Kino gegen
den Mainstream
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Bewertung:
Vom Beginn der Filmgeschichte an hat es neben realistischen Filmen mit einer nachvollziehbaren Handlung Filme gegeben, die man mal surrealistisch, mal absurd, mal experimentell genannt hat und die nicht den Regeln der Alltagslogik entsprechen. So auch Wenn ich es oft genug sage, wird es wahr, im Original Je me tue à le dire von Xavier Seron aus dem Jahr 2016. Den lockeren roten Faden bildet das Verhältnis eines erwachsenen hypochondrischen Sohns zu seiner krebskranken Mutter, einer schrulligen Alten, die Elemente der Komödie mit einem tragischen Assoziationsraum verbindet. Kurze Szenen erzeugen eine Stimmung, die eine psychologisierende Interpretation verhindert, aber doch lyrische und auch berührende Momente enthält. Nebenfiguren treten auf und verschwinden wieder, die Welt zerfällt in Ereignisse, die keinen Zusammenhang aufzuweisen scheinen.
Das eigentliche Ereignis dieses Schwarz-Weiß-Films aber ist die Kameraarbeit von Olivier Boonjing, die mal an den frühen Jim Jarmusch, mal an den jungen Roman Polanski, mal an Luis Buñuel erinnert. Jede einzelne Einstellung könnte als Exponat in einer Fotoausstellung reüssieren. Die Kadrierung sagt mehr aus als die sparsamen Dialoge. Wenn ich es oft genug sage, wird es wahr gehört zu den selten gewordenen langsamen Filmen mit ruhigen Einstellungen. Er verzichtet auf durchgehende Musikuntermalung, wenn dann aber eine Arie von Purcell oder Händel im Off oder der St. James Infirmary Blues - beim Begräbnis der Mutter - im On erklingt, hat das eine ungeheure Wirkung.
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Thomas Rothschild – 9. November 2018 ID 11029
Weitere Infos siehe auch: https://www.goodmovies.de/wenn-ich-es-oft-genug-sage-wird-es-wahr.html
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