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BERLINALE

PANORAMA

15 Kurzkritiken



Bouyancy (AUS 2019)
von Rodd Rathjen

Der selbstbewusste 15-jährige Chakra entflieht der tristen Existenz in seiner Familie, deren zahlreiche Mitglieder allesamt auf Reisfeldern in der thailändischen Provinz arbeiten. Ohne zu wissen, dass ihn Schlepper vom Regen in die Traufe bringen, wird Chakra zusammen mit älteren Leidensgenossen Arbeitssklave auf einem altersschwachen Fischkutter. Hier regiert ein thailändischer Seewolf mit brutaler Einschüchterung und Gewalt. Fast pausenlos müssen die Bootssklaven auf hoher See vollgefischte Netze auswerfen und ausleeren, ohne je Geld zu erhalten oder von Bord gehen zu dürfen. Chakra muss selbst zu grausamen Mitteln greifen, um der Hölle zu entkommen. Basierend auf dutzenden recherchierten Schicksalen – von geschätzt 200.000 Sklaven in der südostasiatischen Fischerei – entwarf Regisseur Rathjen ein authentisches, wenngleich auch deprimierendes Drama über ein weitgehend ignoriertes Problem. / MPH





The Day After I'm Gone (IL 2019)
von Nimrod Eldar

Hier ist schon nach den ersten Szenen klar, dass dieses Drama origineller ist als andere: Denn Hauptfigur Yoram ist Tierarzt in einem Wildpark und muss zu Beginn einen Leoparden operieren. Hatten wir noch nie! Kurz darauf erfährt der Zuschauer, dass die wortkarge, stoische Ruhe, die Yoram verkörpert, auf einer Wunde basiert: Yorams Frau ist nach einer Krankheit verstorben. Psychologen wissen [und Sie als Leser nun auch]: Nach dem Verlust des geliebten Kindes ist die Trennungsrate bei Ehepaaren überdurchschnittlich hoch. Hier trifft es Vater und Tochter, d.h. Yoram trauert anders als seine pubertierende Tochter, was zu einer dramatischen Entfremdung und einem Freitodversuch der Tochter führt. Also fährt der ratlose Yoram mit ihr zu seinen Verwandten in eines der von Israel besetzten Gebiete, was nur bedingt eine gute Idee ist. Eine auf starke Schauspieler und Bilder vertrauende, pointierte Inszenierung, die nebenbei viel über die Unterschiede zwischen Stadt- und Landleben in Israel vermittelt. Nur der unentschiedene Schluss enttäuscht. / MPH





A Dog Called Money (IRL/GB 2019)
von Seamus Murphy

Polly Jean Harvey, englische Songwriterin und Sängerin, ist es gelungen, seit Beginn der 1990er Jahre zur Musik-Avantgarde zu gehören und Independent-Ikone zu bleiben. In dieser Dokumentation konfrontiert sie sich und das Publikum mit unterschiedlichsten Reiseeindrücken aus den Krisengebieten Afghanistan und Kosovo sowie dem Farbigen-Ghetto in der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. Überall dort sammelte Harvey Inspirationen für ihr letztes Studioalbum, dessen Produktion zusammen mit mehreren männlichen Mitstreitern ebenfalls im Film zu sehen ist. Dabei wird deutlich, dass die Multiinstrumentalistin Harvey nicht einfach nur Touristin ist, sondern sich bevorzugt religiöse Folklore – muslimische Gesänge, Gospel-Chöre – anhört, deren rhythmische Charakteristika sie in eigene Songs transferiert. Auch die Texte beziehen sich auf deutlich das Erlebte, sodass die Songs als Interpretationen der Harveyschen Welterfahrung bezeichnet werden können.

Zum Patchwork gehören auch Aufnahmen von Krisen- und Bürgerkriegsregionen, in denen Harvey selbst nicht war, wie etwa Syrien und die Grenzregion zwischen Griechenland und Mazedonien. Auch wenn dies teils starke Bilder sind, droht die Materialsammlung damit in Richtung Beliebigkeit zu kippen. Aufschlussreich und kurzweilig bleibt sie dennoch. / MPH





A Dog Called Money | (C) Seamus Murphy


Flatland (ZA/L/D 2019)
von Jenna Bass

War es nur eine vermasselte Hochzeitsnacht, in der die Braut von ihrem ungestümen, unreifen Ehemann bedrängt wird? War es ein Unglücksfall mit Schusswaffen? Ein Mord? Die Folge jedenfalls ist, dass die junge, halb farbige, halb weiße Braut Natalie zusammen mit ihrer weißen, hochschwangeren Freundin Poppie auf der Flucht durch die südafrikanische Provinz ist. Die toughe Polizistin Beauty Cuba verfolgt die beiden jungen Frauen, um den Mordfall aufzuklären und sieht Zusammenhänge mit einem früheren Verbrechen, das sich in ihrem persönlichen Umfeld ereignet hatte. Das flirrende, anhand von Ellipsen geschickt verzwickt gestrickte Roadmovie zeigt ungewöhnliche Protagonistinnen, die sich in einer von Sexismus, Rassismus, sozialen Hierarchien und Gewalt geprägten, südafrikanischen Gesellschaft bewähren müssen. Der sozialkritische Krimi leidet zwar an der etwas zerfaserten Dramaturgie einer unzureichenden Psychologisierung der Figuren, bietet aber kurzweilige Unterhaltung mit interessanten Bildern und einem coolen Soundtrack (Koproduzentin: Desirée Nosbusch, Luxemburg). / MPH





Hellhole (B/NL 2019)
von Bas Devos

Mit dokumentarischem Anspruch nähert sich Regisseur Bas Devos drei unterschiedlichen Bewohnern – einer Dolmetscherin für das EU-Parlament, einem gutsituierten Klinikarzt und einem jungen Muslim im Hochhausghetto – in der Euro-Hauptstadt Brüssel. Hier leben die Menschen aufgrund diverser Terroranschläge mit dem belastenden Image, europäische IS-Hochburg zu sein und der Präsenz schwer bewaffneter Militärpolizei. Die Blicke hinter die Türen der nicht-repräsentativen Schicksalsauswahl hätte aufschlussreich werden können, ist aber mühsam und langweilig geraten. Oft und lang wird z.B. mit der Kamera um Häuser oder Hausecken herumgefahren – ist ja Berlinale, wir haben Zeit! Botschaft der blutleeren Betrachtung: Menschen sind eine Insel. Das ist zu wenig! / MPH





Lemebel (RCH/CO 2019)
von Joanna Reposi Garibaldi

Eine Collage aus alten Original-Video- und Filmaufnahmen sowie TV-Mitschnitten über die Aktivitäten und Auftritte des chilenischen Künstlers, Schriftstellers und Schwulenaktivisten Pedro Lemebel, der 2015 im Alter von 62 Jahren an Krebs verstarb. Lemebel saß in seinem Heimatland aufgrund seiner Homosexualität, seiner subversiven Kunstaktionen und seines Einsatzes für Minderheiten sowohl während der Militärdiktatur als auch danach zwischen allen Stühlen. Vor allem Humor half dem Unbequemen, Angriffe auf seine Person zu kontern. Kenntlich wird dies z.B. bei einem Fernsehauftritt des Künstlers, als dieser aus einem seiner Bücher eine lange Liste an kuriosen, teils selbst entworfenen Synonymen für den Begriff "Schwule" zitiert. Der Film zeichnet Lemebels Lebens- und künstlerischen Weg etwas sprunghaft und ohne große Bezüge auf den politischen Kontext nach, was ihm einiges an Wirkung kostet. / MPH





Mid90s (USA 2018)
von Jonah Hill

Mitte der Neunziger gab es Internet und Smartphones nicht als Massenmedien, also kannte man als Jugendlicher noch das Phänomen der Langeweile, des ziellosen Streunens und des heimlichen Konsumierens gedruckter Nacktfotos. Alkohol, Drogen und Mädchen gab es zwar schon, aber für den schüchternen, für sein Alter (13) sehr kleinen Stevie (grandios: Sunny Suljic) erscheint das alles außer Reichweite. Stattdessen wird Stevie regelmäßig von seinem älteren, größeren Bruder übel vertrimmt. Bis er eine Clique von jungen Skatern kennenlernt, die scheinbar all das verkörpern, was ihm fehlt: Coolness, Ghettotauglichkeit, Arroganz und Abgebrühtheit gegenüber Erwachsenen und Autoritäten. Stevie schließt sich der buchstäblich bunten Truppe an, die ihn für seine Hartnäckigkeit und Leidensfähigkeit bewundern und schließlich auch als einen der ihren behandeln. Das Debüt des Komikers und Schauspielers Jonah Hill (Männertrip) ist eine gelungene, sehr authentisch wirkenden Coming-of-Age-Story, die mit leichter Hand jugendliche Selbstfindung, geschwisterliche Konkurrenz, die Besonderheiten US-amerikanischer Subkulturen und sozialkritische Ansätze überzeugend miteinander verbindet, ohne dass Nostalgie oder Sentimentalität die Oberhand gewinnen. / MPH





Mid90s | (C) 2018 Jayhawker Holdings


Midnight Traveler (USA/GB/Q/CDN 2015-2018)
von Hassan Fazili

Bedroht von den Taliban flieht der Filmemacher Hassan Fazili im Jahre 2015 mit seiner Frau und den zwei Töchtern Nagris und Zahra aus Afghanistan Richtung Europa. Die riskante Flucht filmt er mit verschiedenen Mobiltelefonen. Die ersten Etappen durch den Irak und die nahöstlichen Länder bis in die Türkei verlaufen noch glimpflich, sodass man sich als Zuschauer unwillkürlich fragt, was denn nach knapp 20 Minuten noch kommen soll. Doch nachdem die Familie Bulgarien erreicht hat, wird sie von der Polizei aufgelesen und in ein Aufnahmelager für Migranten verfrachtet. Damit beginnt eine schier endlose Odyssee durch weitere Balkanländer und immer neue Auffanglager. Letztlich dauert der Kampf um Anerkennung als Asylsuchende und die Aufnahme in ein Land der EU vier Jahre, in denen die beiden Mädchen ohne regelmäßigen Schulbesuch ausschließlich in abgewohnten Heimen heranwachsen. Das zusammengestellte Bildmaterial erinnert an die Entwicklungen während der großen Migrationswelle im Jahre 2015 und liefert exemplarische Gesichter und Schicksale zu dem, was im Fernsehen oft nur als anonyme Menschenmasse zu sehen war. Zugleich ist auch zu sehen, dass auch in Ländern wie Bulgarien, Serbien und Ungarn bald nach Ankunft der Flüchtlinge nationalistische, xenophobe Tendenzen sich in Attacken auf Asylbewerberheime und Asylanten selbst entladen. Ein trauriger Befund, der an der Menschheit verzweifeln lassen kann. Neben den Aggressionen des Mobs und der Polizei setzt der Mangel an Abwechslung und Bewegung der Flüchtlingsfamilie zu, die sich letztlich nie davon unterkriegen lässt. Ausgang: ungewiss. / MPH





The Miracle of the Sargasso Sea / To thávma tis thálassas ton Sargassón (GR/D/NL/S 2019)
von Syllas Tzoumerkas

Die Aspekte, die schon bei Syllas Tzoumerkas’ vorletztem Film, dem Frauendrama A Blast (2017), das Interesse trübten, schlagen in diesem Thriller über gruppendynamische Abgründe in einem griechischen Provinzstädtchen noch stärker durch: Zum einen eine kontraproduktiv verschachtelte Erzählweise, die wenig Hintergründe zur Story bietet, sondern Zeit vergeudet und die Geduld des Publikums strapaziert; zum anderen eine extrem auf Krawall gebürstete Hauptfigur, die ständig jede und jeden brüskiert. Die weibliche Anti-Heldin wird wie in A Blast von der fraglos begabten Angeliki Papoulia verkörpert, die aber als permanent saufende, koksende, schimpfende und zappelnde Polizistin kein Quäntchen Glaubwürdigkeit vermitteln kann. Auch bei seinen Nebenfiguren und den meisten Dialogen pfeift Tzoumerkas auf Authentizität. Stattdessen gefällt sich der Regisseur darin, die Geschichte so zu zerfleddern, dass vom Kunstanspruch nur noch der Anspruch übrigbleibt. Welcher Förderer, Produzent oder Festivalmacher traut sich, Tzoumerkas zu sagen, dass er sich verrennt? / MPH





Schönheit & Vergänglichkeit (D 2019)
von Annekatrin Hendel

Neuerliche Reflexion der ostdeutschen Filmemacherin Annekatrin Hendel (Anderson; Familie Brasch) über Protagonisten der ehemals Ostberliner Bohème und ihre Stellung innerhalb der Gesellschaften vor und nach dem Zusammenbruch der DDR. Diesmal stehen der renommierte Fotograf Sven Marquardt (der auch einer der drei Protagonisten im Dokumentarfilm Berlin Bouncer ist), sein Freund und Kollege Robert Paris und ihr Model, die Künstlerin Dominique „Dome“ Hollenstein, im Fokus. Sie waren Mitglieder einer Gruppe von Außenseitern und Lebenskünstlern Ostberlins, organisierten Modenschauen („sowas nennt man heute Performance“) und schufen damit eine Gegenbewegung zur offiziellen Kulturpolitik der DDR. Annekatrin Hendel begleitet die drei durch das heutige Berlin, das sich stärker gewandelt hat als die Protagonisten, die älter geworden, aber kaum angepasster sind als früher. / MPH





Selfie /F/I 2019)
von Agostino Ferrente

Den Tod eines unschuldigen 16-jährigen, der bei einer Razzia von einem Carabinieri in einem Armenviertel Neapels erschossen wurde, nahm Regisseur Ferrente zum Anlass, zwei junge Männer, die im selben Haus wie das Opfer wohnen, zu bitten, filmisches Material über ihre Nachbarschaft zu erstellen. Drehen durften sie per Smartphone alles, was sie wollten, der "Regisseur" wählte anschließend nur aus. Zur Aufgabe zählte, dass die beiden nicht etwa auf Szenen draufhalten, sondern nach Möglichkeit selbst im Bild erscheinen. Dies ergibt eine bizarre Dauerpräsenz der Protagonisten Pietro und Alessandro, denen man buchstäblich auf die Pelle rückt und in jeden Winkel folgt. Dass die in bescheidenden Verhältnissen lebenden Männer sehr unbekümmert zu Werke gehen und bisweilen etwas deppert aus ihrer Wäsche gucken, muss man als Zuschauer ebenso akzeptieren wie die hemdsärmelige "Kameraarbeit". So banal viele Bilder und Momente auch sein mögen, tragen diese ebenso wie die Szenen mit den Freunden Pietros und Alessandros, die sich als Möchtegern-Mafiosis inszenieren, zu einem ungeschminkten Bild von einem Leben am Rande der Gesellschaft bei. Dass sich die Protagonisten mit kleinen (Bade-)Freuden begnügen müssen und ihre Sehnsüchte und Träume unerfüllt bleiben, stellt grundsätzliche Fragen, inwieweit Gerechtigkeit und Chancengleichheit in der italienischen Gesellschaft überhaupt möglich sind. / MPH





Shooting the Mafia (IRL/USA 2019)
von Kim Longinotto

"Lange regierte die Mafia ungehindert, ihre Verbrechen waren für die Welt unsichtbar. Das änderte sich in den 1970er Jahren, als Letizia Battaglia als erste Fotojournalistin Italiens die brutalen Morde und den tiefgreifenden Einfluss der Mafia zu dokumentieren begann. Die Schwarz-Weiß-Bilder wirken zeitlos. Um aktiv gegen die Cosa Nostra zu kämpfen, ging Battaglia von 1985 bis 1996, zur Zeit der spektakulären Antimafia-Prozesse der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, in die Politik. Im Privatleben brach sie mit gesellschaftlichen Konventionen."
(Quelle: Berlinale)

Letizia Battaglia zeigt sich reflektiert, direkt und verletzlich. Es verfolgen sie vor allem die Bilder, die sie nicht aufgenommen hat. Sie wollte ihr Archiv verbrennen, sodass niemand im Leid Schönheit erkennen kann. Mit Mut, ohne Angst vor dem Tod, stellt sie sich sowohl als Fotografin als auch als Politikerin dem Kampf gegen die sizilianische Cosa Nostra in Palermo und Corleone. Von ihrem Vater verschanzt, flieht sie charmant in ein freches und selbstbestimmtes Leben. Die Entscheidung der Regisseurin Kim Longinotto und ihrem Editor Ollie Huddleston, diese Jugend mit einschlägigen Filmausschnitten zu illustrieren, wirkt bemüht. Umso beeindruckender ergänzen abgeklammerte Szenen aus TV-Reportagen und Interviews den politischen Umbruch. Ein gelungenes, sehr persönliches Porträt im Spiegelbild des organisierten Verbrechens. Dieser Film bietet auch eine Anregung, sich mit dem Ursprung und der Geschichte der Cosa Nostra/Mafia zu beschäftigen, die institutionell eingebunden ist, somit geschützt gegen Regierungen operiert und weiterhin international ihr mörderisches Handwerk treibt. / GL





Systéme K (F 2019)
von Renaud Barret

"Der Dokumentarfilmer Renaud Barret zeigt eine Gruppe faszinierender Künstler/innen, die Kunst auf der Straße und für die Straße machen – spektakulär und politisch. Es geht um Ausbeutung, die Privatisierung von Wasser, persönliche und nationale Traumata und immer auch um die Geschichte des Kongo. Barret zeigt Kinshasa, eine Metropole, in der Kunst als unerschwinglicher Luxus gilt, als Standort einer leidenschaftlichen und vitalen Subkultur, die die Stadt als ihre Bühne begreift."
(Quelle: Berlinale)

Die Künstler sind widerspenstig und kompromisslos. In einer unerwarteten professionellen Art und Weise gelingt ihnen eine Kommunikation gegen die korrupte kongolesische Regierung, die sie ausschließlich über ihre Performances im öffentlichen Raum provoziert. Die sehr unterschiedlichen kreativen Charaktere nutzen Materialien – ihrem eigenen Lebensentwurf entsprechend – nicht im Hinblick auf Kunstzirkus und Kommerz. Ihr Anliegen ist es, mit den Werken ihre Mitbürger aus einer somnambulen Hilfslosigkeit zu befreien und ein Bewusstsein für Missstände aufzufächern. Der Regisseur Renaud Barret begleitet seine Protagonisten souverän und interessiert und zeichnet eine Perspektive, den Kunst-Aktienmarkt zu überdenken. / GL





Système K | System K | (C) Renaud Barret


Western Arabs (DK/NL 2019)
von und mit Omar Shargawi

Omar ist zwar im besten Mannesalter, fühlt sich aber zwischen seiner dänischen Mutter und dem palästinensischen Vater, der einst aus Jordanien nach Europa floh, kulturell zerrissen. Anhand eines dokumentarischen Films, aber auch inszenierten Szenen, versucht Omar, das schwierige, oft unversöhnliche Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater, aber auch seinem Bruder, in rationalere Bahnen zu lenken und zu klären. Wie auch Midnight Traveler ist Western Arabs eine mit Mini-Equipment gefilmte Langzeitdokumentation über eine Flucht bzw. deren Folgen für eine Familie. Die sehr wackligen, dunklen, unscharfen und groben Bilder trüben buchstäblich das Sehen des Films ein. Dass der Filmschaffende seine inneren Kämpfe und seine teils abstoßenden Aggressionen nicht verbirgt, ist einerseits anerkennenswert. Andererseits trägt auch dieser Mangel an Identifikationsangeboten nicht eben dazu bei, sich intensiv mit dem Gezeigten auseinanderzusetzen. Eine Filmarbeit als Therapieersatz ist der deutschen Doku-Filmerin Maryam Zaree mit Born in Evin in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino" besser gelungen (s. dort). / MPH





What She Said: The Art of Pauline Kael (USA 2019)
von Rob Garver

"Pauline Kael (1919-2001) war eine der einflussreichsten Filmkritikerinnen ihrer Zeit. Die gebürtige Kalifornierin veröffentlichte 1953 ihre erste Rezension und schrieb ab 1968 für den 'New Yorker'. Sie wurde für ihre Meinungsstärke und Angriffslust gelobt, für ihre bisweilen subjektiven und schonungslosen Kritiken aber auch angegriffen. Kritiker, auf die sie großen Einfluss hatte, verehrten Kael, während sie von Regisseuren, deren Werke sie verriss, gehasst wurde."
(Quelle: Berlinale)

Die wunderbar provokante und polarisierende Pauline Kael. Dieser Film ist nicht nur für Cineasten, sondern jeden, der kritische Stimmen durch das aktuelle digitale Grundrauschen nicht mehr hört. Mit ihrem scharfzüngigen Verstand treibt Pauline Kael ein humorvolles Spiel. Sie inszeniert eine Wechselwirkung über den sich steigernden Einfluss der Medien auf die Filmbranche zu einer Zeit, in der diese noch überschaubar und insofern mit umso größerem Interesse wahr- und ernstgenommen wurden. In der assoziativ und thematisch rasant geschnittenen Dokumentation porträtiert Regisseur Rob Graver seine Protagonistin facettenreich und chronologisch im Dialog mit ihren Zeitgenossen. / GL




Max-Peter Heyne / Gabriele Leidloff - 10. Februar 2019
ID 11211
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de


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