Porno-
Faschismus
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Bewertung:
Sie sind ganz normale Spießbürger, wie man sie täglich in der S-Bahn oder im Supermarkt trifft. Was sie von der großen Menge unterscheidet, was man ihnen aber nicht ansieht: sie sind Rechtsradikale und kokettieren mit dem Terrorismus. Ein aktuelles Thema also. Der Film, der jetzt als DVD vorliegt, heißt wie ein Stück von Shakespeare: Wintermärchen.
Eins sind die Jugendlichen in diesem Film jedenfalls nicht: prüde. Der Regisseur und Drehbuch-Koautor Jan Bonny wendet viel Zeit auf für Sex und nackte Körper. Eine besondere Erklärungskraft kann man den Szenen freilich nicht anmerken. Vielleicht sollten sie nur die These widerlegen, dass Faschismus und Verklemmung etwas mit einander zu tun hätten. Wenn die zwei jungen Männer und die Frau nicht gerade vögeln, saufen sie, rauchen und balgen sich. Zwischendurch erschießen und erschlagen sie Verkäuferinnen und Verkäufer in Supermärkten, die ausländisch aussehen. Der Film bleibt an der Oberfläche. Er versucht gar nicht erst, die Motive der Protagonisten zu erforschen oder ihr Handeln zu psychologisieren. Es ist, wie es ist. Dass sie wahrgenommen werden wollen, reicht wohl als Erklärung für ihren Amoklauf nicht aus. Die Personenkonstellation mag an den NSU denken lassen, aber zu ihm verhält sich die Fiktion wie das Böhmen von Shakespeares Wintermärchen zu Tschechien.
Der Hyperrealismus des Films verlangt nicht nur eine wackelige Handkamera, sondern auch einen schlampigen Ton, bei dem man über Passagen hinweg Mühe hat, die wohl improvisierten Dialoge oder vielmehr Gesprächsfetzen zu verstehen. Der Verlust freilich dürfte gering sein.
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Thomas Rothschild – 2. Oktober 2019 (2) ID 11718
Weitere Infos siehe auch: https://www.wfilm.de/wintermaerchen/
Post an Dr. Thomas Rothschild
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