Filmstart: 27. Januar 2011
„Another Year“ (Großbritannien 2010)
Drehbuch und Regie: Mike Leigh
|
|
Der britische Regisseur Mike Leigh ist mittlerweile 67 Jahre alt und macht sich nach Filmerfolgen wie „Lügen und Geheimnisse“ und „Happy Go Lucky“ in seinem neuesten Film „Another Year“ Gedanken über das Alter. Er beschreibt, wie meistens, das Alltagsleben gewöhnlicher Menschen mit all seinen Facetten, einmal komisch, einmal tragisch, von ihm aber immer interessant inszeniert.
Der Film beginnt mit einem Prolog. Janet (Imelda Staunton) will unbedingt Schlaftabletten verschrieben bekommen. Sie leidet an Erschöpfung und Schlaflosigkeit, will aber nicht die Ursachen therapieren lassen, sondern nur Medikamente. Imelda Staunton spielt Janet so intensiv, dass man beim Zuschauen die Last ihres Lebens spüren kann und fast selber angestrengt ist.
|
ANOTHER YEAR - Foto (C) Prokino Filmverleih GmbH
|
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Tom (Jim Broadbent) und Gerri (Ruth Sheen), ein älteres Ehepaar kurz vor der Pensionierung. Tom ist Geologe und Gerri arbeitet als Therapeutin beim Gesundheitsamt. Sie führen ein idyllisches, weitgehend anspruchsloses Leben, dessen Alltag sich zwischen Arbeit, dem erwachsenen Sohn Joe (Oliver Maltman), dem Kleingarten und ihrer Gastfreundlichkeit gescheiterten Existenzen gegenüber abspielt. Sie führen eine harmonische Ehe und haben mit ihrer Bescheidenheit und ihrer Menschenliebe vielleicht sogar ein Art kleines Glück gefunden. Anders geht es Gerris Arbeitskollegin Mary (Lesley Manville). Sie ist so um die 50 Jahre alt und immer noch allein. Mit ihrem Leben ist sie unzufrieden. In ihrer Einsamkeit klammert sie sich an die Gastfreundlichkeit von Tom und Gerri, ist aber immer unzufrieden. Ihr Benehmen ist nicht sehr rücksichtsvoll. Sie betrinkt sich öfter auf Besuch bei ihren Gastgebern und muss bei ihnen übernachten. Bei etwas peinlichen Auftritten wird klar, dass sie für den 30-jährigen Sohn, Joe, nicht nur „Tante Mary“ sein würde. Irgendwie scheint es sie zu trösten, dass Joe mit 30 Jahren immer noch keine Freundin gefunden hat. Den ebenfalls „übriggebliebenen“ Freund ihrer Gastgeber Ken lehnt Mary vehement ab, obwohl der kleine Verkupplungsversuch von Tom und Gerri eigentlich Sinn gemacht hätte.
|
ANOTHER YEAR - Foto (C) Prokino Filmverleih GmbH
|
Tom und Gerri gehen derweil ihrer Arbeit nach, haben harmonische Treffen mit ihrem Sohn und kümmern sich um ihren Kleingarten. – Eines Tages kommt Bewegung ins Spiel, als Joe eine sehr nette Frau mitbringt, die er kürzlich kennen gelernt hat. Katie (Karina Fernandez) ist Therapeutin, wie Gerri, mit Fröhlichkeit, Herzlichkeit und menschlicher Wärme ausgestattet und versteht sich blendend mit Joe. Die Beziehung entwickelt sich. Durch Katie sieht Mary ihre Position als Freundin aber gefährdet und reagiert unterschwellig aggressiv. So kommt es schleichend zu Veränderungen.
Tom und Gerri haben die Kunst des Lebens und des Alterns innerhalb ihres eng gesteckten Rahmens irgendwie verstanden, während die unglückliche Mary damit zu kämpfen hat. Während sich ihre Freunde an die gegebenen Möglichkeiten anpassen, scheitert Mary an ihren Ansprüchen. Aber soll man, wie Tom und Gerri fast ohne Ansprüche durchs Leben gehen? Ist dies der Schlüssel zu ihrer Zufriedenheit oder hatten sie im Leben nur mehr Glück als Mary? Die Antwort liegt vielleicht im Prolog. Die Patientin Janet will mit den Schlaftabletten nur die Symptome bekämpfen, während man ihr rät, die Ursachen für ihre Beschwerden zu klären. Tom und Gerri bestellen Jahr für Jahr ihren Garten (auch im Sinne von Beziehungen), während Mary das nicht tut.
|
ANOTHER YEAR - Foto (C) Prokino Filmverleih GmbH
|
Mike Leigh hat gerade für „Another Year“ eine Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch bekommen.
|
Helga Fitzner - red. 2. Februar 2011 ID 00000005030
Weitere Infos siehe auch: http://www.prokino.de
E-Mail an die Rezensentin: fitzner@kultura-extra.de
|
|
|
Rothschilds Kolumnen
BERLINALE
DOKUMENTARFILME
DVD
EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM Reihe von Helga Fitzner
FERNSEHFILME
HEIMKINO
INTERVIEWS
NEUES DEUTSCHES KINO
SPIELFILME
TATORT IM ERSTEN Gesehen von Bobby King
UNSERE NEUE GESCHICHTE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|