Alexandra Maria Lara über ihre Rolle als überforderte Mutter im originellen Thriller Nachtlärm
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Alexandra Maria Lara als Livia im Film Nachtlärm (Regie: Christoph Schaub) - Foto (C) X Verleih
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Lara & Sebastian Blomberg spielen in Nachtlärm ein Paar, das ihr extrem unruhiges Baby – ein so genanntes "Schreikind" – durch Autofahrten zu beruhigen versucht. Bei einer dieser nächtlichen Ausflüge auf der Autobahn wird an einer Tankstelle der schlimmste Alptraum wahr, den sich junge Eltern vorstellen können: Nachdem ein professioneller Dieb mit seiner neue Flamme das Auto – versehentlich – samt Kleinkind gestohlen hat, entspinnt sich eine turbulente Verfolgungsjagd, die der Schweizer Regisseur Christoph Schaub nach einem Drehbuch von Bestsellerautor Martin Suter (Der Koch) beinahe in Echtzeit, spannend und mit vielen überraschenden Wendungen in Szene gesetzt hat.
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Im Gegensatz zu ihrer zickig-gereizten Filmfigur präsentierte sich Alexandra Maria Lara im Interview als sehr charmante und unprätentiöse Gesprächspartnerin, der ihr persönliches und berufliches Glück fasst schon unheimlich ist:
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Alexandra Maria Lara - Foto (C) Christine Kisorsy
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War Ihnen beim Lesen des Drehbuches von Bestsellerautor Martin Suter bewusst, dass die Rolle der überlasteten Ehefrau auch sehr negativ wirken kann? Immerhin hackt sie auf ihrem Mann ausgiebig herum…
Vor allen Dingen war ich von der Idee begeistert, eine so komplexe Figur zu spielen. Bei diesem Paar ist das Nervenkostüm ja schon zu Beginn des Films extrem angegriffen. Ich fand es interessant, dass die Geschichte und die Beziehung des Paares eigentlich schon an einem recht empfindlichen Punkt angelangt sind, bevor dann der Horrortrip mit der nächtlichen Fahrt erst richtig losgeht. Ich bin zwar selbst keine Mutter, aber ich stelle es mir alptraumhaft vor, wenn ein einziger Moment der Unachtsamkeit genügt, in der das eigene Kind verschwindet. Da gerät man ja in eine Situation, die gefühlsmäßig ungeahnte Dimensionen annehmen kann. Beim Drehen war es dann so, dass mein Filmpartner Sebastian Blomberg, Regisseur Christoph Schaub und ich jeden Tag intensive Gespräche darüber geführt haben, wie wir diese Momente am besten gestalten. Also: Wann geht den Zuschauern dieser zickige Ton der Figuren auf die Nerven? Wann müssen die Streitgespräche des Paares auch mal eine andere Farbe bekommen? Wir hatten eine Probewoche, während der man gemerkt hat, wann eine bestimmte Tonalität sich eventuell wiederholt.
Haben Sie über "Schreikinder" recherchiert?
Ja, und dabei habe ich erfahren, dass es nicht nur eine Idee von Martin Suter war, dass Autofahren auf manche Babys in der Tat beruhigend wirkt. Im Internet wird in diesem Zusammenhang manchmal sogar von Gewaltphantasien bei den betroffenen Eltern berichtet, die eben völlig verzweifelt sind. Deshalb sei es wichtig, auch die eigenen Emotionen ernst zu nehmen, um in so einer Ausnahmesituation die Kontrolle nicht zu verlieren. Eine Situation wie es das Paar in Nachtlärm erlebt, stelle ich mir sehr belastend vor, weil man an sich selbst zweifelt, permanent übermüdet ist, dem Partner Dinge sagt, die man unter entspannteren Umständen vielleicht gar nicht thematisieren würde. Unser Filmbaby Tiziano war übrigens das ruhigste und ausgeglichenste Baby, das man sich nur vorstellen kann.
Welche besonderen Probleme gab es denn beim Drehen des Films? Die Handlung spielt ja ausschließlich nachts.
Allerdings. Ich bin eigentlich schon immer ein großer Fan von Nachtdrehs gewesen. Aber wahrscheinlich, weil es bisher immer eine Abwechslung zu den Dreharbeiten am Tage war. Die erste Woche im Dunklen und Kühlen steckt man noch ganz gut weg. Aber nach drei Wochen Nachtdreh spürt man dann die Anstrengung und auch was Müdigkeit mit Menschen machen kann. Für das Hineinfinden in die Figuren der gestressten Eltern war das wiederum eine gute Voraussetzung. Besondere technische Probleme ergaben sich dadurch, dass die Außenszenen in der Schweizer Landschaft und in Bad Tölz gedreht wurden, die meisten Dialogpassagen aber im Studio in einem stehenden Wagen. Das war vor allem für Sebastian eine Herausforderung, denn nach den Dreharbeiten im Auto musste er sich – zum Teil dann erst Wochen später – jedesmal die Autofahrt genau anschauen und sich merken, nach wie viel Sekunden er abgebogen war oder angehalten hatte, damit sein Text, den er anschließend im Studio sprach, sich exakt anschloss. Ich habe ihn trotzdem darum beneidet, dass er als Autofahrer wenigstens noch einige Fahrbewegungen machen durfte, denn die meiste Zeit des Films verbringen wir ja tatsächlich in diesem Auto und dadurch war unsere Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt.
Man sieht Sie in ganz unterschiedlichen Rollen. Sie können sich also die guten Angebote auswählen?
Ich empfinde das als ganz großes Glück, das mich solche guten Angebote erreichen und ich auch in unterschiedlichen Sprachen arbeiten kann. Obwohl es auch nicht immer leicht fällt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich höre eigentlich immer auf mein erstes Bauchgefühl. Wenn mir ein Drehbuch "so irgendwie" gefällt, aber viele Fragezeichen bleiben, dann habe ich früher hin und wieder gehofft, dass die sich am Drehort in Wohlgefallen auflösen. Aber meistens tut es das nicht, und der erste Eindruck bestätigt sich. Falls ich beim Lesen eines Buches manchmal unsicher bin, kann ich auch meinen Mann Sam um Rat bitten. Wir empfinden es beide als Privileg, denselben Beruf auszuüben…
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Interviewer: Max-Peter Heyne - 1. September 2012 ID 6183
Weitere Infos siehe auch: http://www.nachtlaerm.com
Post an Max-Peter Heyne
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