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20. Jüdisches Filmfestival Berlin & Potsdam

Jüdisches Leben im 20. Jahrhundert - Dokus über Berliner Juden, die ihren Visionen gefolgt sind




Unter dem Motto „Vorsicht gläubig“ und „Vorsicht schlau“ zeigt das nunmehr 20. Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam vom 30. März bis 13. April zunächst in Potsdam und dann in Berlin rund 30 neue Film- und Fernsehproduktionen aus europäischen Ländern, den USA und Israel, die verschiedene Aspekte jüdischen Lebens und jüdischer Kultur aus Vergangenheit und Gegenwart illustrieren. Dazu zählen in diesem Jahr auch wieder mehrere filmische Biografien, die von den jeweiligen Enkeln bzw. Enkelinnen der Porträtierten gedreht wurden. Offenbar ist die junge Generation in besonderer Weise neugierig, mehr über die tragisch verschlungenen Lebenswege ihrer Großeltern zu erfahren und verfügt über genügend Distanz, um sich ohne Scheu auch den heiklen und zwiespältigen Aspekten dieser Lebenswege zuzuwenden.

Zwei besondere Schicksale deutsch-jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert zeigen die Filmemacher Mooly Landesman mit Saga Of A Photo und Santje Kramer mit Felix Tikotin - A Life Devoted To Japanese Art, die in Deutschland erstmals im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam zu sehen sind. Beide Dokumentationen beschäftigen sich mit dem Werk zweier Juden mit deutschen Wurzeln, die ihr gesamtes Leben der Kunst und der Kultur gewidmet haben und deren Familien dabei stets an zweiter Stelle standen. Berliner Juden, deren visionäre Hinterlassenschaften für die Nachwelt bis heute von Bedeutung sind.

Die TV-Dokumentation Saga Of A Photo von der israelischen Regisseurin Mooly Landesman ist das Porträt einer Frau, deren Existenz der Liebe zum Theater und dem Land Israel gewidmet war. Santje Kramers Dokumentarfilm Felix Tikotin - A Life Devoted To Japanese Art zeigt einen Lebemann, der sich dem Sammeln japanischer Kunst hingab.




Saga Of A Photo von Mooly Landesman | Bildquelle (C) Jüdisches Filmfestival Berlin & Potsdam

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Mooly Landesman taucht anhand eines alten, vergilbten Fotos aus dem Nachlass in das Leben ihrer Großmutter Margot Klausner ein und zeichnet dabei das Porträt einer Pionierin der israelischen Kulturlandschaft. Margot Klausner wurde 1905 in Berlin als vermögende Erbin des Leiser-Schuhimperiums geboren und hatte Visionen von jüdischer Kultur, die sie zielstrebig umsetzte. Noch während der dreißiger Jahre wurde sie zur Geschäftsführerin des berühmten „Habimah National Theaters“, das durch Europa und Palästina tourte. Nach dem Krieg gründete die Ausgewanderte das israelische Herzliya-Filmstudio, in der einige der bedeutendsten Dokumentar- und Spielfilme des Landes geschaffen wurden.

Klausners Enkelin schildert in ihrer Dokumentation mit zahlreichen Originalfilmaufnahmen und Fotos die Biographie einer starken, tapferen Frau, die sich trotz privater und beruflicher Rückschläge nie unterkriegen ließ. In dem 82minütigen Film kommen Zeitzeugen, darunter Klausners Sohn und Tochter zu Wort, die dem Zuschauer einen Einblick in das Leben Margots gewähren, die stets zwischen der Liebe zwischen zwei Männern und der Liebe zum Film und dem Theater stand. Es ist die Geschichte einer Familienmutter, deren Passion zu ihrer Arbeit so viel Energie und Aufwand beanspruchte, dass ihre zwei Kinder darunter zu leiden hatten. Andererseits gelang es ihr aufgrund dieser grenzenlosen Leidenschaft, den Grundstein für Israels Kultur- und Kreativlandschaft zu legen und diese nachhaltig zu verändern. Mooly Landesman zollt mit ihrer Dokumentation dem Lebenswerk ihrer Großmutter Tribut, das diese unter schweren Kriegs- und Nachkriegsbedingungen errichtete.




Filmplakat zu Felix Tikotin - A Life Devoted To Japanese Art von Santje Kramer

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Santje Kramer geht in seinem Film auf Spurensuche des Schicksals des deutsch-jüdischen Felix Nikotin Tikotin (1893-1986), der als Vorreiter des Sammelns japanischer Kunst in Europa gilt. Auch Tkotin war gebürtige Berliner, schuf bis Anfang der 1930er Jahre eine gewaltige Sammlung an japanischen Gemälden, Druckgrafiken, Holzschnitten und Keramik und emigrierte gemeinsam mit seiner Familie während der NS-Zeit in die Niederlande. Mit Hilfe von Tikotins Enkel, Jaron Borensztajn, erkundet der Regisseur das Werk und die künstlerischen Hinterlassenschaften des charismatischen, jedoch egozentrischen und eigensinnigen Kunstsammlers. Im Gespräch mit Familienmitgliedern und Weggefährten kristallisiert sich das Porträt eines Mannes heraus, der für sein Werk lebte. Ebenso wie Margot Klausner opferte er sein Familienleben bedingungslos der Kunst.

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Beide Dokumentationen bilden das Lebenswerk zweier starker, kapriziöser Personen ab, die ihr Umfeld nachhaltig prägten. Landesmans Produktion bindet den Zuschauer durch die Verknüpfung von filmischem Originalmaterial, dramatisch inszenierten Szenen, Gesprächen mit Zeitzeugen sowie durch das Drehen an Originalorten stark in das Gesehene ein. Dadurch entsteht in Saga Of A Photo eine fast filmische Atmosphäre. Kramer hingegen hält sich strikter an die Regeln der Dokumentation: Er führt den Zuschauer mittels der Befragung von Menschen aus Tikotins Umfeld (darunter aus den Niederlanden, Deutschland, Israel, Belgien und der Schweiz) durch das Leben des Kunstsammlers. Da in den Dokumentationen die Nachkommen der Porträtierten zu Wort kommen, haben beide eine sehr emotionale Wirkung auf den Zuschauer. Saga Of A Photoist ist ein gründlich recherchierter Dokumentarfilm, der durch das eingebundene Originalmaterial spannend und zugleich authentisch wirkt und durch die filmische Dramaturgie hervorsticht, mittels der es gelingt, Margot Klausners Werk spannend und zugleich sachlich nachzuerzählen.


Bewertung Saga Of A Photo:




Bewertung Felix Tikotin - A Life Devoted To Japanese Art:



Lea Wieser - 7. April 2014
ID 7735
Unser Gastautorin Lea Wieser studiert z.Z. Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin, und wird von Max-Peter Heyne betreut.

Weitere Infos siehe auch: http://www.jffb.de




 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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