PANORAMA
The Outrun
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Bewertung:
Die Regisseurin Nora Fingscheidt wurde bekannt mit ihrem preisgekrönten ersten Spielfilm Systemsprenger, der 2019 im Wettbewerb der Berlinale seine Weltpremiere hatte. Nach der weniger beachteten US-amerikanischen Netflix-Produktion The Unforgivable mit Sandra Bullock aus dem Corona-Jahr 2021 ist sie nun mit ihrem neuen Spielfilm The Outrun wieder zu Gast auf der Berlinale. Der in Koproduktion mit Großbritannien in englischer Sprache gedrehte Film lief in der Sektion Panorama, da er bereits im Januar auf dem Sundance Festival seine Weltpremiere feierte. Das Drehbuch basiert auf der Autobiografie der schottischen Journalistin und Autorin Amy Liptrot (* 1986), die nach 10 Jahren in London auf die nördlich vor Schottland gelegenen Orkney-Inseln, wo sie auf einer Farm aufwuchs, zurückkehrte, um dort ihren Alkohol- und Drogenentzug fortzusetzten.
Fingscheidts Filmadaption beginnt mit Bildern der rauen Natur der sturmumtosten Orkney-Inseln, während die Protagonistin Rona (gespielt von Saoirse Ronan - bekannt aus Lady Bird und Little Women) schottische Mythen von Menschen in Seehundgestalt und einem Monster, aus dessen Zähnen die Orkney-Insel entstanden sein sollen, erzählt. Es geht dabei auch um die Flora und Fauna der Insel, wie etwa die an der Küste lebenden Seehunde, den seltenen Wachtelkönig und um die wirtschaftliche Nutzung von Seetang. Diese zuweilen recht poetischen Naturmeditationen, die den Film durchziehen, stammen aus den Memoiren der Autorin und geben dem Film neben der auch hier dominierenden Entzugsgeschichte eine zusätzliche historische aber vor allem eine ökologische Komponente.
Im Zentrum des Films steht Rona, eine Studentin der Meeresbiologie, die sich mit Freunden durch die Kneipen und Techno-Clubs Londons trinkt und immer mehr den Boden unter den Füßen verliert. Nachdem Rona von ihrem wegen ihrer Alkoholexzesse und schlimmen Blackouts überforderten Freund (Paapa Essiedu) verlassen wird, schließt sie sich einer Gruppe von anonymen Alkoholikern an. Diese recht dramatischen Szenen mit wackliger Kamera und in vielen Nahaufnahmen gedreht, werden in Rückblenden hart gegen die Orkney-Bilder geschnitten. Im zweiten Strang des Films sehen wir Rona auf der Schaf-Farm ihrer Eltern, die getrennt leben. Der Vater (Stephen Dillane) leidet an einer bipolaren Störung, deren Auswirkungen in kurzen Kindheitserinnerungen gezeigt werden. Er lebt allein in einem Wohnwagen und kümmert sich mit Rona um die Schafe. Die Mutter (Saskia Reeves) hat sich der Religion zugewandt und versucht auch Rona mit ihren Betstunden zu bekehren.
Rona hat mit der Einsamkeit auf der Insel und den traumatischen Kindheitserinnerungen zu kämpfen. Während einer depressiven Phase ihres Vaters, erleidet Rona einen Rückfall, bei dem sie auch ihrer Mutter schwere Vorwürfe macht. Um etwas zu tun zu haben, nimmt Rona einen Job bei der Royal Society for the Protection of Birds an und fährt mit einem Jeep über die Insel, um das Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Wachtelkönigs zu dokumentieren und die Farmerfamilien dazu zu gewinnen, ihre Felder, die Brutstätten der Vögel sind, nicht achtlos zu mähen. Schließlich zieht sie auf die noch entlegenere Insel Papa Westray, um bis zum Frühjahr die dortige Vogelwarte zu betreuen.
Der Film zeigt die Verlorenheit und den inneren Kampf der jungen Frau, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sie ist unglücklich und vermisst das gute Gefühl, das ihr der Alkohol geben konnte. Auf Papa Westray schafft es Rona aber immer mehr sich den dortigen Einwohnern zu öffnen und ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Ganz auf ihre hervorragend und glaubwürdig spielende Hauptdarstellerin fokussiert schafft es Fingscheidts Film, mit eindrücklichen Bildern, diesen nicht endenden Kampf mit sich und der kargen Natur und dem einfachen Leben auf den Orkney-Inseln zu verbinden. Trotz aller Schwere und epischen Länge weist der Film aber auch in eine positivere Zukunft.
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The Outrun | (C) The Outrun
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p. k. - 24. Februar 2024 ID 14626
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de
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