TV-Film-Regisseur Axel de Roche
im Gespräch mit Arnd Moritz
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(C) Axel de Roche
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Du hast als Regisseur mit vielen großen Darstellern, wie zum Beispiel Heinz Drache, Hannes Jaennicke und Helmut Zierl, in Filmen wie Jenseits des Regenbogens, Sardsch und Der Mörder in meinem Haus, und als Kameramann mit bedeutenden Regisseuren wie Jürgen Roland und Michael Verhoeven, in Filmen wie Keine Tricks, Herr Bülow und Die weiße Rose sowie Das schreckliche Mädchen, zusammengearbeitet. Wie schwer ist der Umgang als Regisseur mit Filmgrößen während der Dreharbeiten und um wieviel anders muss die Arbeit hinter der Kamera sein, um den Vorstellungen bedeutender Regisseure gerecht zu werden?
Axel de Roche: Ich finde ehrlich gesagt, je größer der sogenannte Name, also je höher der Bekanntheitsgrad ist, um so leichter ist es mit den Leuten. Es ist ein bisschen kompliziert, komischerweise speziell mit deutschen Schauspielern, muss ich leider sagen, die in einer Zwischenstufe sind, die also zwar in der Filmbranche, aber nicht jedem bekannt sind.
Die Zusammenarbeit muss so sein, dass der Regisseur seinen Film noch gestalten darf, gestalten muss, gestalten kann. Diese Grundforderung geht in Richtung Schauspieler, aber viel mehr in die der Produzenten und Redakteure.
Ich habe 25 Jahre Kamera gemacht, danach 20 Jahre bis heute Regie. Ich habe gute 10 Jahre mit Michael Verhoeven zusammengearbeitet. Damals entstanden meine wichtigsten Filme wie Die weiße Rose und Das schreckliche Mädchen. Ich habe mit Wolfgang Staudte gedreht und mit anderen, die etwas zu sagen haben. Will sagen, der Regisseur macht den Film, und dementsprechend habe ich mich als Kameramann zu unterwerfen. So wie alle anderen Abteilungen auch, wie Kostüme, Ausstattung usw.
Der Regisseur macht den Film. Und die Ideen des Regisseurs muss ich als Kameramann versuchen umzusetzen. Einem schwachen Regisseur muss ich als Kameramann auch einmal helfen, aber einem starken Regisseur wie Verhoeven konnte ich nur technisch helfen, denn die Ideen sind nur so rausgesprudelt aus ihm.
Du hast den Deutschen Filmpreis, den Adolf-Grimme-Preis und den Silbernen Bären erhalten. Für Deine Kameraarbeit im Film Das schreckliche Mädchen bist Du für den Golden Globe und für den Oscar nominiert worden. Welchen Einfluss haben diese Auszeichnungen auf Deine Arbeit, zum Beispiel auf Deine Entscheidungsmöglichkeiten für ein bestimmtes Filmprojekt?
A. d. R.: Also das muss ich korrigieren. Persönlich habe ich "nur" zwei Grimme-Preise bekommen. Einen für die Die letzte Station, für die Kameraarbeit, und einen für die Krimiserie Sardsch, für Regie und Kamera. An den anderen Produktionen war ich nur beteiligt und die Preise sind nicht meine Preise, die ich bekommen habe.
Wie siehst Du die Abhängigkeit des Regisseurs vom Produzenten, so es sie gäbe?
A. d. R.: Ich sehe da keine Abhängigkeit im eigentlichen Sinne. Was im Laufe der letzten Jahre, speziell in der Fernsehbranche, sich sehr intensiv herauskristallisiert hat, ist, dass Produzenten glauben, sie müssten dem Film ihren Stempel aufdrücken. Es ist oft nicht mehr der Film des Regisseurs. Aber es sind nicht nur die Produzenten, es sind auch die Redakteure, die sind noch einen Zahn schärfer, weil die Produzenten abhängig von den Fernsehsendern sind, und die Fernsehsender schicken ihre Redakteure, und wenn ein Redakteur eine Meinung hat und sich von dieser nicht mehr lösen kann, nach dem Motto "ich gebe das Geld und so hat das Produkt auszusehen", dann ist der Produzent mit Sicherheit auf der Seite des Senders und nicht auf der Seite des Regisseurs. Und im Laufe der letzten Jahre hat sich das deutlich zugespitzt. Diese Abhängigkeit, die es zu Produzenten und Redakteuren gibt, hat sich weiter verschlimmert.
Es gibt viele Regisseure, die ich nur noch als Jasager bezeichnen würde. Dieses Jasagen hat natürlich auch einen Grund, denn die müssen auch alle ihre Miete zahlen, das heißt, wenn sie zu oft nein sagen, dann kriegen sie keinen Job mehr.
Du bist wirtschaftlich abhängig von diesen Leuten, und du wirst dich möglichst mit denen nicht streiten. Es gibt nur ganz wenige Regisseure in Deutschland, die es sich erlauben können, sich so zu bewegen, wie sie glauben, sich bewegen zu müssen, das meine ich jetzt sehr höflich und sehr positiv, um ihren Film durchzusetzen.
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(C) Axel de Roche
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Nur wenigen deutschen Darstellern gelingt trotz hochmeisterlicher Schauspielkunst der Weg zur Oscar-Preis-Trägerschaft. Warum ist das aus Deiner Sicht so?
A. d. R.: Mir ist ehrlich gesagt im Augenblick, außer Maximilian Schell in den 50er Jahren, kein deutscher Schauspieler bekannt, der so weit gekommen ist, aber da irre ich mich vielleicht.
Ulrich Mühe.
A. d. R.: Da ist der Film nominiert worden, nicht Herr Mühe selber, nicht seine Schauspielkunst. Ich bin aber nicht sicher, vielleicht war es so. Ich würde die Frage so beantworten, dass die Weltsprache, nicht nur im Filmgeschäft, englisch ist. Es produzieren ja schon einige deutsche Firmen englischsprachige Kinofilme. Und die Amerikaner haben es ganz raffiniert gemacht in der Oscar- und der Golden-Globe-Situation: Sie honorieren nur sich selber, das heißt, es gibt nur eine Kategorie, und die heißt "Bester ausländischer Film" - oder jetzt heißt es "Bester fremdsprachiger Film".
Viele Schauspieler scheinen für bestimmte Rollen prädestiniert. Szenen des intensivst Bösen werfen bisweilen die Frage auf, ob Schauspieler, die in solchen Rollen brillieren, Filmbösewichter also, die auch außerhalb der Dreharbeit eine ähnliche Ausstrahlung haben. Wieviel Rolle ist Deiner Einschätzung nach in solchen Fällen auch Teil der Darstellerpersönlichkeit?
A. d. R.: Also ich muss ehrlich sagen, das wäre ja furchtbar. Also, wenn ein Schauspieler einen Mörder spielt, dass der zuhause auch an nichts anderes denkt als seine Frau umzubringen, das wäre ja grausam, ehrlich gesagt., ich erwarte einfach von einem Schauspieler, dass er auch die Bandbreite vom Mörder bis zum Kinderfreund spielen kann. Zum Beispiel Gerd Fröbe, berühmtes Beispiel, spielt Hotzenplotz in einem Kinderfilm, und trotzdem war er auch, jetzt fehlt mir der Film, in dem er einen Kindermörder gespielt hat. Das war mit Heinz Rühmann, aber ich weiß den Titel im Augenblick nicht, leider.
Es geschah...
A. d. R.: ...am hellichten Tage - ganz genau.
Mit welchen Schauspielern hast Du als Regisseur und mit welchen Regisseuren hattest Du als Kameramann bevorzugt gearbeitet?
A. d. R.: Also ich habe da, ehrlich gesagt, überhaupt keine Favoriten. Weil, es hat mit den Schauspielern, mit fast allen, Spaß gemacht, und man hat gute Ergebnisse erzielt. Also, es gibt sicher einige, mit denen man sich nicht verstanden hat, und es ist ja nicht nur eine Richtung, sich nicht gut zu verstehen, es kann ja auch aus der anderen Richtung kommen, sich nicht zu verstehen oder dass die Zusammenarbeit nicht gut funktioniert hat. Dann hat man den Film zuende gemacht, war aber der Meinung, dass man das nicht zwingend wiederholen muss. Das gibt's natürlich, das ist völlig normal, das gibt's auch in der Arbeitsehe Kamera-Regie, in der Arbeitsehe Regie-Ausstattung und Regie-Kostüme usw. usf. Was ich immer sehr gern gemacht habe in den 20 Jahren als Regisseur: mir mein Team zusammenzuhalten, das heißt auch das technische Team, Beleuchter, Kameraleute usw., aber an Schauspielern habe ich schon eine gewisse Treue gehabt, habe mich aber auch immer gefreut, wenn neue dazu kamen.
Du drehst vornehmlich Filme für das Fernsehen. Es ist nicht zu übersehen, dass Filme des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens Träger und Propagandisten von Zeitgeist und political correctness sind. Wieviel Einfluss nimmt die Sendeanstalt Deiner Meinung nach auf das Drehbuch?
A. d. R.: Also, das ist sicher von Sender zu Sender und von Redakteur zu Redakteur und natürlich auch, was ich vorhin angedeutet habe, von Regisseur zu Regisseur und von Drehbuchautor zu Drehbuchautor verschieden. Es gibt Regisseure, die machen aus den Drehbüchern wirklich ganz schlimme Dinge, finde ich, weil sie eben mit Hilfe des Produzenten, auch mit Hilfe der Jasager von Drehbuchautoren und Regisseuren, Recht bekommen, was aber nicht immer dem Drehbuch hilft. Und es gibt sicher auch Redakteure, die sehr genau über ihr Metier Bescheid wissen und insofern dem Film und dem Buch helfen können. Grundsätzlich sage ich aber, dass die Sender einen sehr, sehr großen Einfluss haben und an sich auch bestimmen, wie das Werk auszusehen hat.
Gestern lief ein Tatort von Herrn Graf. Herr Graf, glaube ich, lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen, das weiß aber auch jeder, der ihn engagiert. Und dann gibt es vielleicht noch zwei drei andere Regisseure, über die anderen bestimmen die Sender wie sie wollen.
Die Produzenten setzen sich immer mit den Sendern auseinander, nicht kritisch, sondern sie geben dem Sender immer Recht. Und leider Gottes ist es ja auch in Deutchland so, im Gegensatz zu Amerika und anderen Ländern wie Frankreich, England, Italien, Spanien, dass in den Kinofilmen immer mehr Sendergelder stecken, weil die Leute alleine die Kinofilme in Deutschland nicht mehr finanzieren können. Und damit öffnen sie Tür und Tor, dass sich die Sender einmischen können.
Wenn Du aus dem Kino kommst und je mehr Sender du da liest, umso schlimmer war die Debatte. Und wie kann ein Film gut sein, wenn unheimlich viele Leute mitreden. Er kann natürlich, aber er wird so eine eingemachte Sauce sein, irgendwie.
Es gibt ganz berühmte Filme, bei denen ich mir sicher bin, dass deren Regisseure diese eigenständig gemacht haben. Nicht umsonst sagen berühmte Leute wie Kubrick, Woody Allan, Clint Eastwood oder Michael Verhoeven: "Ich mache, ich finanziere, ich produziere das selber, damit mir möglichst keiner reinredet." Verhoeven hat sicher auch viele Fernsehfilme gemacht, aber er ist eine anerkannte Persönlichkeit, wo wahrscheinlich nicht so viel reingeredet wird. Aber vielleicht ist das inzwischen selbst bei ihm anders. Ich weiß es nicht.
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(C) Axel de Roche
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Darf man Regie auch als Interpretation des Drehbuchs verstehen, und wieviel Einfluss auf die Regie hat der Drehbuchautor?
A. d. R.: Also, da das heutzutage ziemlich getrennt ist, wird ein Drehbuchautor, wenn das Buch vom Sender, vom Produzenten, von der Redaktion abgenommen ist, und auch der Regisseur damit glücklich ist, mit dem Werk zu 99% nichts mehr zu tun haben. Das heißt, es wird Autoren geben, die sich ziemlich erschrecken, wenn sie den fertigen Film sehen.
Michael Ende zum Beispiel.
A. d. R.: Zum Beispiel. Es liegt natürlich auch wieder daran, wir wiederholen uns im Endeffekt, dass der Regisseur es vielleicht sogar noch im Sinne des Autoren gedreht hat, dann aber wieder Veränderungen durch Produzenten und Redakteure eingetreten sind, wo der Regisseur, weil er seine Miete zahlen muss, wieder JA sagen musste. Also, um die Frage genau zu beantworten, wenn das Buch abgegeben worden ist, hat der Autor sein Geld bekommen und dann ist Schluss mit lustig für ihn.
Das Böse im Film übt seinen besonderen Reiz auf den Zuschauer aus. Wird der Regisseur bisweilen während des Drehs von der Atmosphäre besonders intensiver Szenen ebenfalls ergriffen?
A. d. R.: Das ist von Fall zu Fall verschieden. Ich sag's für meine Person: an sich nein. Ich glaube, dass sogar eher ein Kameramann vielleicht von einer wunderbar gespielten Situation ergriffen sein könnte, weil er die wunderbare Position hat, durch die Kamera schauen zu können, und sich somit auf, sagen wir mal, zwei Schauspieler, die ihre Sache sehr gut machen, konzentrieren kann, und wenn dann das Aus des Regisseurs kommt, dann sagen kann: "Das ging mir echt an die Nieren!"
Ein Regisseur hat so weit wie möglich, wenn es erlaubt ist, in Nähe seiner Schauspieler zu sein, auch um sofort Anweisungen geben zu können. Heute sitzen die Regisseure meistens drei Räume weiter und schauen auf den Monitor, was ich persönlich schlecht finde, was auch Schauspieler nicht gut finden. Aber die Ergriffenheit, die Du erfragst, betrifft den Regisseur sehr selten. Aber das kann es geben. Und wenn, dann kann er sich darüber freuen, dass das so funktioniert hat, denn dann ist ja sein Ziel erreicht.
Gibt es Schauspieler, mit denen Du zusammengearbeitet hast, die Dir über die Dreharbeiten hinaus freundschaftlich verbunden geblieben sind?
A. d. R.: Ja, da gibt's einige.
Namen möchtest Du nicht nennen?
A. d. R.: An sich nicht.
TV-Serien unterliegen der Diktatur der Quote. Einerseits. Andererseits halten Filme Einzug in die TV-Landschaft, die an Langatmigkeit und Inhaltsleere kaum zu übertreffen sind. Bestimmt allgemeine Farblosigkeit mittlerweile das Mainstream-TV, oder woran liegt das?
A. d. R.: Ich finde ehrlich gesagt, dass das deutsche Fernsehen gar nicht so schlecht ist wie es gemacht wird. Es kommt nämlich darauf an, wie man fernsieht. Wenn man sehr gezielt fernsieht, wird man für seinen Geschmack was finden. Wenn man die Kiste immer laufen lässt, dann wird man bemerken, oh Gott, das ist ja alles furchtbar. Aber natürlich, jedes Produkt, das über den Sender läuft, unterliegt der Quote. Der Sender gibt auch zu Beginn eines Fernsehspiels oder einer Serie eine Linie raus, und sagt, "das muss mindestens die Quote sein, sonst ist es schlecht", was ja völliger Humbug ist.
Also, ich meine der Musikantenstadel mag für 7 Millionen Zuschauer ganz toll sein, aber für die anderen 8 Millionen nicht so toll, die Geschmäcker sind verschieden. Das muss ein Sender respektieren, und das ist auch die Schwierigkeit der Programmgestaltung Und ich habe oft erlebt, dass man Filme gemacht und bei der Abnahme gesagt hat, "das ist ja ein ganz schöner Film, aber er entspricht überhaupt nicht meinem Geschmack". Also, wir machen Filme fürs Publikum, fertig!
Gibt es ein Genre, das Dir besonders viel Freude bereitet (Krimi, Spielfilm, Thriller, Komödie)?
A. d. R.: Also ich habe sehr gerne Krmis gemacht, und sie sind auch mein erster Punkt. Ich habe auch viele Liebeschnulzen gedreht, auch Pilcher-Filme. Das ist ja nichts Schlimmes. Es sind ja anerkannte Filme. Aber auch hier muss ich als Regisseur sehr darauf achten, dass man den Geschmack der Redaktion trifft, was ganz, ganz traurig ist. Deshalb habe ich mich von diesen Reihen verabschiedet, weil es nicht geht, dass man sich ständig streitet. Wenn die Redaktion zum Beispiel sagt, "die dürfen keinen Hut aufhaben", dann frage ich mich, was mache ich hier eigentlich noch, ja? Also, um die Frage zu beantworten, ich mag in erster Linie Krimis.
Die Redaktion bestimmt, was du umzusetzen hast?
A. d. R.: In den letzten sieben Jahren hat es sich mit der Redaktion einfach verstärkt, ihr Meinungsbild, dass sie begriffen haben, dass sie das Geld geben und dass sie auch mehr sagen dürften, weil sie glauben, dass es ihr Geschmack sei und damit das Publikum auch treffen. Außerdem haben sie noch Vorgesetzte, also, ich mach's mal ganz banal. Wenn der Vorgesetzte des Redakteurs weiß, der Vorgesetzte mag keine lila Tapete und zufällig ist in dem film ein lila Raum, dann wird er sagen, "das können wir zwar jetzt nicht neu drehen, aber das war 'ne ganz schlechte Wahl". Also, an sich lassen sie dich beim Drehen in Ruhe, im Großen und Ganzen. Manchmal bei den Mustern ein bisschen. Aber es gibt wirklich Geschmacksfragen, wo sich Redakteure in Kostüme einmischen, in Ausstattung usw.
Ich meine, das Drehbuch ist das Wichtigste. Und in dem Drehbuch sind Figuren vorhanden, und eine Figur lebt so, wie der Drehbuchautor sie sieht und der Regisseur sie besetzt.
So, wenn der Redakteur aber anderer Meinung ist, nehmen wir mal einen Schriftsteller in dem Film. Den kann man inszenieren, den kann man so anziehen, wie das Ottonormalverbraucher sich vorstellt, wie ein Schriftsteller aussieht. Aber man kann es auch ganz anders machen. Und dieses "ganz anders machen" ist heutzutage hochkompliziert und kaum noch erlaubt. Und deswegen ist das Fernsehen wahrscheinlich so schlecht!
Welches war Dein letztes Projekt und kannst Du schon verraten, welches Dein nächstes Filmprojekt sein wird?
A. d. R.: Das letzte Filmprojekt war eine Reihe für die ARD und hieß Heiter bis tödlich. Und ich habe 6 Folgen Hauptstadtrevier gemacht. Das ist eine Vorabendserie, die in fast allen Bundesländern gemacht wird. Hier in Berlin wurde das Hauptstadtrevier gemacht. Das war ein Paradebeispiel dafür, wie Redakteure, Produzenten und Regisseure sich nicht verstehen.
Also man wollte was ganz Neues, was Modernes. Und ich habe versucht, das so zu machen, wie Produzenten und Redakteure das wollten.
Das war ihnen aber nachher ein bisschen zu modern, obwohl ich selber es so gar nicht empfunden habe. Man hat die Filme dann zum großen Ärger meiner Cutterin wieder auf ein Niveau geschnitten, wo ich gesagt habe, "na ja, jetzt befinden wir uns im Jahr 1950 wieder", ja! ich will gar keine Kleinigkeiten und Einzelheiten erzählen, aber darüber haben wir uns sehr in die Haare gekriegt, und wir haben uns getrennt. Die Serie wurde weitergemacht, aber ich wurde nicht mehr engagiert, ich war der Böse.
Das nächste Fimlprojekt? Das ist ziemlich einfach zu beantworten. Ich bin inzwischen 66 Jahre, und außer in Amerika gibt es nur wenige Regisseure, die so ein Alter erreicht haben. Privat sicher schon, aber beruflich gibt's ganz wenige! Drei, vier, fünf vielleicht, die mir einfallen, aber oft wird gesagt, man sei zu alt und da gibts nichts mehr.
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(C) Axel de Roche
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Welchen Rat kannst Du heutigen Schauspielschülern auf ihren Weg mitgeben?
A. d. R.: Schauspielschülern? Ich bewundere Schauspieler, ich könnte das nie, wobei ich finde, dass Schauspiel vor der Filmkamera komplizierter ist als am Theater.
Wenn man einmal auf die Bühne geht und eine Hauptrolle spielt, dann spielt man seine zweieinhalb Stunden runter, sage ich jetzt mal, aber beim Film wirst du ja ständig unterbrochen. Du bist in deinen Emotionen, du bist gerade hoch... und wirst technisch unterbrochen, weil das und das nicht stimmt, oder auch, wenn alles stimmt, dass man sagt, für die nächste Einstellung müssen wir die Kamera woanders aufbauen.
Ein hochkomplizierter Beruf also. Man darf eins auch nicht vergessen, das haben wir vielleicht vorhin nicht erwähnt, was aber wichtig ist, was im Laufe der letzten Jahre auch beinhaltet ist, dass man mit der Hälfte des Geldes, der Hälfte der Zeit erwartet, dass man doppelt so gut wie Hollywood ist. Und das ist einfach nicht machbar. Und alles, was wir an Schnelligkeiten liefern müssen, was trotzdem sehr gut ist, müssen die Schauspieler mitmachen. Sie müssen mitfunktionieren.
Der Druck durch die Sender wird größer. Für die Schauspieler kann ich nur sagen, "bleib bei der Stange", wie es so schön heißt, "versuch irgendwo du selber zu bleiben", was natürlich hochkompliziert ist.
Wenn mir die Frage gestellt würde, "soll ich Schauspieler werden?" würde ich sie verneinen. Und wenn ich dann noch mal gefragt würde, dann würde ich es wieder verneinen, und wenn sie es beim dritten mal immer noch wollen, dann sage ich, "jetzt hast du die Kraft, das alles durchzustehen, was da auf dich zukommt.
Eine nicht ermutigende Aussicht.
A. d. R.: Aber diese nicht ermutigende Aussicht ist nicht nur für Schauspieler da, sie gilt inzwischen für die ganze Branche.
Ich kenne sehr gute Kameraleute, sehr gute Regisseure, die seit Jahren nichts zu tun haben und die bedeutend jünger sind als ich. Der Kuchen, der von den Auftraggebern gebacken wird, ist kleiner geworden.
Und ich kenne viele Leute, die sagen, "Mensch, wenn ich was Anderes machen könnte, ich würd's jetzt machen, das hat sich im Laufe der letzten fünf, sechs Jahre extrem verschlimmert.
Das war früher nicht so.
Ich bin jetzt 50 Jahre in der Filmbranche, 1965 habe ich angefangen, und ich kann sagen, die größte Zeit hat Spass gemacht. Gott sei Dank, sonst hätte ich das auch nicht solange gemacht. Es werden sicher noch ein paar Aufträge für mich kommen und wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. Dieses Denken hat einen Vorteil für mein Leben. Ich muss nicht, aber ich kann.
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Interview: Arnd Moritz - 1. Dezember 2013 ID 7415
Post an Arnd Moritz
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