20. Jüdisches Filmfestival Berlin & Potsdam
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Erinnerung an den Holocaust, aber auch Blick in die Zukunft jüdischen Lebens auf dem Globus - im polnischen Filmdrama Ida / im US-amerikanischen Dokumentarfilm Sukkah City
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Polen, 1960er Jahre. Anna (Agata Trzebuchowska), eine junge Novizin steht kurz davor ihr Gelübde abzulegen, als sie ihr dunkles Familiengeheimnis entdeckt, das ihre bisherige Identität in Frage stellt. Bis dato wuchs sie als Waise im Schutz der Klostermauern auf, bis ihr ihre einzige Verwandte, ihre Tante Wanda (Agata Kulesza) eröffnet, dass sie in Wirklichkeit Ida Lebstein heißt und Jüdin ist. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine Reise durch das sozialistische Nachkriegspolen, auf eine Spurensuche nach Idas im Krieg ermordeten Eltern. Im Gegensatz zu der bildhübschen, unschuldigen Novizin ist Wanda eine exzentrische, gnadenlose Kommunistin, deren Weltanschauung hart mit der ihrer Nichte kollidiert. Die pointierten, knappen Dialoge zwischen den Protagonistinnen unterstreichen die Gegensätzlichkeit ihrer Lebensphilosophien. Die Frauen lüften ein trauriges Geheimnis, das das Leben beider Charaktere, so unterschiedlich sie auch sein mögen, auf den Kopf stellt und sie auf tragische Weise miteinander verbindet.
Der Film Ida erzählt still von dem Konflikt zweier Frauen, die mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Der polnische Regisseur Pawel Pawlikowski schuf ein berührendes Drama über Antisemitismus, Kommunismus und katholischem Glauben. Der in Schwarz-Weiß gehaltene Streifen untersucht aber auch Polens Rolle im Zweiten Weltkrieg zwischen Opferrolle und Beteiligung des polnischen Volkes an den Grausamkeiten des Holocaust. Die authentische Stille und das Schwarz-Weiß unterstreichen die düstere Grundstimmung des Dramas. Pawlikowski zeichnet mit seinen eigentümlich ästhetischen Einstellungen ein erschütterndes Porträt über den Widerwillen der Nachkriegsgeneration, die Kriegsverbrechen aufzuklären.
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Ida - Foto (C) Arsenal Filmverleih
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Bewertung:
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19. September 2010, Union Square, New York - zwölf merkwürdig anmutende, gebäudeartige Gebilde, die entfernt an eine Unterkunft erinnern, stehen hier und werden bestaunt. Diese wunderliche Installation, die über Nacht entstanden ist, nennt sich Sukkah City und ist ein Projekt des jüdischen Autors und Journalisten Joshua Foer. Diese aufwendigen Gebilde stellen eine 21. Jahrhundert-taugliche Version einer rund 3000 Jahre alten jüdischen Tradition dar - die des Baus von Laubhütten. Der US-amerikanische Regisseur Jason Hutt dokumentiert in seinem gleichnamigen Film den künstlerischen Entstehungsprozess der beeindruckenden Installationen.
Im Alten Testament wird Moses von Gott die Aufgabe erteilt, alle Israeliten aufzufordern, für sieben Tage lang auf den Komfort eines festen Daches über dem Kopf zu verzichten. Stattdessen sollen sie in einer Sukkah hausen. Was auf dem Union Square zu Sehen ist, hat allerdings nichts mehr mit den schlicht gestalteten Laubhütten zu tun, in denen religiöse Juden seit jeher dem Auszug aus Ägypten Tribut zollen. Vielmehr sind die zwölf Gebilde architektonisch aufwendige, moderne Neuinterpretationen einer uralten Tradition. Die Architekten der Sukkahs sind die Gewinner eines kuriosen Design-Wettbewerbes, der von Joshua Foer ins Leben gerufen wurde. Die Bewerber hatten die Aufgabe zu überdenken, was eine Sukkah überhaupt ist und dieses bewusste, zeitlich begrenzte Obdachlos-Sein auf moderne Art zu interpretieren. Dabei wurde den insgesamt 600 Bewerbern viel Spielraum für Variation und Interpretation gelassen.
In einer Art Countdown begleitet man als Zuschauer den Werdegang des aufwändigen Projektes: der Film dokumentiert sowohl die Anfangsphase, bei der eine Jury aus Designern und Architekten aus aller Welt die zwölf besten Bewerber herauspickt, bis hin zur Arbeit der Architekten-Teams und der anschließenden Installation der Neuauflage der traditionellen Sukkahs. In einem spannenden siebenundsechzigminütigen Countdown wird der Werdegang der Ausstellung gezeigt, die rund 200.000 Besucher aus aller Welt anlockte.
Bewertung:
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Lea Wieser - 12. April 2014 ID 7748
Unser Gastautorin Lea Wieser studiert z.Z. Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin, und wird von Max-Peter Heyne betreut.
Weitere Infos siehe auch: http://www.jffb.de
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