„Du machst was
mit mir“
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Bewertung:
Boris (Fabian Stumm) und Jonathan (Knut Berger) wirken kreativ-künstlerisch als Schauspieler respektive Schriftsteller. Das Paar setzt sich berufsbedingt stets auch mit Beziehungen auseinander. Daheim, eingehüllt in blütenweiße Bettdecken, lässt die Sinnsuche sie nicht los. Sie konfrontieren sich unaufdringlich vis-a-vis mit Beziehungsfragen und Ängsten. In Knochen und Namen (2023; vor kurzem auch auf DVD erschienen) sehen wir beide bald mit neuen Partnern: Boris kommt dem Schauspielkollegen Tim (Magnus Mariuson) näher. Jonathan genießt diverse Treffen mit inspirierenden Menschen wie Becks (Godehard Giese) zu einem neuen Buchprojekt.
Knochen und Namen ist eine nachdenkliche Tragikomödie über kontaktfreudige Menschen: Begegnungen treiben den Film voran. Das 104-minütige Drama porträtiert einfühlsam Menschen mit Freude an der Offenheit und Intimität. Episoden beleuchten mal Jonathan und mal Boris im Alltag. Mitunter kommen auch ganz andere Figuren zu Wort: Da machen sich in einer Szene zwei Mädchen einen Spaß daraus, zwanglos beliebige Telefonrufnummern anzurufen. Sie erreichen einen Herrn Dunkel. Eines der Mädchen kichert laut: „Dann machen sie halt das Licht an!“ Es darf ruhig auch albern sein. Der Film fokussiert einen spontanen und instinktiven Anschluss an das Leben um uns herum.
Neben anderen Figuren überzeugt insbesondere Marie-Lou Sellem in der Rolle der Jeanne, eine französische Regisseurin, die ihr eigenes Schicksal zu bebildern versucht. Sellem (Kafkas Mutter in der TV-Serie Kafka) erhielt für ihre nuancierte und kraftvolle Darstellung 2024 eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis als beste weibliche Nebenrolle.
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Die DVD bietet als Bonusmaterial neben dem Trailer zwei interessante Kurzfilme von Regisseur, Autor und Darsteller Fabian Stumm:
Der 31minütige Kurzfilm Daniel (2021) begleitet eine schwangere Frau (Susie Meyer), die auf ein Zeichen ihres verschwundenen Mannes wartet. Fabian Stumm spielt selbst in einer Szene eine unterstützende Bekanntschaft der angehenden Mutter. Die Protagonistin wird während der routinemäßigen Gymnastik zuhause und beim Aufräumen der Wohnung des Mannes gezeigt. Sie bereitet sich auf ihre Rolle als alleinerziehende Mutter vor. Wenn sie bei Behörden vorspricht, wird sie um Auskunft über den Kindsvater gebeten. Die alleinstehende Frau fängt an zu lachen und bald an zu weinen. Dies ist ein starker Moment in dem ebenso bedrückenden wie berührenden Kurzfilm über Verlust.
Der 17-Minüter Bruxelles (2021) überrascht mit einem ungewöhnlichen Rollenspiel. Sandra (Anneke Kim Sarnau) lädt einen Obdachlosen (Fabian Stumm) zu sich nach Hause ein. Sie bietet ihm eine Wasch- und Rasiergelegenheit und stattet ihn mit festlicher Herrengarderobe aus. Als er ihr so später ansehnlicher als noch beim Ankommen gegenübertritt, lädt sie ihn zum vertraulichen Dinner ein. Sie nennt den verlegen-verschlossenen Obdachlosen Marek. So hieß ein Freund, der sie vor Jahren verlassen hat. Nach ersten Flirt-Versuchen verkündet Sandra alsbald einen Trennungswunsch. Der Obdachlose erhält am Türausgang ein Honorar. Ein Bekannter (Knut Berger) unter der Brücke wundert sich später über das ungewöhnlich noble Auftreten des nächtlichen Gefährten.
Die originellen Dramen auf der DVD machen neugierig auf Fabian Stumms zweiten Regie-Langfilm Sad Jokes, der Herbst 2024 in den Kinos startete und bereits renommierte Auszeichnungen beim Filmfest München abräumte. Hier konnte der Regisseur und Autor unter anderem den Schauspieler Jonas Dassler (Der goldene Handschuh, 2019) an seiner Seite gewinnen.
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n. k. - 7. Januar 2025 (2) ID 15091
Weitere Infos siehe auch: https://salzgeber.de/knochenundnamen
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