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70. BERLINALE

Berlinale Special 2020

MY SALINGER YEAR



Ein kurzweiliger, unterhaltsamer, bisweilen humorvoller und gut gespielter Film, der gute Laune macht, ist als Eröffnungsfilm für die Meute aus Promis und Filmhändlern nicht die schlechteste Wahl, doch My Salinger Year war für die BERLINALE dann doch eine Spur zu seicht und banal. Was daran liegt, dass die Geschichte der junge Joanna (großartig: die Neuentdeckung Margaret Qualley), die in den 1990er Jahren aus der Provinz nach New York wechselt, um dort Schriftstellerin zu werden, einfach keine ernsthaften Konflikte aufweist. Positiv formuliert ist das die Emanzipations- und Initiationsgeschichte einer jungen Frau, der man gerne beim Suchen und Finden des eigenen Weges im Leben gerne zuschaut. Doch da schon von der ersten Szene an, in der Joanna den Zuschauern frontal ihre Absichten preisgibt, klargestellt wird, dass sie unbedingt Schriftstellerin werden will und die Ausbildung zur Literaturagentin für sie nur ein Umweg ist, verpuffen diese Konfliktlinien rasch – zumal sie nicht unvereinbar scheinen. Auch das Hin- und Hergerissensein Joannas zu ihrem stoffeligen New Yorker Freund (Douglas Booth) gibt allenfalls ein bisschen Streit und einige Witzchen her, aber keine dramaturgischen Höhepunkte.

Vor allem aber ist ein Manko, dass die intellektuelle, großbürgerliche Literaturszene New Yorks hier als besonders weltabgewandt und wie in einer Zeitkapsel gefangen erscheint. Die Literaturagentur, in der Joanna lernt, ist nämlich eine der ältesten US-Ostküstenagenturen überhaupt und wird von einer gestrengen, "moderne" Hilfsmittel wie Computer ablehnenden Chefin (Sigourney Weaver) geführt, die viel Wert auf Rituale und Traditionen hält. Die Welt der Neunziger Jahre ist so gut wie nie zu sehen. Alles scheint von dem getäfeltem Interieur (Ausstattung: Élise de Blois) und den gediegenen Möbeln in der Agentur und in den Privatwohnungen (außer der Bruchbude von Jaoanna selbst) wie eingefroren. Der Schriftsteller J. D. Salinger (Der Fänger im Roggen), der hochbetagt abgeschieden von der Welt lebt, ist der Umsatzbringer der Agentur, und Joannas Hauptaufgabe ist es, die Körbe täglicher Fanpost zu schreddern und Standartdankessschreiben mit der Schreibmaschine abzutippen. Diese skurille Tätigkeit verleiht dem Film sein eigentliches Thema, das Verhältnis von Kunst bzw. Literatur zum wirklichen Leben und inwieweit sich die Sphären beeinflussen und durchdringen – oder eben nicht. Aber auch dies führt nicht zu wirklich spannenden Szenen. Falardeau hätte einige Aspekte dramaturgisch gegen den Strich bürsten müssen, um den Film nicht so blutleer wirken zu lassen. Er tut dies ansatzweise, indem er die Bewunderer Salingers zwischen den Szenen der Handlung quasi ihre eigene Geschichte bzw. Ihre Briefe sprechen lässt. Aber das ist insgesamt zu wenig für einen Film, der den Kosmos der Literatur-Bohème zeigt, der ohne diese Welt scheinbar besser funktioniert.


Bewertung:    



My Salinger Year | (C) micro_scope

Max-Peter Heyne - 21. Februar 2020 (2)
ID 12015
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de/


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= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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