Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Dokumentarfilm

Unsere

Neue

Geschichte



Teil 5


Bewertung:    



Während Pepe Mujica - Der Präsident Uruguays seine Visionen von einer besseren Welt auf dem politischen Parkett verwirklichte, erfüllt sich das der ebenfalls 80jährige Niels Stokholm auf seinem biodynamischen Bauernhof in Dänemark. Auf Thorshøjgaard, das in der Nähe von Kopenhagen liegt, hat Niels das Land, so weit es geht, in seinen natürlichen Urzustand versetzt und ein Naturparadies geschaffen. Dabei leben Mensch und Tier nach anthroposophischen Grundsätzen. Die Anthroposophie nach Rudolf Steiner versucht, den Menschen als mehrdimensionales Wesen wahrzunehmen und die materialistische Weltanschauung um eine geistige Sichtweise zu ergänzen. Niels und seine Frau Rita leben als Teil dieses ganzheitlichen Konzeptes.



Niels und Rita verstehen sich als Teil eines größeren Ganzen | © mindjazz pictures


Konkret sieht das so aus, dass der Hof weitestgehend autark ist. Was gebraucht wird, wird angebaut. Es werden keine Chemikalien wie Kunstdünger und Pestizide verwendet. Die Tiere sind sehr oft auf der Weide, pro Kuh rechnet Niels einen Hektar Land, der im Verhältnis zum von ihr produzierten Dünger steht (laut EU-Vorschrift steht jedem Rind eine Stallfläche von 6 m² zu). Die Kälber bleiben ein halbes Jahr lang bei ihren Muttertieren und werden von ihnen gesäugt, bis sie selbst grasen können. Auf dem Hof gibt es auch Schweine, Schafe, Hühner und andere Tiere. Niels kennt seine über 200 Kühe mit Namen und ist ständig für sie da. Als eine der Kühe eine Steißgeburt hat, lässt sie sich vertrauensvoll von ihm in den Stall locken, wo er die schwere Geburt gemeinsam mit ihr durchsteht. Auf der Weide hätten ihre Schmerzensschreie vermutlich dazu geführt, dass sie von der Herde getötet worden wäre. Nun aber leckt sie zärtlich ihr Bullenkälbchen trocken und kann bald wieder zurück auf die Weide. Dass die Regisseurin Phie Ambo die Kamera stehen lassen und mit anpacken musste, hat die Filmaufnahmen um so reizvoller gemacht. Niels erklärt auch ausführlich, warum Kühe nicht enthornt werden sollten. Nicht nur, dass die Enthornung schmerzhaft und grausam ist, ist sie auch schädlich. Durch die Hörner wird Blut gepumpt, was wichtig für die Verdauung und die Bildung von Enzymen ist.



Die Tiere leben überwiegend auf der Weide und in der Herde | © mindjazz pictures


In Viel Gutes erwartet uns werden wundervolle Naturaufnahmen gezeigt und Bilder von einer natürlichen Tierhaltung, wie man sie lange suchen muss. Die Rinder, bei denen es sich um die bedrohte Rasse der originalen roten dänischen Milchrinder handelt, leben als Herde, die Kühe und ihre Kälber tauschen Zärtlichkeiten aus. Wenn sie liegen, versinken sie in den hohen Wildwiesen. Vor allem die Kälber und Ferkel laufen auf Niels und seinen Gehilfen zu, um sich von ihnen Streicheleinheiten abzuholen. In einer wundervollen Szene lässt Niels es über sich ergehen, von einer seiner Kühe geleckt zu werden – eine ziemlich feuchte Sympathiekundgebung. Phie Ambo macht auch einige Nahaufnahmen. Da ist ganz klar zu sehen, dass die Tiere ganz strahlende Augen haben und in sich ruhen. Besonders vor der Schlachtung werden sie noch ausgiebig und liebevoll gestriegelt, so dass sie sich in einem fast meditativen Zustand befinden. Niels behandelt seine Kühe mit Respekt und als empfindende Wesen, was sie definitiv sind. Er ist dankbar für die Zeit, die er mit ihnen verbracht hat und würdigt sie dafür. Mit dem Blut der geschlachteten Tiere wird die Erde getränkt. Niels erklärt, dass dadurch ihre „geistige Kraft“ erhalten und bei der Herde bliebe. Zum biodynamischen Ansatz gehört die Bewahrung der ursprünglichen Instinkte der Tiere. Beim Anbau hält er sich an einen Saat- und Erntekalender, der sich nach der Position von Sternen und Planeten richtet, wie das vor dem Einsatz von Chemikalien und Pestiziden und den Monokulturen üblich war. Niels sieht sich aber nicht als einen der letzten Landwirte dieser alten Art, sondern hofft, zu den ersten einer neuen Ära zu gehören.

Als wie verpeilt muss dieser alte Mann den EU-Bürokraten erscheinen, die seinen Hof überprüfen, wenn er z. B. sagt, dass das Universum Einfluss auf unser Leben habe, durch Pflanzen und Tiere wirke und unsere ganze Existenz durchdränge. Nein, die verstehen das nicht. Sie behaupten Stichproben zu machen, tauchen aber in kurzen Abständen immer wieder bei ihm auf. So beanstanden sie, dass die Kühe nicht ständigen Zugang zu Wasser hätten. Sie verstehen es nicht, wenn Niels ihnen erklärt, dass das nicht gut für sie ist. Die Natur hat es vorgesehen, dass sie nur einmal am Tag trinken, dafür aber gleich 50 bis 70 Liter Wasser, die dann bis zum nächsten Tag reichen. Ständiges Trinken stört die Verdauungsprozesse des Wiederkäuermagens. Die meiste Zeit des Jahres sind die Rinder auf der Weide. Im Stall müssen sie angebunden werden. Das verstößt gegen EU-Vorschrift. Da Niels' Rinder aber noch ihre Hörner haben, könnten sie sich im Stall gegenseitig verletzen. Deshalb hält er das kurzfristige Anbinden für das kleinere Übel, bekommt deshalb aber empfindlich weniger Subventionen. Anstatt zu überlegen, wie abartig Verordnungen sind, die indirekt die Enthornung von Rindern erzwingen, erhält Niels eine Vorladung vor Gericht wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Das trifft ihn hart, er glaubt aber fest daran, dass die Zukunft auf Seite der nachhaltigen Landwirtschaft stünde. Dazu müsste er den EU-Bürokraten aber die „geistige Kraft“ des Dungs des Regenwurms erklären, dessen Stickstoff für das Gedeihen der Pflanzen unabdingbar ist. (Der Kot von Regenwürmern enthält ebenfalls mehr Kalk, Magnesium, Phosphor und Kali als beste Gartenerde). In Niels' Erde tummeln sich die Regenwürmer selbstredend massenhaft.



Umweltaktivist Regenwurm: Wo er und viele seiner Artgenossen vorhanden sind, braucht es keinen synthetischen Dünger | © mindjazz pictures


Das NOMA Restaurant in Kopenhagen, das schon mehrfach als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet wurde, kauft bei: Niels. Der Erfolg des Restaurants hängt von der Qualität der verarbeiteten Produkte ab, und da liegen die aus Thorshøjgaard ganz vorne. Allerdings muss sich der Küchenchef schon mal mit dem Käse gedulden, bis die Kälber abgestillt sind und wieder mehr Milch zur Verarbeitung da ist. Im Film kommt auch die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt zu Wort, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen will und eine Balance zwischen unseren Bedürfnissen und denen der Natur finden will. Das wünscht Niels sich sehr, denn es ginge hier um große Werte und Nachhaltigkeit sollte zu einer öffentlichen Angelegenheit werden.


Helga Fitzner - 5. März 2015 (2)
ID 8477
Weitere Infos siehe auch: http://mindjazz-pictures.de/project/viel-gutes-erwartet-uns/


Post an Helga Fitzner

UNSERE NEUE GESCHICHTE:

Teil 1 - Der gewaltlose Widerstand
Everyday Rebellion

Teil 2 - Der soziale Widerstand
Who Cares? - Du machst den Unterschied

Teil 3 - Der basisdemokratische Widerstand
Der große Demokrator

Teil 4
Pepe Mujica - Der Präsident

Teil 6
Flowers of Freedom



 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)