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Interview

Heike Makatsch über ihre Rolle als Hallervordens Filmtochter und Liebe und Familie im 21. Jahrhundert



Foto (C) Universum Film GmbH



Wie sind Sie an die Rolle in dem Film Sein letztes Rennen gekommen?

Heike Makatsch:
Der Produzent des Films, Boris Schönfelder, wohnt bei mir um die Ecke. Eines Morgens trafen wir uns zufällig im Café. Da erzählte er mir vom Letzten Rennen, "ich habe da ein neues Projekt, eine schöne Rolle, lies dir doch mal das Drehbuch durch." Ich empfand es als ein emotionales, facettenreiches Stück mit einer Thematik, die noch nicht oft in Filmen zu finden war. Als ich dann erfuhr, dass Dieter Hallervorden die Rolle des Paul Averhoff spielen soll, war ich endgültig davon überzeugt, dass ich bei dem Film gerne mitmachen möchte.


Hallervordens Berühmtheit wirkte auf Sie also nicht einschüchternd?

H. M.:
Ich habe in meinem kurzen Leben festgestellt, dass auch Berühmtheiten nur Menschen sind. Aber natürlich freut man sich, mit solch einer Ikone zusammenzuarbeiten, die seit den späten fünfziger Jahren die deutschen Wohnzimmer bespielt und unser kollektives Unterbewusstes ein Stück weit geprägt hat. Auch ich freue mich noch heute darüber, wenn ich an das Lied Die Wanne ist voll mit Helga Feddersen denke. Großartig!


Was zeichnet den Kollegen Hallervorden aus?

H. M.:
Ich finde ihn immer aufmerksam, gut gelaunt, intensiv, konzentriert und als Spielpartner voll da, auf den Punkt. Umso mehr war es mir eine Freude, seine Spieltochter Birgit darzustellen. Die Chemie stimmte von Anfang an. Und Tatja Seibt und Hallervorden zusammen sind ein tolles Paar, dem man gerne zugesehen hat. Die Tochter sieht bei ihren Eltern, wie die eine Liebesbeziehung fürs ganze Leben führen. Sie bekommt vorgelebt, was für ihre Generation nicht mehr so leicht nachzuvollziehen ist: Eine Beziehung nicht in Frage zu stellen, bedingungslos zueinander zu stehen – und somit die Liebe in eine ganz andere Dimension wachsen zu lassen. Birgit hat so etwas nicht.


Also eine Festlegung, die heute nicht mehr üblich ist?

H. M.:
Die Dauerflexibilität, die allen Menschen abverlangt wird, führt vielleicht auch in der Liebe und den Beziehungen zu einer Dauerflexibilität, die sich mit Beständigkeit schlecht verträgt. Die Gründe, die ehemals eine Ehe getragen haben – eine Ehe, wie die zwischen Paul Averhoff und seiner Frau in unserem Film, sind heute so nicht mehr gegeben. Frühere ökonomische Abhängigkeiten, die damalige Rolle der Frau, gesellschaftliche Zwänge – all das war so verinnerlicht, dass Trennungen gar nicht in Frage kamen. Heute basieren Beziehungen fast ausschließlich auf Freiwilligkeit und einem überstrapazierten Bild von Selbstverwirklichung. Der Wunsch nach einer lebenslangen Verbundenheit ist immer noch da, aber trotzdem ist es wohl Zeit, umzudenken und nach neuen Modellen zu suchen, was nach der – eben meist nicht lebenslang anhaltenden – romantischen Liebe aus Paaren werden könnte. Birgits Generation muss sich da noch zurechtfinden.


Die Figuren in Sein letztes Rennen sind vielschichtig angelegt. Die Birgit ist sehr emanzipiert, aber auch verletzlich…

H. M.:
…und gleichzeitig manchmal auch sehr hart ihren Eltern gegenüber. Sie fühlt sich erdrückt durch die Verantwortung, der sie nicht gerecht werden kann. Und gleichzeitig ist sie wie ausgeschlossen aus der exklusiven Liebe ihrer Eltern. Ihre Eltern lieben Birgit sicher, aber letztlich hat ihr Vater auch sehr narzisstische Züge.


Kümmert sich die Gesellschaft generell zu wenig um die ältere Generation?

H. M.:
Ich denke, dass die Strukturen in unserer atomisierten Gesellschaft nicht mehr gegeben sind, in denen das Altwerden in ein liebendes Umfeld eingebettet ist, in dem man aufgefangen werden kann. Das sind strukturelle Probleme, aber ich denke, da unsere Gesellschaft immer älter wird, werden sich die Alten auch stärker zusammentun und nach Auswegen für die Probleme suchen, wie z.B. mit Alten-WGs.


Es wirkt, als hätten Sie sich etwas rar gemacht auf der Leinwand.

H. M.:
Ich arbeite eigentlich sehr viel und gerne, aber vielleicht ist dieser Eindruck entstanden, weil ich in den letzten Jahren vermehrt Theater gespielt habe. Und dann gibt es ja auch noch meine Kinder! Sicher sind sie ein Grund für mich, noch selektiver bei meiner Arbeit vorzugehen. Aber meine Liebe zum Schauspielen ist ungebrochen.





Heike Makatsch als Birgit in Sein letztes Rennen - Foto (C) Universum Film GmbH


Interviewer: Max-Peter Heyne - 9. Oktober 2013 (2)
ID 7239
Weitere Infos siehe auch: http://www.sein-letztes-rennen.de/


Post an Max-Peter Heyne

Interview mit Dieter Hallervorden

Interview mit Kilian Riedhof




 

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