WETTBEWERB
Shambhala
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Bewertung:
Shambhala ist der allererste Film aus Nepal, der auf der BERLINALE im Wettbewerb läuft.
Der nepalesische Regisseur und Drehbuchautor Min Bahadur Bham führt uns in ein abgelegenes Bergdorf im Himalya, wo die Dorfgemeinschaft in polygame Strukturen lebt, das heißt, eine Frau wird mit mehreren Männern verheiratet. Leider kein matriarchales Paradies, sondern aus wirtschaftlichen Interessen und eine Lösung des Frauenmangels. Pema sagt am Tag ihrer Hochzeit zu ihrem Vater: “Ich werde meine neue Familie glücklich machen.“
Wir folgen Pema, einer jungen Frau, vom Tag ihrer Hochzeit mit dem geliebten Tashi und seinen zwei Brüdern, dem 12-jährigen Dawa, noch ein Kindskopf, der Schule schwänzt und Karma, ein weltfremder, buddhistischer Mönch, der in einem Kloster lebt.
Wir erleben den glücklichen Ehestart mit Liebe und Glück. Leider muss Tashi bald auf eine mehrmonatige Handelsreise nach Lhasa aufbrechen, um Wolle, Yaks und andere Waren zu tauschen. Pema bleibt traurig zurück und hat nun den ungezogenen lernfaulen Dawa zu beaufsichtigen. Sie sucht Hilfe beim Dorflehrer Pem Sir, der ihm Nachhilfe gibt.
Als Pemas Schwangerschaft bemerkbar wird, setzt sich eine Gerüchtelawine in Gang, die auch im handylosen Himalya schnell ihre Runden macht und Teshi erreicht. Der Lehrer soll der Vater sein und nicht Tashi. Pema kommt als untreue Ehefrau in Verruf. Daraufhin bleibt der gekränkte Tashi in den Bergen.
Zunehmend verzweifelt Pema an der Situation. Sie beschließt Tashi zu suchen, um ihre Ehre wieder herzustellen und ihre Ehe zu retten.
Min Bahadur Bham repräsentiert in seinem zweiten Spielfilm ein unberührtes Fleckchen Erde zwischen Tibet und Nepal und die Suche nach Shambhala, im tibetischen Buddhismus ein mystisches Königsreich, das dem, der es findet, inneren Frieden verspricht (wonach die kapitalistische westliche Welt eher verzweifelt sucht). Er beschreibt die aufwendigen Dreharbeiten, die allen Beteiligten einiges abverlangt hat. Denn im Oberen Dolpo, auf 5.000 Meter Höhe, gibt es keine Elektrizität, die nächsten Stromquellen sind Tagesmärsche entfernt, die Landschaft ist karg und das Wetter rau. Höhenkrankheit war ebenso Thema wie lange Fußmärsche.
Mutig geht Pema los, der Mönch und Ehemann Nr. 2 muss sie begleiten, ob er will oder nicht.
In zweieinhalb Stunden kann man sich in langsamen ruhigen Einstellungen gemächlich satt sehen. Bergwelten, karge Landschaften, Bräuche und Riten, religiöse Praxis des Buddhismus, Tänze, sowie Musik und Gesang mit Pferdekopfgeigen-Begleitung.
Pema ist zuversichtlich, Tashi zu finden. Doch im Laufe der mühevollen Wanderung passieren viele Dinge, die Pema herausfordern, sie reflektieren lassen und eine Veränderung herbeiführen. Auf der Suche nach Tashi findet sie sich selbst. In Träumen, Ahnungen wird auch eine spirituelle Reise dargestellt. Was wäre, sollte sie ihn finden, was wäre die erste Frage an ihn, welchen Namen würde er dem Kind geben, warum er anderen mehr glaubt als ihr und das Kind anerkennen würde? (Eine Lösung im Traum ist ein eifersüchtiger Tashi, der sagt, sie solle abtreiben).
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Shambhala wurde mit Laiendarstellenden aus der Region gedreht. Die Darstellenden überzeugen durch authentisches Spiel und innere Schönheit.
Mit seinem Erstlingswerk Kalo Pothi gewann Bham auf den Filmestspielen in Venedig 2015 den Kritikerpreis für den Besten Film.
Shambhala ist ein Essay über Buddhismus, über spirituelle Praktiken, über Reinkarnation, über einen Weg der Selbstfindung - und leider auch eine unkritische Betrachtung der verfestigten Strukturen des Patriarchats.
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Shambhala | (C) Shooney Films
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Hilde Meier - 24. Februar 2024 ID 14627
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de
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