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Feuilleton


9. bis 15. September 2010, Kölner Filmhaus

„Visions of China“

Chinesisches Filmfestival in Köln mit über 20 Filmen aus der Volksrepublik China


Nachdem das Kölner Filmhaus seit 2007 schon dreimal chinesische Filmwochen organisiert hat, findet in diesem Jahr erstmalig ein chinesisches Filmfestival mit Preisverleihung statt. Dies ist zur Zeit das einzige Festival in Deutschland, auf dem ausschließlich chinesische Filme gezeigt werden. Kooperationspartner sind die Stadt Köln und die Filmhochschulen von Beijing und Shanghai.

Wie in anderen Ländern auch gibt es in China neben dem Kommerzkino eine Independence-Szene, die sich der Kinokunst verschrieben hat. Mit 17 abendfüllenden Filmen und fünf Kurzfilmen hat die Jury eine beeindruckende Auswahl getroffen. Die Jury besteht aus dem Kameramann Volker Noack, dem Regisseur Richard Huber und dem Filmemacher Claus Josten. Organisiert wird das Festival von der Kuratorin Odongoo Shiiter und dem Festivalleiter Dirk Werner. Die meisten der Filme entstanden 2009/2010, der älteste stammt aus dem Jahr 2004. Die meisten sind Dramen, es ist aber auch ein Kinder- und ein Jugendfilm dabei, zwei Komödien, eine Dokumentation und die Dokufiktion „Sechenhangru“ über eine Nachfahrin des Dschingis Khan in der 32. Generation.

Der Eröffnungsfilm „My Aunt’s Sea“ (wie alle Filme im Original mit englischen Untertiteln zu sehen) stammt vom Regisseur und Kameramann Xiao Feng, der bei der Pressekonferenz und der Eröffnungsgala am 9. September 2010 zugegen war. Er erklärte, dass seine Filme eine bewusste Abkehr vom Kommerzkino seien: „In dem Film ‚My Aunt’s Sea’ stelle ich das Landleben in China dar. Ich habe alles eins zu eins gefilmt, die Menschen und die Landschaften. Meine Darsteller sehen aus wie ganz normale Leute, die Landschaft habe ich so gefilmt, wie sie ist. Ich arbeite weitgehend ohne Beleuchtung und ohne geschönte Sonnenuntergänge oder Ähnliches.“ Hauptfigur ist die junge Frau Xiao Ou. Sie lebt bei ihrer Tante und deren Mann und ist als Kind von dem Onkel so geschlagen worden, dass sie taub wurde. In der Enge des kleinen Fischerdorfes spitzen sich Konflikte leicht zu, die im Mikrokosmos der Familie leicht eskalieren. Nach der Ertaubung des Mädchens hat die Tante aber dafür gesorgt, dass Xiao Ou ein relativ unbeschwertes Leben führen kann. Sie wird zum Arbeiten im Haushalt nur hinzugezogen, wenn es unbedingt nötig ist. Mittlerweile ist Xiou Ou zu einer jungen Frau herangewachsen und wurde in einer mehr oder weniger arrangierten Heirat mit einem jungen Mann verlobt. Dieser arbeitet an einem anderen Ort. Zum Nähen des Hochzeitskleides und der Brautausstattung schickt er einen ehemaligen Schulkameraden, der Schneider geworden ist. In diesen jungen Mann verliebt sich Xiao Ou. Durch die Abgelegenheit des Dorfes konnte sie nie eine Taubstummenschule besuchen. Ihr kleiner Neffe aber hat gelernt, ihre Stimmungen zu interpretieren und kommuniziert das nach Außen. Er ist sozusagen das Sprachrohr für ihre Befindlichkeiten und da er sehr pfiffig ist, bekommt er auch Sachen mit, die ein Erwachsener lieber für sich behält. Die kleine Plaudertasche posaunt aber einiges heraus und so kommt es zum Konflikt. Xiao Ou muss sich entscheiden, ob sie auf ihren Verlobten wartet und damit auch die Existenz ihrer Familie sichert, oder ob sie mit dem Schneider durchbrennt. Es ist ein Balance-Akt zwischen den Traditionen und der Selbstbestimmung der jungen Frau. Letzteres würde aber Mut kosten...


Xiao Ou und ihr kleiner Neffe - Foto: Kölner Filmhaus


Ebenfalls bei der Pressekonferenz zugegen war der in China sehr bekannte Regisseur Yin Li, der mit „The Knot“ (2006) vertreten ist, einem Liebesdrama zu Kriegszeiten 1940. Yin Li erläuterte in Köln die Produktionsbedingungen in China. Die meisten Regisseure machen auch Soaps fürs Fernsehen, um der Erfahrung und des Bekanntheitsgrades willen. Einen Markt für Kunstkino gäbe es nicht, das sei zur Zeit Liebhaberei. Es besteht aber ein großes Interesse an der Etablierung Chinas als Filmland. Allein schon aus finanziellen Gründen sei man, wie andere Länder auch, auf Koproduktionen angewiesen. Die Volksrepublik China fördert internationale Koproduktionen durch Steuererlass. Für ausländische Produzenten sei China insofern interessant, als die Bevölkerungszahl bei 1,3 Milliarden Menschen liegt. Das ist ein riesiger Markt.


Die Absichten des Kölner Filmhauses haben Odongoo Shiiter und Dirk Werner so formuliert: „Wir möchten das Bewusstsein dafür wecken, dass China und Deutschland, zwei Länder mit einer jeweils eigenen reichen Kultur, Geschichte und Tradition, mehr Gemeinsamkeiten haben, als man auf den ersten Blick vermuten möchte. Tatsächlich wächst die Aufmerksamkeit, die man in China deutscher Kultur entgegen bringt, kontinuierlich. Und das Interesse der Deutschen an China ist keineswegs geringer.“ Aus diesem Grund möchte das Kölner Filmhaus die Gelegenheit bieten, „den chinesischen Film als Repräsentanten einer höchst vielfältigen Kultur im Zusammenhang kennen zu lernen.“


Helga Fitzner - red. / 10. September 2010
ID 00000004816
Das Programm:
09.09.2010 - 20:00 My Aunt’s Sea
10.09.2010 - 18:00 Beyond the sacred Land
10.09.2010 - 20:00 My Garden of Eden
10.09.2010 - 22:00 Red River
11.09.2010 - 16:00 Ancient Town
11.09.2010 - 18:00 Beautiful Homeland
11.09.2010 - 20:00 The Knot
11.09.2010 - 22:00 Sechenhangru
12.09.2010 - 16:00 Walking to school
12.09.2010 - 18:00 Cell Phone
12.09.2010 - 20:00 80 Fo, Heaven eternal, earth everlasting
12.09.2010 - 22:00 Courthouses from the horseback
13.09.2010 - 18:00 Dabings Shakespeare
13.09.2010 - 20:00 Amor - Sentimental Life
13.09.2010 - 22:00 Kurzfilme 1
14.09.2010 - 18:00 Kurzfilme 2
14.09.2010 - 20:00 Good Earth
14.09.2010 - 22:00 You deserve to be single

Weitere Infos siehe auch: http://www.visionsofchina.de/





 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

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