Panorama 2020
THE ASSISTANT
FUTUR DREI
MARE
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The Assistant (USA, Originalfassung, 87 min, Europäische Premiere)
Wer in Büros Arbeitserfahrungen gesammelt hat, dem kommt der Glaube an das Gute im Menschen sukzessive abhanden. Wer besonderes Pech hat, erlebt eine Mischung aus hierarchischen Zwängen und langweiliger Routine, die sich vom Militär nur marginal unterscheidet – außer, dass noch Boshaftigkeit und Neid hinzukommen.
Das subtile Langfilm-Debüt von Regisseurin Kitty Green ist ein Drama, das in seiner detaillierten Wiedergabe des Arbeitsalltags einer Sekretärin einen dokumentarischen Eindruck erweckt. Die junge Jane hat den formell untergeordneten, aber anspruchsvollen Job einer Assistentin des Managers eines großen Filmstudios in dessen New Yorker Dependance. Sie muss als erste frühmorgens vor Ort sein, um Papiere vorzubereiten und ist danach Mädchen für alles, was ihr nicht gedankt wird. Stattdessen legt sich eine bedrückende, von der Willkür des (unsichtbaren) Chefs geprägte Arbeitsatmosphäre bleischwer über die Köpfe der MitarbeiterInnen. Jane bekommt auch die privaten Verwicklungen ihres Chefs mit, die bei ihr schließlich den Versuch einer Beschwerde gegen das etablierte Machtgefüge provozieren. Julia Garner überzeugt als leicht zu verunsichernde Introvertierte, gibt aber auch ein allzu leichtes Opfer ab. Das birgt die dramaturgische Gefahr, dass die prototypisch illustrierten Strukturen relativiert werden können (Motto: "selber schuld"). Dennoch ist dies ein ernst zu nehmender, von untergründiger Spannung durchwebter Beitrag über Abhängigkeiten im Arbeitsalltag, der nicht nur, aber auch mit #metoo zu tun hat.
Bewertung:
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The Assistant | (C) Forensic Films
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Futur Drei (D, Originalfassung mit englischen Untertiteln, 92 min, Weltpremiere/Debütfilm)
Parvis’, ein schwuler Deutsch-Iraner, benötigt einen stabilen Job, um seinem konservativem, elterlichen Umfeld und der Stigmatisierung Migrant zu sein zu entkommen. Doch seinen Platz in der deutschen Gesellschaft zwischen Clubnächten, One-Night-Stands und iranischer Exilgemeinschaft zu finden, fällt ihm schwer. In der Unterkunft für Asylbewerber lernt er die ebenfalls aus dem Iran geflüchteten Geschwister Banafshe und Amon kennen – und verliebt sich in Amon. Der jedoch hadert mit seiner schwulen Identität und will sich auf keinen Fall outen. Banafshe ist die lebenslustige junge Frau, die mit Energie und Engagement alle auf Trab hält, aber permanent von Abschiebung bedroht ist. Die drei geben sich gegenseitig Inspiration und Trost, aber die verschiedenen Konflikte sind dadurch nicht in Luft aufzulösen.
Der autobiografische Debütfilm des Exiliraners Faraz Shariat erhielt Ende 2019 bereits den First Steps Nachwuchspreis, obgleich Shariat nicht an einer Filmhochschule studiert hat. Nun endlich ist der Film auch zu sehen, und die Wahl der First Steps-Jury erscheint mehr als gerechtfertigt. Mit Tempo, Sensibilität, Dramatik, aber auch Wortwitz und trockenem Humor schildert Shariat die Zerrissenheit von Migranten, die in der Fremde gesellschaftliche Freiheiten suchen, aber alte und neue Identitätskonflikte zu bewältigen haben.
Bewertung:
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Futur drei | (C) Edition Salzgeber, Jünglinge Film
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Mare (CH/HR, Originalfassung mit englischen Untertiteln, 84 min, Weltpremiere)
Mare ist die gestresste Hausfrau einer vierköpfigen Familie, die in bescheidenen Verhältnissen in der Nähe des Flughafens der kroatischen Hauptstadt Dubrovnik lebt. Durch eine zufällige Begegnung mit einem polnischen Ingenieur wird Mares Begehren und Lebenslust neu geweckt.
Ein unaufgeregtes und osteuropäisch-untypisch untragisches Drama von Regisseurin Andrea Štaka, das mit pointierten Dialogen, Detailreichtum und authentisch wirkenden Charakteren die Geschichte eines zweiten Frühlings erzählt. Die nicht gerade originelle Geschichte bräuchte entweder mehr Kapriolen, Komplexität oder Komik als hier vorhanden – das kann auch die interessante Frauenfigur nicht kompensieren.
Bewertung:
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Mare | (C) Okofilms Production
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Max-Peter Heyne - 23. Februar 2020 ID 12022
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de/
Post an Max-Peter Heyne
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