Bildkader vom linken bis zum rechten Rand des Bildes ausgefüllt war.
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Dieses Jahr fällt das oben genannte Filmprogramm von FORUM EXPANDED überraschend homogen, poetisch und essayistisch aus. Es zeigt sich mit den jeweiligen Künstlern und Filmemachern über ihre Kreativität eine ähnlich tapsende, illustere Hilflosigkeit und der Versuch, ihrem Werk Substanz zu verschaffen – so unterschiedlich die Formate auch dargestellt werden. Die Arbeiten sind oft rückbezogen und verleihen vor allem in den Filmen Camera Threat und Not Every Day is Spring den Themen und Figuren eine Erinnerung als Hommage. Handwerklich ist fast ein Widerstand im Aufbegehren und in Ablehnung an die glatte, platte Nonstop Fotografie zu spüren; nicht immer für das Auge des Betrachters fließend einfühlsam und ästhetisch adäquat.
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Gabriele Leidloff - 10. Februar 2017 ID 9829
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de
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