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DVD-Kritik

Herumtreiber

beim Szene-

Fetisch-

Hopping



Bewertung:    



Durch geöffnete Fenster erklingen Hintergrundgeräusche einer im Dunkeln liegenden Großstadt. Die erste Filmeinstellung provoziert: Ein Kniender bearbeitet das ausgefahrene Geschlechtsteil eines anderen mit Fingern und Mund. Der Stehende zieht den jungen, mit T-Shirt Bekleideten, am Kinn zu sich hoch. Beide blicken daraufhin einander einen kurzen Moment lang mit Abstand an. Die halbnahe Perspektive von Kamerafrau Eli Börnicke zeigt die bekleideten Oberkörper und Blicke der sichtlich Erregten; Jonas (Gustav Schmidt) und seines Gegenübers Moritz (Lorenz Hochhuth). Einen Moment später umarmen sie sich und pressen ihre Körper lustvoll aneinander. Jonas sagt mit liegendem Kopf auf der Schulter des Freundes: „Schön, dass du nach Berlin gezogen bist.“

Mit diesen Bildern des Begehrens beginnt der Coming-of-Age Film Drifter (aktuell auf DVD erschienen), das Langfilmdebüt von Hannes Hirsch.

Das 77minütige Drama behandelt das Erwachsenwerden und die Identitätssuche eines schwulen Mannes in der Großstadt Berlin. Im Zentrum der Geschichte steht der 22jährige Moritz, jungenhaft mit naiver Sehnsucht nach einer romantischen Beziehung. Sein Freund Jonas, ein Berliner Fotograf, ist schnell gelangweilt und gibt dem unbedarften, unscheinbareren Moritz den Laufpass. Nach kurzem Trennungsschmerz probiert Moritz sich aus, driftet herum und lernt Orte wie Dark Rooms kennen. Er bewegt sich recht zwanglos im Berliner Nachtleben, besucht Techno- und Fetisch-Partys, pflegt oberflächliche sexuelle Kontakte und findet langsam queere Freunde.

Moritz interessiert sich bald für einen sogenannten „Club der 100+5 besten Männer Berlins“. Er rasiert sich die Kopfbehaarung ab, trainiert im Fitnessstudio, bewegt sich in extrovertierterer Garderobe. Bald begegnet er dem 35jährigen Noah (Cino Djavid), der Moritz zu sich in seine WG einlädt. Auch mit Stefan (Oscar Hoppe), mit dem er gemeinsam regelmäßig Klarinette probt, lässt er sich auf einen Flirt ein. Nach einer wochenlangen Beziehung verlässt Moritz Noah plötzlich und ghostet ihn. Stefan demütigt er in einer Szene sexuell.

Darsteller Lorenz Hochhuth zeichnet die zentrale Figur brüchig; in einem Moment erscheint er unnahbar und stolz, im nächsten zerbrechlich, einsam und sensibel. Regisseur und Co-Autor Hannes Hirsch arbeitet fragmentiert mit narrativen Sprünge und Auslassungen; so erfahren wir etwa nichts über mögliche berufliche Ambitionen von Moritz. Im schnellen Tempo zeigt Drifter viele Begegnungen und Schauplätze. Es wird der Gruppendruck unter insbesondere jüngeren Schwulen behandelt, möglichst groß, männlich, schlank und muskulös zu sein. In einigen Szenen werden leise Depressionen, Einsamkeit und Drogenmissbrauch in dieser Gruppe angedeutet. Das kurzweilige Drama mit einem ausgewählten Musikscore queerer Performer handelt von der Sinnsuche, dem Sich-Verlieren, von Freiheit und vom Exzess, bleibt dabei aber mitunter etwas oberflächlich. Die nichtsdestotrotz sehenswerte DVD enthält ein Booklet.
n. k. - 4. Dezember 2024
ID 15039
Edition Salzgeber-Link zur DVD Drifter


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= katastrophal

 


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